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Qixxit, Moovel oder doch DELFI?

29.08.13 (Kommentar) Autor:Stefan Hennigfeld

Sowohl Daimler-Benz als auch die Deutsche Bahn stoßen in eine Lücke, die vorhanden ist, weil die ÖV-Branche es seit mittlerweile 15 Jahren nicht schafft, ein einheitliches und unabhängiges Auskunftssystem auf die Beine zu stellen. Mit DELFI gibt es so etwas für den konventionellen öffentlichen Verkehr, aber obwohl das seit Ende der 90er Jahre zur Verfügung steht, wird es kaum genutzt, weil man nicht in der Lage war es beim Endkunden ausreichend bekannt zu machen. So haben heute zahlreiche Verkehrsverbünde ihre eigenen Systeme, dazu kommt das der Deutschen Bahn. Ob man sich damit einen Gefallen tut? Wer auf Bahn.de oder in der App DB-Navigator eine Verbindung abfragt, die innerhalb eines Verkehrsverbundes liegt oder die einen längeren Vor- und Nachlauf hat, die nicht mit dem City-Ticket abgedeckt ist, der bekommt entweder nur einen Teilpreis angezeigt oder den freundlichen Hinweise „Preisauskunft nicht möglich“.

Unabhängig von ordnungspolitischen Hintergründen steht aus Kundensicht fest, dass das völlig inakzeptabel ist. Man kann jetzt pointierte Beispiele von Leuten bringen, die in Hamburg nach Tarifringen suchen, die es nur in München gibt oder Einzelfahrscheinen, die je nach Stand der Sonne mal entwertet und mal nicht entwertet aus einem Automaten kommen, nachdem man dort zunächst 38 Knöpfe gedrückt und das richtige Programm gefunden hat. Was bei all diesen Diskussionen immer vergessen wird, ist dass die meisten Leute eine Verkehrsalternative mit vier Reifen in der Garage stehen haben. Da ist der Ansatz dass der Fahrschein als In-App-Kauf erworben werden kann goldrichtig und sicher auch zukunftsweisend.

Auch, dass man sich nicht mehr auf Bus und Bahn beschränkt, sondern Taxen, Carsharing und möglicherweise auch alteingesessene Autovermietungen mit aufnimmt, ist nicht grundlegend falsch. Doch wer legt die Bedingungen fest, unter welchen Umständen die Anbieter aufgenommen werden? Solange es mehrere Systeme gibt, haben die jeweiligen Betreiber noch ein Eigeninteresse an einer möglichst breiten Palette, aber wenn sich irgendwann eins durchgesetzt hat? Da sind wir wieder bei DELFI, einem System, das in Zusammenarbeit mit den Ländern und den Daten der DB AG betrieben wird, sodass hier auch Verbundauskünfte möglich sind. Aber es fehlen die nicht konventionellen Angebote und auch die Fernbusse.

Weil man es branchenweit nicht geschafft hat, DELFI zum Ziel zu bringen und zur bundesweiten Standardauskunft zu machen, wittern jetzt andere ihre Chance. Sowohl Moovel als auch Qixxit könnten erst der Anfang sein. Ob das immer besser ist, ist jedoch fraglich. Ein Wettbewerb der Leistungsanbieter ist sicherlich richtig und wichtig und solange man den (in meinen Augen falschen) Vorrang eigenwirtschaftlicher vor gemeinwirtschaftlicher Verkehre aufrecht erhält, braucht man ein neutrales System. Nicht weil Daimler-Benz oder Deutsche Bahn es nicht können, sondern weil nur eine beim Bundesverkehrsministerium angesiedelte Stelle jeden Anbieter erfassen und eine umfassende Auskunft geben kann. Aber für DELFI scheint der Zug abgefahren zu sein.

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