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Sicherheitsempfinden soll gestärkt werden

19.03.13 (Allgemein) Autor:Stefan Hennigfeld

Ob statistisch begründbar oder nicht, aber der ÖPNV gehört zu den größten Angsträumen in unserer Gesellschaft, insbesondere zur Tagesrandlage. Ein breites Bündnis aus Polizeigewerkschaften und Akteuren der ÖV-Branche möchte sich diesem Thema jetzt annehmen. Dirk Flege, Geschäftsführer der Allianz pro Schiene: „Das Thema Gewalt und Belästigung im öffentlichen Verkehr macht immer wieder Schlagzeilen. Während die Gewalttaten nach amtlichen Zahlen stagnieren oder sogar abnehmen, empfinden die Fahrgäste die Sicherheit im öffentlichen Verkehr schlechter, als es die Statistik nahelegt. Wir wollen gemeinsam mit allen Akteuren Wege aufzeigen, wie die Sicherheit und vor allem das Sicherheitsgefühl verbessert werden kann.“

Auch Karl-Peter Naumann, Ehrenvorsitzender des Fahrgastverbandes Pro Bahn, hat sich dem Thema angenommen. Er kritisiert vor allem die mediale Berichterstattung, die seiner Ansicht nach dazu beigetragen habe, Angstgefühle zu verstärken. „Dennoch können wir uns nicht mit dem richtigen Hinweis zufriedengeben, dass der öffentliche Verkehr überwiegend sehr sicher ist. Damit wäre jeder im Unrecht, der in dunklen Unterführungen und Bahnhöfen Angst hat. Maßgeblich muss also sein, was beim Kunden ankommt, denn das entscheidet über die Nutzung.“ Er verwies auf eine Forsa-Umfrage seines Verbandes und der Allianz pro Schiene, wonach mehr als zehn Prozent der Fahrgäste nur mit Angst im öffentlichen Verkehrsraum unterwegs seien.

Für die Aufgabenträger spricht Martin Husmann, Vorstandssprecher des Verkehrsverbundes Rhein-Ruhr (VRR). Für ihn sind Investitionen in die Sicherheit besonders lohnenswert: „Ziel muss es sein, dass die Fahrgäste besonders abends, frühmorgens und an Feiertagen auf ansprechbares, qualifiziertes Personal treffen.“ Reiner Bieck ist Vorstand für Personenverkehr bei der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG). Er weiß, dass auch die Übergriffe auf Mitarbeiter mehr werden. „Wer den öffentlichen Verkehr zugkräftiger machen will, kommt nicht darum herum, das Sicherheitsempfinden von Personal und Fahrgästen zu verbessern.“ Bieck forderte die öffentliche Hand auf, in jedem Bundesland organisierte Dialoge mit allen Beteiligten aus dem Unterzeichner-Spektrum zu beginnen.

Der gemeinsame Appell an die Politik wird getragen von allen drei bundesweit agierenden Fahrgastverbänden, den beiden Polizeigewerkschaften, den Verkehrsverbünden Rhein-Main, Rhein-Ruhr und Stuttgart, von der Deutschen Bahn und ihren Wettbewerbern Veolia Verkehr und Keolis sowie von der Allianz pro Schiene. Der Leiter der Konzernsicherheit der Deutschen Bahn, Gerd Neubeck, wies darauf hin, dass die ganze Branche für das Sicherheitsgefühl der Branche verantwortlich sei. „Die Bahnen und Bahnhöfe sind schon heute viel sicherer, als die Menschen sie teilweise auf der Gefühlsebene wahrnehmen. Wenn alle Akteure an einem Strang ziehen, kann das Sicherheitsniveau nochmals deutlich erhöht werden.“ (sh)

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