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Der Fernbus macht die Eisenbahn besser

28.07.14 (Fernverkehr, Kommentar, Verkehrspolitik) Autor:Stefan Hennigfeld

Die Deutsche Bahn erzählt ernsthaft, der Fernbus sei eine Gefährdung für den SPFV in Deutschland. Zum Vergleich: 50 Millionen Euro Umsatzeinbuße sollen dadurch entstanden sein (ist klar, Herr Grube hat jeden Fernbusfahrgast persönlich gesprochen und dann ausgerechnet), während allein das Pfingstunwetter in Nordrhein-Westfalen 60 Millionen Euro kostet. Zum Vergleich: Bei einem Umsatz von 20 Milliarden Euro ist eine Schwankung von 50 Millionen Euro (0,25 Prozent) am Rande zur Messungenauigkeit.

Der Fernbus ist nicht das Ende der Eisenbahn in Deutschland, im Gegenteil. Lang und breit wurde schon darüber diskutiert, was die Deutsche Bahn alles gemacht hat als Reaktion auf den Fernbus: Man kann jetzt eine halbe Stunde am Tag in den Bahnhöfen kostenfreies WLAN nutzen, Sparpreise sind jetzt einen Tag und nicht mehr nur drei Tage vor der Fahrt verfügbar, auch wenn die Kontingentierung natürlich stets ein Geheimnis ist. Aber auf einmal fahren eigenwirtschaftliche IRE-Züge durch Deutschland, die explizit auf die preissensitive Kundschaft ausgerichtet sind. Die Eisenbahn profitiert vom Fernbus, weil sie besser wird. Marktdruck erzeugt Leistung, die Einführung des Fernbusses ist der sichtbare Beweis für diese These. Interessant ist, dass genau die sogenannten „Fahrgastverbände“, die bei Fernbussen immer nach Barrierefreiheit rufen, das bei preisgünstigen IRE-Verbindungen nicht ganz so genau nehmen („kann man ja zu dem Preis nicht erwarten“). Das zeigt, dass man hier aus ideologischen Gründen gegen den Fernbus ist, aber die Eisenbahn wird durch Verbote konkurrierender Angebote eben nicht besser, sondern nur monopolistischer.

Gerade in der heutigen Zeit, in der selbst Oberzentren im großen Stil vom SPFV abgekoppelt sind, ist mit dem Bus eine gute Alternative da. Wenn die DB AG für die Zukunft eine Verringerung des SPFV ankündigt, dann ist der Bus maximal eine Ausrede: Tatsächlich wird sich in diesem Sektor der Break Even in den kommenden Jahren massiv nach oben verschieben. Da die Deutsche Bahn AG das Rollmaterial der Bundesbahn geschenkt gekriegt hat, brauchte sie auf die InterCity-Waggons und selbst auf die Triebzüge vom Typ ICE 1 keinerlei Abschreibungen durchführen. Das wird sich in Zukunft ändern und entsprechend werden wirtschaftliche Verbindungen unwirtschaftlich.

Nun versucht die DB AG Alimentierungen aus Regionalisierungsgelderrn zu akquirieren. Das ist in mehrfacher Hinsicht rechtswidrig: Es ist ein Vergaberechtsverstoß, es ist eine Zweckentfremdung von Regionalisierungsgeldern und selbst wenn die Länder es aus ihren eigenen Haushalten finanzieren würden, wäre es nach Art. 87e GG immer noch eine Bundesaufgabe. Aber es belegt, dass der SPFV flächendeckend nicht eigenwirtschaftlich funktioniert – diese Erkenntnis ist notwendig, um politische Folgen zu fordern. Deswegen kommt z.B. die Initiative Deutschlandtakt seit geraumer Zeit nicht mehr weiter, weil man die Forderung nach bestelltem SPFV nicht artikuliert. Hier liegt das eigentliche Problem, wenn die DB AG hier von Fernbussen spricht, dann ist das eine Nebelkerze, tatsächlich gibt es andere Problemursachen.

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