Stuttgart 21 auf gutem Weg? Naja …
04.11.13 (Baden-Württemberg, Kommentar, Stuttgart) Autor:Niklas Luerßen
Die Deutsche Bahn sieht sich also wieder einmal mit ihren Bautätigkeiten beim sogenannten Bahnprojekt Stuttgart-Ulm, welches die Projekte „Stuttgart 21“ und die „Neubaustrecke Wendlingen-Ulm“ umfasst, „auf einem guten Weg“. Auf dem ersten Blick mag das positiv klingen. Bei näherem Hinschauen jedoch hatte die Bahn solcherlei Meldungen bereits in der Vergangenheit mehrfach durch den Projektsprecher Wolfgang Dietrich verbreiten lassen, die sich im Endeffekt nicht wirklich als Baufortschritt oder gar reine Propaganda erwiesen hatten.
So werden Bauarbeiten als Projektfortschritte beworben, die entweder reine Abrissarbeiten oder bestenfalls bauvorbereitende Maßnahmen sind. Geschehene Pannen werden selbstverständlich ausgeblendet oder nicht mit Stuttgart 21 in Verbindung gebracht. Erinnert sei an den leichten Wassereinbruch bei Baubeginn am Nordausgang, der temporären Unterbrechung der Arbeiten auf der unter den Gegnern genannten „Brache“ (Gebiet mit den massiv gefällten Bäumen im Mittleren Schlossgarten), da Dolinen gefunden wurden, oder die mehrfachen Entgleisungen an der berühmt gewordenen Weiche 227, da der Gleisradius aufgrund der Vorverlegung der Bahnsteige sehr klein geworden ist, so dass bei den geschobenen Wendezügen eine „Überpufferung“ stattgefunden hatte.
Nun hat die Bahn vor, im Dezember mit dem Zwischenangriff in Wangen für den Obertürkheimer Tunnel zu beginnen, ohne dass sicher geklärt ist, ob beim Erreichen des Tunnelendes „Hauptbahnhof Süd“ (nahe Wagenburgtunnel) ein fertig verlegter Nesenbachdüker vorhanden ist, für dessen Bau wiederum ein voll funktionsbereites und genehmigtes Grundwassermanagement benötigt wird. Auch lobt Dietrich die Stuttgarter Straßenbahnen (SSB) für ihre vorgezogene Baumaßnahme des Stadtbahntunnels für die U12 durchs Europaviertel, obwohl die SSB diese Tunnelverlegung die Tage sowieso hätten anfangen müssen zu bauen, da der alte Tunnel in vereister Bauweise erstellt wurde und dessen Anlagen aufgrund des Alters und damit höherem Wartungsaufwandes immer häufiger ausfallen, wodurch verstärkt Wasser in den Tunnel eintritt.
Das Planfeststellungsverfahren 1.3 auf den Fildern für den Flughafenbahnhof sowie der Rohrer Kurve läuft gerade mal an und wurde in der Vergangenheit vom Eisenbahnbundesamt mehrfach zurückgewiesen. Bei nächtlichen Rammarbeiten in Untertürkheim gab es am Samstagabend an mindestens einem Gebäude, das knapp außerhalb der sogenannten Beweissicherungszone liegt, Beschädigungen. Als wäre das nicht genug, wird nun vom Kommunikationsbüro auch noch versucht, negative Berichterstattung einzudämmen; so zu sehen an der aktuellen Klage des Büros gegen die Stuttgarter Zeitung wegen ihrer Behauptung anhand von vorliegenden Bahndokumenten, die Inbetriebnahme von S21 würde mit großer Wahrscheinlichkeit erst im Jahr 2022 erfolgen können. Wohin etwaige Gelder fließen würden, die Bahnchef Grube aktuell zur Modernisierung der maroden Infrastruktur fordert, kann man sich daher angesichts der noch zu erwartenden Kostenentwicklung bei S21 denken.