Viel zu tun bei der EVG
25.11.13 (Kommentar) Autor:Stefan Hennigfeld
Der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) stehen stürmische Zeiten bevor. 2014 wird es für die nächsten Jahre eine wegweisende Entscheidung geben, nämlich ob die Triebfahrzeugführer im DB-Konzern weiterhin von der GDL oder künftig wieder von der EVG vertreten werden – während die GDL nach wie vor die Zugbegleiter organisieren möchte. Unterschiede zwischen den Gewerkschaften gibt es z.B. beim vierten Eisenbahnpaket: Die EVG ist gegen eine Trennung von Netz und Betrieb, bei der GDL weiß man das nicht so genau: Man fährt eine kommunikative Doppelstrategie. Nach außen hin behauptet man, man sei gegen die DB-Konzernstruktur, nach innen suggeriert man den Mitgliedern, dass es nur mit der GDL ein Zurück zur Bundesbahn geben könne. Schließlich war die EVG unter Mehdorn, damals noch als Transnet unterwegs, für eine Privatisierung der Deutschen Bahn AG, als einzige deutsche Gewerkschaft und auch als einzige Eisenbahnergewerkschaft der Welt.
Ein Image, von dem man auch mit einer Namensänderung nur schwerlich wegkommt und ob man es schafft, der GDL die Lokführer wieder zu entreißen, sei dahingestellt. Dabei hat die EVG durchaus Schwierigkeiten angesichts der aktuellen Branchenentwicklungen: Vertriebsleistungen werden immer öfter gesondert vergeben und der Vertriebsmarkt wird sich in den kommenden Jahren erst entwickeln und dann hochgradig attraktiv werden für die gesamte Reisebranche. Das sind aber alles Unternehmen, die – im Gegensatz zu DB Vertrieb – gar nicht daran denken, Tarifverträge mit der EVG abzuschließen, sondern die mit ihrem angestammten Tarifpartner Ver.Di in diesen Markt gehen werden. Das ist noch nicht aktuell und wird es in den nächsten zwei, drei Jahren auch nicht. Brandaktuell ist aber das Thema Herstellerwartung, wo die EVG sich bislang selbst diskreditiert, weil sie vor vermeintlichen Billiglöhnen warnt. Tatsächlich aber fürchtet man, dass hier ein ganzer Sektor an die IG-Metall wegbricht, denn Angestellte der Hersteller fallen unter deren Tarifvertrag, so z.B. die Mitarbeiter von Siemens, die am Standort Koblenz die Triebfahrzeuge von Trans Regio instandhalten. Die verdienen deutlich mehr als die Herrschaften bei DB Instandhaltung – und wenn dieses Modell Schule macht, dann hat die EVG ein Problem – und das wissen deren Funktionäre.
Gerade deswegen will man ja um jeden Preis die Lokführer zurück, denn perspektivisch droht einem sogar ein Dreifrontenkrieg: Gegen die GDL beim Fahrpersonal, gegen Ver.Di beim Vertriebspersonal und gegen die IG-Metall bei den Werkstattmechatronikern. Deshalb ist man auch so sehr für die Beibehaltung des DB-Konzerns, denn solange der Branchenprimus so dominant ist wie im Moment, hat man eine dauerhafte Lebensversicherung. Wenn aber Netz und Betrieb nicht mehr gemeinsam geführt werden, wenn auch die handelsrechtlich organisierte Ex-Bundesbahn als solche in verschiedene Einzelteile zerschlagen wird, hat die EVG ein Problem – und das ist auch der Grund, wieso die GDL sich (im Prinzip) zurücklehnen könnte – wenn die Basis mit ihrem Wunsch nach Verbeamtung nicht wäre.