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Mehr als Geschlechtsproporz

25.07.13 (Kommentar) Autor:Stefan Hennigfeld

Die Zeit ist reif. Definitiv nicht für eine Frau, nur um auch eine neue Debatte über Geschlechtsproporz aufzumachen. Die 70er Jahre sind vorbei und in Zeiten, in denen eine Bundeskanzlerin sich anschickt, zum dritten mal gewählt zu werden, geht es längst um mehr: Der Kabarettist Volker Pispers hat einmal gefordert, man möge statt einer Frauen- eine Kompetenzquote einführen. Jeder dritte Vorstandsposten muss mit jemandem besetzt sein, der in irgendeiner Form für die Tätigkeit qualifiziert ist. In der freien Wirtschaft wird das schon klappen, aber in der Politik dürfte das schwierig werden.

Dabei sind es die eisenbahnpolitischen Entwicklungen in Europa, die dafür sorgen, dass Volker Kefers Doppelmandat aufgesplittet wird. Denn Brüssel will eine vollständige Trennung von Infrastruktur- und Verkehrsunternehmen, während die Deutsche Bahn ihrerseits alles tut, um ihre Struktur beibehalten zu können. Dazu gehören auch die Gewinnabführungs- und Beherrschungsverträge, denn das Netz ist für die DB AG nur dann von Nutzen, wenn sie dort Monopolgewinne abschöpfen und andere Unternehmensbereiche davon subventionieren kann. Auch die Bundesregierung, die in ihrem Koalitionsvertrag zwar eine Aufspaltung vorgesehen hat, diese aber nicht durchführt, steht zu ihrem Konzern vor allem deshalb, weil die Bahndividende gesichert werden soll. Dazu gehört auch, dass man es strikt ablehnt, Vorgaben zu machen, ob diese Dividende aus dem Netz oder aus dem Verkehr kommen sollen.

Um Kritikern den Wind aus den Segeln zu nehmen, verliert Volker Kefer sein Doppelmandat. Ob es wirklich an ihm selbst lag, darüber kann man nur spekulieren. Angeblich soll er kurz vor dem Rauswurf gestanden haben, andere sagen, dass das Doppelmandat wirklich zu zeitaufreibend war, gerade vor dem Hintergrund der in beiden Bereichen laufenden brisanten Entwicklungen. Ob Volker Kefer (Jahrgang 1956) eines Tages Nachfolger von Rüdiger Grube (Jahrgang 1951) wird, ist nur Spekulation. Vielfach galt er ja bereits als Kronprinz. Langeweile dürften jedoch weder Kefer noch Hanagarth verspüren. Volker Kefer wird sich in den kommenden Jahren verstärkt um Themen wie Stuttgart 21, den Hochgeschwindigkeitsverkehr aber auch die Schaffung eines europäischen Eisenbahnraumes kümmern. Die Schiene muss die Möglichkeit schaffen, ohne große bürokratische Hürden überwinden zu müssen.

Die Zielsetzung etwa ist, dass die Betreiber von Güterzügen ihre Trassen von Skandinavien bis Italien, von Spanien bis Polen bei einer zentralen Stelle buchen können. Gleichzeitig muss es das Ziel sein, den Eisenbahnraum so zu vereinheitlichen, dass Europa auch auf der Schiene grenzenlos wird. Größere Probleme jedoch gibt es in Rollmaterialfragen, die Heike Hanagath in ihrem neuen Amt wird lösen müssen. Erhebliche Zulassungsschwierigkeiten bei Neufahrzeugen prägen die Betriebsaufnahmen im Regionalverkehr seit Jahren, auch im Fernverkehr lassen der neue ICE 3 und der ICx auf sich warten. Gleichzeitig stellt sich die Frage, welche Kompetenten die Verkehrsunternehmen in Zukunft haben müssen: Beide stehen vor spannenden Aufgaben.

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