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GDL mit hohen Zielen

04.08.14 (Allgemein) Autor:Stefan Hennigfeld

Die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) hat sich für die diesjährige Tarifrunde hohe Ziele gesetzt: Man möchte erstmals überhaupt für Zugbegleiter verhandeln, zuletzt konnte man im Jahr 2007 den Nachweis nicht erbringen, dass eine ausreichende Quote Fahrpersonal, abgesehen natürlich von Triebfahrzeugführern, unter dem eigenen Dach organisiert sind. Ob das diesmal funktioniert ist fraglich, Zughalt-Informationen zufolge sind bundesweit im Durchschnitt maximal 35 Prozent bei der GDL organisiert, unabhängig von einzelnen Ortsgruppen oder Einsatzstellen, in denen der Anteil höher ist.

Der Arbeitgeberverband Mobilität und Verkehr (AGV MoVe), der für die DB AG am Tisch sitzt, wird keine widersprüchlichen Tarifverträge zweier Gewerkschaften für dieselbe Arbeitnehmergruppe akzeptieren. Es werden also entweder alle Zugbegleiter von der EVG oder alle von der GDL vertreten. In einer vertraulichen Erklärung, die man während der Tarifverhandlungen herausgegeben hat, heißt es: „Wir sind bereit, mit der GDL in Verhandlungen einzutreten, soweit und solange diese sich ausschließlich auf Lokomotivführer beziehen.“ Das Angebot, das man übernächste Woche bei der nächsten Tarifrunde vorlegen wird, wird sich nur auf Entgeltfragen beziehen. Weiter heißt es: „Verhandlungen über Zugbegleiter oder andere Arbeitnehmergruppen, die nicht vom aktuellen Geltungsbereich des LfTV erfasst sind, werden wir mit der GDL nicht führen, solange die Gefahr besteht, dass es zu einer Tarifkonkurrenz kommen kann. Wir vertreten die gleiche Position auch gegenüber der EVG hinsichtlich etwaigen Forderungen für Lokomotivführer.“

Somit ist klar: Wenn nicht eine der beiden Gewerkschaften nachweisen kann, dass sie eine Mehrheit der jeweiligen Berufsgruppe organisiert, wird sich an der gewerkschaftlichen Zuständigkeit nichts ändern. In einem internen Brief von GDL-Chef Claus Weselsky wirft dieser der DB AG vor, „die geltende und durch das Bundesarbeitsgericht bestätigte Tarifpluralität“ zu ignorieren. Die GDL sei dadurch „an der Ausübung der durch das Grundgesetz geschützten Vertretung der Interessen ihrer Mitglieder gehindert“ worden. Er kündigte an, es werde keine „Mitglieder erster und zweiter Klasse“ geben, das Ziel, für das übrige Fahrpersonal einen Tarifvertrag abzuschließen, bleibt also vorhanden.

Weitere Verhandlungsrunden sind für die übernächste Woche geplant: Am Montag, den 18. und Mittwoch, den 20. August treffen sich die Tarifparteien erneut. Die GDL will sich bis dahin schriftlich positionieren und verlangt weiterhin nicht nur eine Entgelterhöhung, sondern auch eine erhebliche Arbeitszeitverkürzung – zumindest im Bereich der Angestellten. Die Beamten arbeiten weiterhin 39 Stunden, während die Angestellten nur noch 37 Stunden arbeiten sollen. „Mitglieder erster und zweiter Klasse“ zwischen Angestellten und Beamten scheint man bei der GDL daher nicht grundsätzlich abzulehnen – zumindest in den alten Ländern ist rund jeder zweite DB´ler noch Beamter.

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