Aus Rot wird Braun: Die BVG unter Hitler
22.05.13 (Berlin) Autor:Stefan Hennigfeld
Die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) setzen sich mit ihrer Rolle der Zeit des Nationalsozialismus auseinander. Am vergangenen Donnerstag hat BVG-Chef Sigrid Nikutta die Ausstellung „Aus Rot wird Braun, die BVG nach 1933“ im Zwischengeschoss der U-Bahnstation Alexanderplatz eröffnet. Bis in die 20er Jahre hinein gilt die BVG als Vorzeigeprojekt sozialdemokratischer Kommunalpolitik: Eine Mischung aus öffentlicher Daseinsvorsorge und Arbeitsbeschaffungsmaßnahme, bis zu 28.000 Mitarbeiter hat das Unternehmen in seinen Hochzeiten gehabt.
Nach der Machtergreifung 1933 wurde das Unternehmen „von unerwünschten Elementen gesäubert“, es gab tausende von Entlassungen oder Aktionen, die man heute als schweres Mobbing bezeichnen würde. Die Ausstellung berichtet über Einzelschicksale bis hin zum Einsatz tausender Zwangsarbeiter. Einer dieser Mitarbeiter ist Georg Speyer, BVG´ler der ersten Stunde, der seit 1929 im Unternehmen war und im Sommer 1936 wegen seines jüdischen Vaters entlassen wurde. Speyer wird bei Kriegsende als Zwangsarbeiter an der Westfront eingesetzt und baut unter härtesten Bedingungen Bunker. Im Mai 1945 befreien ihn amerikanische Soldaten in Tirol. Danach arbeitet er wieder als Schaffner bei der BVG. 1958 geht er in den Ruhestand. Sein Großneffe Bernhard Speyer war bei der Eröffnung anwesend.
Sigrid Nikutta: Bewusst wurde für die Ausstellung dieser zentrale Ort in Berlin gewählt. Der Alexanderplatz ist Dank des geballten öffentlichen Nahverkehrs der verkehrsreichste Platz unserer Stadt. Jeden Tag steigen hier gut 200.000 Menschen aus, ein und um. Wir wünschen uns, dass viele von ihnen an dieser Ausstellung innehalten und diesem immer noch so wichtigen Thema deutscher Geschichte einige Zeit ihre Aufmerksamkeit schenken. Die Jahre 1933 bis 1945 haben mit der Schreckensherrschaft des Nationalsozialismus unser Land und die ganze Welt geprägt.“