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Der Bus und sein Stand in der Gesellschaft

22.04.13 (Allgemein, Kommentar) Autor:Stefan Hennigfeld

In der zehnten Klasse fuhr ich in die Toskana, schließlich galt es den bevorstehenden Realschulabschluss zu feiern. Wie sich das so gehört, ging die Fahrt natürlich mit dem Bus über die Alpen und über die Nebengeschäfte, die der Busfahrer gemacht hat, sollte man eigentlich besser schweigen: Der hat Jugendlichen von 15 oder 16 Jahren Spirituosen verkauft (die später umstrittenen Alkopops gab es damals noch nicht) und hatte auch zahlreiche Luftpistolen und -gewehre dabei, mit denen er Schießwettbewerbe veranstaltet hat, natürlich nur, wenn gerade kein Lehrer dabei war. Wer wollte, konnte dem Busfahrer die Knarren auch abkaufen. Besonders amüsant war es aber nachts am Strand, als zwei Busfahrer im nicht mehr ganz so nüchternen Zustand, man könnte auch sagen ziemlich besoffen, an der Promenade von Marina di Pietrasanta ein Rennen fuhren. Einige von uns durften auch mitfahren.

Wenn man sich als Erwachsener an solche Geschichten zurückerinnert und mit Verstand darüber nachdenkt, mit was für Leuten man es da zu tun hatte, da ist es kein Wunder, dass der Bus in der öffentlichen Wahrnehmung nicht gerade den besten Ruf hat. Durch die umstrittene Liberalisierung der Fernbuslinien ist der Bus im politischen Bewusstsein angekommen, auf einmal spielt der Bus wieder eine Rolle. Dabei ist das Fernbusliniengeschäft nur ein kleiner Bereich dieser Branche, doch man kann eine Türe öffnen, dass Deutschland über Busse spricht. Längst hat ein Ausflug mit dem Bus nichts mehr mit Omas Verkaufsfahrten auf den Bauernhof im Münsterland zu tun. Wer heute eine Busreise ans Mittelmeer macht, der fährt komfortabel und sicher.

Im Stadtverkehr ist der Bus nicht wegzudenken und spielt eine wichtige Rolle in integrierten Verkehrskonzepten. Trotzdem wissen alle Experten, dass die Fahrgastzahl allein dadurch erheblich steigen kann, wenn man auf bestimmten Relationen eine Straßenbahn baut. Die Schiene ist ein höherwertiges Verkehrsmittel und das gilt auch im Fernverkehr. Aber gerade dort hat die DB AG in den letzten Jahren selbst zu einer erheblichen Ausdünnung beigetragen und wer einerseits kritisiert, dass Busse keine Maut zahlen müssen und andererseits fordert, dass der Fernverkehr der DB AG aus den Regionalisierungsgeldern alimentiert wird, der hat einen Knick in der Logik.

Vielleicht gerade zum Thema Maut noch etwas: Ja, Fernbusse müssen (derzeit) keine Maut zahlen und man kann sich darüber unterhalten, ob das richtig ist. Auf der anderen Seite löst ein Bus bereits durch seine Existenz eine Steuerpflicht aus. Das ist bei Schienenfahrzeugen nicht der Fall. Ob diejenigen, die stets eine Mautpflicht für Busse einfordern auch eine Eisenbahnfahrzeugsteuer befürworten würden? Es geht darum, den öffentlichen Verkehr insgesamt zu stärken und dazu gehört auch der Wettbewerb; auf der Schiene sowie zwischen Schiene und Straße. Alternativ könnte man sich dafür entscheiden, im Personenverkehr generell ein Bestellerprinzip einzuführen statt der vorhandenen eigenwirtschaftlichen Flickschusterei zuzuschauen. Doch intensive Lobbyarbeit bestimmter Interessengruppen verhindert das.

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