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Da waren es nur noch fünf – Der Markt braucht den Mittelstand

18.02.13 (Kommentar, Verkehrspolitik) Autor:Stefan Hennigfeld

Veolia-Verkehr steht also zum Verkauf und wenn es „schlecht“ läuft dann werden aus den G6-Anbietern im Markt nur noch G5. Es ist alles andere als unwahrscheinlich, dass Veolia-Verkehr, gerade bei einem Verbleib in französischer Hand, in welcher Form auch immer mit Keolis zusammenarbeiten wird. Auch andere G6-Konzerne, ohne dabei zu konkret werden zu wollen, stehen vor einer ungewissen Zukunft. Die werden nicht morgen verkauft und haben auch keine akuten Liquiditätsprobleme, aber perspektivisch gesehen stellt sich schon die Frage, ob die Zahl der Big Player im Markt nicht auf zwei oder drei sinken wird.

Jetzt kann man es machen wie die Deutsche Bahn samt VDV und nach Gesetzesänderungen rufen, Direktvergaben ermöglichen und somit den Markt verkleinern: Einen Großteil direkt an DB Regio vergeben und einen kleinen Teil in den Wettbewerb. Aus einem einklagbaren Recht auf faire Chancen würde die Vettern- und Günstlingswirtschaft. Aus gutem Grund gibt es dafür keine politischen Mehrheiten und man kann nur hoffen, dass das auch nach den Bundestagswahlen so bleibt. Statt dessen sind die Aufgabenträger gefordert, den Markt attraktiv zu machen für Neueinsteiger. Mit National Express hat ein Unternehmen mit großem Potential die Bühne betreten, ein neuer internationaler Verkehrskonzern im deutschen SPNV. Das ist sicher ein Erfolg, aber es reicht eben nicht.

Die Branche ist angewiesen auf mittelständisches Unternehmertum. Der aktuelle Fall zeigt deutlicher denn je, dass die europäischen Staatseisenbahnen, Expansionstöchter von kommunalen Unternehmen oder Landeseisenbahnen nur einer von vielen Bausteinen sein können. Der Mittelstand jedoch bildet das Fundament unserer Wirtschaft und das ist auch im Eisenbahnwesen nicht anders. Im Güterverkehr funktioniert der Wettbewerb längst über inhabergeführte Unternehmen; dort gibt es zahlreiche Mittelständler und denen muss man den Markteinstieg in den SPNV schmackhaft machen. Dabei sind deren Probleme längst bekannt, nämlich die hohen Investitionskosten. Die muss man den Bietern abnehmen, denn ein Unternehmen mit fünf Millionen Euro Eigenkapital und fünfzig Millionen Euro Umsatz kann nicht „mal eben“ mehrere hundert Millionen Euro investieren und dabei womöglich noch erhebliche Restwertrisiken auf sich nehmen.

Und auch wenn es Lobbyisten gibt, die mit einer unverschämten Penetranz das Gegenteil behaupten, aber der Wettbewerb ist überall dort erfolgreich, wo man sich an die Umsetzung dieser simplen Erkenntnis hält: In Niedersachsen gibt es immer dann, wenn Fahrzeuge aus dem landeseigenen Fuhrpark zur Verfügung gestellt werden eine ganze Reihe an Bietern. Im VRR gibt es auch immer wieder mittelständische Bieter, die von den Finanzierungsangeboten des Aufgabenträgers Gebrauch machen wollen. Wenn man dann noch die Werkstattfrage löst, sei es dass der Aufgabenträger direkte Vertragsverhältnisse über die Instandhaltung mit den Herstellern eingeht oder dass die Risiken in sonst einer Art abgefedert werden. Es wird Zeit, in der Branche über neue Marktteilnehmer nicht nur nachzudenken.

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