Pro Bahn: Bruchertseifer bestätigt
03.04.14 (Allgemein) Autor:Stefan Hennigfeld
Der Fahrgastverband Pro Bahn hat auf seinem Bundesverbandstag am letzten Wochenende den Bundesvorsitzenden Jörg Bruchertseifer im Amt bestätigt, das er seit zwei Jahren innehatte. Damals setzte er sich in einer Kampfabstimmung gegen Heiner Monheim und Karl-Dieter Bodack durch. Ob es heuer einen Gegenkandidaten gab, ist nicht bekannt. Seine Stellvertreter bleiben Winfried Karl und Alexander Drewes. Neu in den Vorstand rückt Ingo Franßen ein. Schatzmeister bleibt Marcel Drews. Seine Wiederwahl ist in der jetzigen Situation keine Überraschung, war jedoch im Laufe seiner ersten Amtszeit durchaus nicht immer sicher.
So hat er versucht, als Bundesvorsitzender den Landesverband Berlin-Brandenburg aus dem Bundesverband auszuschließen, was jedoch nicht funktioniert hat. Dieser beteiligt sich z.B. regelmäßig an den sogenannten „Alternativen Geschäftsberichten“ zur Deutschen Bahn, die aus dem linksextremistischen Spektrum kommen und in denen u.a. der heute Bundesehrenvorsitzende Karl-Peter Naumann scharf kritisiert wird. Darüber hinaus unterstützt der Berliner Landesverband den linksextremistischen S-Bahntisch, ein informelles Bündnis teilweise neostalinistischer und kommunistischer Gruppierungen, die für die Berliner S-Bahn eine Direktvergabe an die Deutsche Bahn fordert. Für den Fall, dass der Ausschluss dieses Landesverbandes aus dem Bundesverband nicht klappt, kündigte er zwischenzeitlich an, dass er für eine weitere Amtszeit nicht zur Verfügung stehen sollte. Er änderte seine Meinung und steht dem Verband, dessen wichtigstes Gesicht allerdings nach wie vor sein Vorgänger Naumann ist, nun für (mindestens) zwei weitere Jahre vor.
Anlässlich der Veranstaltung hat der Verein auch zwei sogenannte „Fahrgastpreise“ ausgegeben. Prämiert wurden die kommunalen Betreiber der Straßenbahnnetze in Gera und Jena. Der Gerarer Verkehrsbetrieb (GVB) wurde für gute Umsteigehaltestellen, übersichtliche Fahrpläne und eine effektive Betriebsorganisation geehrt. GVB-Geschäftsführer Ralf Thalmann freute sich sehr über die Auszeichnung, weil dem Betrieb trotz eines vergleichsweise niedrigen Zuschussbedarfs ein eisiger Wind der klammen Stadt Gera entgegen weht. Thalmann versicherte den Fahrgastvertretern, dass der örtliche Fahrgastbeirat „sehr direkt in die Entscheidungen eingebunden wird“. Die zweiten Empfänger sind die früheren Geschäftsführer der Jenaer Nahverkehrsgesellschaft, Bernhard Graduszewski und Uwe Friedrich, die nach der Wende die Straßenbahn Jena vor der Abwicklung bewahrten und für Investitionen von 250 Millionen Euro in die Tram der Wissenschaftsstadt sorgten. Auch die Eisenbahn-Infrastrukturgesellschaft Aurich-Emden (EAE) und die Eisenbahngesellschaft Ostfriesland-Oldenburg (egoo) wurden für ihr hohes Engagement bei Reaktivierungsprojekten in Ostfriesland vom Verband gelobt. Die sogenannten „Fahrgastpreise“ sind ideeller Natur und daher ohne pekuniäre Dotierung.