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Pro Bahn: Jörg Bruchertseifer am Ende?

29.10.13 (Allgemein) Autor:Stefan Hennigfeld

Der Fahrgastverband Pro Bahn sieht sich erneut einer schweren Zerreißprobe ausgesetzt. Hintergrund sind Bestrebungen des Bundesvorsitzenden Jörg Bruchertseifer, der den Landesverband Berlin-Brandenburg aus dem Bundesverband ausschließen wollte. Dieser hatte sich an der Erstellung des „Alternativen Geschäftsberichts“ der Deutschen Bahn AG durch den informellen Zirkel „Bahn für alle“ beteiligt und darin massiv den Bundesverband und auch dessen Ehrenvorsitzenden Karl-Peter Naumann persönlich angegriffen.

Dort lehnt man die Eisenbahnreform als solche generell ab und spricht sich für eine Rückumwandlung der Deutschen Bahn AG in eine Bundesbehörde und Zwangsenteignungen aller in Deutschland tätigen Eisenbahnunternehmen außerhalb des DB-Konzerns aus. Für Bruchertseifer war das zuviel: Er machte Informationen des Eisenbahnjournals Zughalt.de sogar seinen Verbleib im Vorstand von der Zukunft des Berlin-Brandenburger Landesverbandes abhängig, auch wenn er davon inzwischen nichts mehr wissen will. Das ständige Schiedsgericht von Pro Bahn kam zu der Auffassung, dass ein Ausschluss eines Landesverbandes zwar generell möglich sei, dass im konkreten Fall jedoch keine schwerwiegenden Gründe vorliegen.

Somit hat der Bundesvorstand um Jörg Bruchertseifer sein Ziel erkennbar verfehlt und muss sich auch künftig mit den Querschüssen aus der Bundeshauptstadt auseinandersetzen. Bereits seit langer Zeit ist der Landesverband Berlin-Brandenburg ein Problemträger innerhalb von Pro Bahn. So unterstützt der Berliner Landesverband beispielsweise den linksextremistischen sogenannten „S-Bahntisch“ in Berlin, der jedwede wettbewerbliche Vergaben der dortigen S-Bahn ablehnt und, auch unter Inkaufnahme eines Vergaberechtsbruchs, eine Direktvergabe an die Deutsche Bahn fordert, die möglichst schnell wieder (siehe oben) in eine Bundesbehörde umgewandelt werden solle.

Dazu hat man sich an der Organisation von Unterschriftensammlungen beteiligt, um möglichst viele Unterstützer zu suchen, u.a. indem man eine Ausschreibung rhetorisch mit einer Privatisierung gleichgesetzt hat. Der Bundesvorstand rief in einem öffentlichen Appell seine Mitglieder dazu auf, bei diesen Unterschriftensammlungen nicht mitzumachen. Der Streit innerhalb von Pro Bahn wurde somit öffentlich, doch nicht nur verbandsintern wird der Vorstand mittlerweile zweifelhaft gesehen.

So gab es in der ÖV-Branche immer wieder Diskussionen um mögliche Schwierigkeiten bei der Fahrzeugzulassung, insbesondere die Verzögerungen bei den Fernverkehrstriebzügen vom Typ ICx und der neue ICE 3 (Baureihe ET 407) des Herstellers Siemens haben für breite Debatten geosrgt. Nur Pro Bahn verhielt sich denkbar ruhig. Desinteresse? Die Tatsache, dass Bruchertseifer hauptberuflich ein abhängig Beschäftigter der Siemens AG ist, wird zumindest wahrgenommen: Der Bundesvorsitz ist ein Ehrenamt, Bruchertseifers Vorgänger Karl-Peter Naumann ist von Beruf Chemiker.

Nachtrag der Redaktion

Jörg Bruchertseifer bestreitet, ein abhängig Beschäftigter der Siemens AG zu sein. Er stellte sich den Mitgliedern Anfang 2012 als Siemens-Mitarbeiter vor. Unserer Redaktion gegenüber gab er an, den Konzern bereits 2005 verlassen zu haben. Im Business-Network Xing schreibt er (Stand 9. Dezember 2013), er sei bis Ende 2009 bei Siemens tätig gewesen und arbeite nun für die Fa. Gigaset, die die Siemens AG vor einigen Jahren abgestoßen hat.

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