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NV.BW: Die erfolgreiche Arbeit der Deutschen Bahn

21.07.14 (Baden-Württemberg, Kommentar, Verkehrspolitik) Autor:Stefan Hennigfeld

Je intensiver man sich einliest in die Zustände, die in Baden-Württemberg herrschen, desto stärker hat man das Bedürfnis DB Regio zu gratulieren. Da ist ein großartiger Deal gelungen, das schaffen nur wenige Marktakteure. Natürlich ist der Vertrag für das Land Baden-Württemberg unvorteilhaft, aber was macht das schon? Je schlechter für den einen, desto besser für den anderen. Bereits vor über zehn Jahren hat die Unternehmensführung bei der Deutschen Bahn hier einen Auftrag an Land gezogen, mit dem man viel Geld machen und auch, wenn man das will, Kampfpreise in anderen Gebieten Deutschlands oder bei wettbewerblichen Vergaben in Baden-Württemberg refinanzieren kann.

Ja man muss sich das vergegenwärtigen: Viel wird über die Deutsche Bahn geschimpft, aber die macht genau das, was alle Unternehmen machen, nämlich Geschäfte und Geld verdienen. Dabei ist man, wie das aktuelle Beispiel zeigt, sehr erfolgreich. Aus Sicht des Aufgabenträgers ist das freilich etwas anderes. Hier gibt es natürlich auch einige, die wissen, wie man die Kosten senkt und gleichzeitig mit Qualität und Leistung nach oben geht, aber genau da sind eben keine attraktiven Renditen mehr zu erzielen. Da ist es von DB Regio nur konsequent, dass man den Marktaustritt ankündigt, wie aktuell in Nordrhein-Westfalen, oder zumindest teilweise vollzieht, wie in Niedersachsen. Zur Erinnerung: Auf der heutigen Metronom-Strecke nach Cuxhaven hat DB Regio sich nicht mehr beworben und das Netz freiwillig hergeschenkt. Es hätte nicht mehr ausreichend Geld gebracht.

Natürlich hat man immer mal wieder Ausschreibungen gewonnen, die umkämpft waren, etwa die Rhein-Haard-Achse und das Paket S5/S8 in Nordrhein-Westfalen, beides unmittelbar nach dem Abellio-Urteil. Aber das unternehmenspolitische Ziel, Rendite vor Marktanteil zu stellen, ist erkennbar vorhanden. Sollen doch andere für minimale Gewinne in irgendwelchen Ausschreibungsnetzen fahren, wo es allenfalls ums Flagge zeigen geht. Denn dass DB Regio trotz Abellio-Urteil in der Lage ist, attraktive Vergaben zu akquirieren, zeigt z.B. das Elektronetz Nord in Sachsen-Anhalt oder das ebenfalls dort verortete Bitterfelder Kreuz. Bei letzterem musste man nur warten, bis der andere Bieter, in dem Fall Abellio, aufgrund eines nicht funktionierenden Staatsapparates (anders kann man es nicht mehr nennen, wenn eine Vergabekammer statt vier Wochen ein halbes Jahr braucht) die Bindefrist für das Angebot nicht verlängert hat.

Man hat auch da richtig gehandelt: Mit einem Angebot, das den angemessenen Gewinn gewährleistet hat und man hat den längeren Atem bewiesen. Natürlich hat das damit zu tun, dass die Deutsche Bahn an einigen Punkten strukturell bevorteilt ist, aber das hat man größtenteils der eigenen erfolgreichen Lobbyarbeit zu verdanken, die es bei Wettbewerbsbahnen (noch) quasi gar nicht gibt. Das kostet Geld, aber es ist gut angelegt. Daher: Glückwünsch, DB Regio. Man kann nichts anderes als Hochachtung empfinden. Und den Aufgabenträgern sei an dieser Stelle ins Stammbuch geschrieben: Macht Eure Arbeit besser und verhindert künftig so Verträge wie es sie in Baden-Württemberg gibt!

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