Eisenbahnjournal Zughalt.de

Nachrichten über Eisenbahn und öffentlichen Verkehr

Tübingen: Ampelvorrangschaltungen weitgehend abgeschlossen

15.01.13 (Baden-Württemberg) Autor:Stefan Hennigfeld

Die Maßnahmen vor Busbeschleunigung, die die Stadt Tübingen gemeinsam mit der Stadtverkehr Tübingen (SVT) gemacht hat, sind weitgehend abgeschlossen. An 77 Ampelanlagen erhalten die Busse automatisch Vorrang, während die grüne Welle für Autofahrer weitgehend erhalten bleibt. Die Kombination aus beidem war den Auftraggebern und Planern ein großes Anliegen. Boris Palmer (Grüne), Oberbürgermeister in Tübingen und Aufsichtsratsvorsitzender der Stadtwerke Tübingen (SWT): „Die Stadt hat mit dem Projekt Busbevorrechtigung vor Jahren eine wichtige Grundsatzentscheidung getroffen: An Ampeln erhalten Busse Vorrang vor dem Autoverkehr. Weil im Stadtzentrum sehr viel mehr Menschen den Bus als das Auto nutzen, spart das in der Summe Reisezeiten ein. Unser Ziel war es, die Bevorrechtigung für den Busverkehr mit möglichst geringen Eingriffen in die grüne Welle für den Autoverkehr zu erreichen. Ich freue mich, dass dies gelungen ist. Richtig ist aber auch, dass die grüne Welle nicht mehr ganz so gut funktioniert wie früher.“

Der Zeitverlust an den Ampeln soll für Linienbusse drastisch reduziert werden. Die Fahrzeuge melden sich über Funk mehrfach an den Ampeln an, so dass unvorhergesehene Störungen im Betriebsablauf, wie etwa Falschparker oder längere Fahrgastwechsel möglichst genau in den Schaltvorgang integriert werden können. Thomas Pawlaczyk, Leiter von Stadtverkehr Tübingen: „Wenn ein Bus beispielsweise auf eine Kreuzung zufährt, an der die Ampel auf Rot springen würde, kann der Zeitraum der Grünphase durch die Signalübertragung um wenige Sekunden verlängert werden, so dass der Bus den Verkehrsknoten ohne Stop passieren kann.“ Dabei gibt es gleich mehrere Möglichkeiten: Verlängerte Grünphasen, aber auch ein kurzfristiger Phasentausch sind an vielen Ampeln möglich, um dafür zu sorgen, dass die Busse an einer Grün- statt einer Rotphase auf die Ampeln treffen.

Thorsten Müller, Betriebsleiter der TüBus GmbH: „Dadurch, dass die unterschiedlichen Anforderungen von Bussen und PKW schon bei der Projektplanung berücksichtigt wurden, konnten die Auswirkungen der Eingriffe in die Ampelschaltungen auf andere Verkehrsteilnehmer minimiert werden. Ein Beispiel hierfür sind die Abläufe in der Wilhelmstraße stadtauswärts und von der Adlerkreuzung bis zum Pauline-Krone-Heim.“ Insgesamt hat die Stadt Tübingen rund drei Millionen Euro investiert. Etwas mehr als die Hälfte davon wurde im Rahmen des Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetzes (GVFG) durch die Bundesrepublik Deutschland gefördert. Bis zum vollständigen Abschluss des Projektes wird es in den kommenden Monaten Erhebungen auf den Linienwegen geben, die die tatsächlich realisierten Fahrzeitersparnisse aufzeigen sollen.

Dabei spielen auch Faktoren wie das seit Projektbeginn im Jahr 2004 stetig gestiegene Fahrgastaufkommen eine wesentliche Rolle. Stichprobenartige Untersuchungen etwa auf der Linie 4 zwischen Hauptbahnhof und Königsberger Straße haben im Vergleich zu damals deutliche Reduktionen bei den Verlustzeiten von bis zu 50 Prozent ergeben. Der Stadtverkehr Tübingen verfügt derzeit über 64 Busse, davon sind 36, bzw. bis zum Frühjahr 2013 übergangsweise 39 Gelenkbusse. Des Weiteren fahren im Stadtverkehr acht CapaCity mit einer Gesamtlänge von je 19 Metern und einer Kapazität von jeweils bis zu maximal 170 Fahrgästen. Mit den im Dezember 2012 beschafften drei neuen Gelenkbussen werden es übergangsweise 39 Gelenkbusse sein, die im Stadtverkehr jeweils bis zu maximal 150 aufnehmen können. Das ist ein Anteil von ca. 60 % im gesamten Fahrzeugpool. Die TüBus GmbH verfügt über rund 40 Fahrzeuge, davon sind 3 Midi-Busse, 15 Solowagen, 15 Niederflur-Gelenkbusse (Großraum), 6 CapaCity, hinzu kommt ein Sprinter.

Die TüBus GmbH ist eine Tochtergesellschaft der Stadtwerke Tübingen. Ihren Betrieb hat sie zum 1. Januar 2011 aufgenommen. Die TüBus GmbH wurde im Jahr 2010 gegründet, um Fahrleistungen für den Stadtverkehr zu erbringen, ohne dass dabei die Fremdvergabequote an private Unternehmen zu hoch wird. Das Unternehmen hat achtzig Mitarbeiter. Stadtverkehr Tübingen und TüBus betreiben mit ihren beauftragten Subunternehmen Kocher, Schnauth, RAB und Omnibus Groß aus Rottenburg insgesamt 36 Linien auf einem Netz mit 376 Haltestellen. Pro Tag gibt es rund 2.000 Linienfahrten im Stadtgebiet. Das Gesamtnetz hat eine Ausdehnung von 343 Kilometern. Jährlich werden rund 18,6 Millionen Fahrgastfahrten registriert.

Kommentare sind geschlossen.