Eisenbahnjournal Zughalt.de

Nachrichten über Eisenbahn und öffentlichen Verkehr

Pro Bahn: Vorstand will zurück zu sachorientierter Arbeit

21.01.13 (Allgemein) Autor:Stefan Hennigfeld

In der letzten Woche eskalierte die Situation beim Fahrgastverband Pro Bahn weiter. Hintergrund ist das Projekt „Sicherheit im Bahnverkehr“, das mein gemeinsam mit der Deutschen Bahn und der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) aufziehen möchte. Dazu ist ein Budget von 340.000 Euro für drei Jahre vorgesehen. Aus diesem Budget soll auch Karl-Peter Naumann bezahlt werden, Ehrenvorsitzender des Verbands, der von 1996 bis 2012 für 16 Jahre an dessen Spitze stand und die Eisenbahnreform in Deutschland konstruktiv und kritisch begleitet hat.

Wie hoch Naumanns Bezahlung liegt, ist nicht bekannt, allerdings sind seine Bezüge für nur ein Teil des Budgets. Es ist notwendig, denn wenn jemand hauptamtlich eine Tätigkeit ausübt, muss er dafür auskömmlich bezahlt werden. Bis zum Bundesverbandstag am 9. März soll das Projekt weiter vorbereitet werden. Dann entscheiden die Delegierten über die Umsetzung. Der Bundesausschuss hat am 12. Januar mit 11:1 Stimmen diesem Vorgehen zugestimmt und der Bundesvorstand folgt damit der Empfehlung des Bundesausschusses.

So zumindest die Theorie, denn intern wird weiter gestritten (Zughalt.de berichtete). In den letzten Monaten war der Verband vor allem mit sich selbst beschäftigt. Weder hat Pro Bahn sich zur aktuellen Debatte um das vierte Eisenbahnpaket zu Wort gemeldet, noch gab es eine Stellungnahme als der VDV die Fahrgastzufriedenheit öffentlich für irrelevant erklärt hat. Derzeit läuft ein Ausschlussverfahren gegen den Landesverband Nordrhein-Westfalen aus dem Bundesverband. Dieser hat in einem offenen Brief, der zwischenzeitlich wieder von dessen Internetauftritt entfernt worden ist, gegen das Projekt geschossen. Darin wird behauptet, es „entstehe der Anschein“, dass Pro Bahn „käuflich“ sei.

Trotz allem, von einer Spaltung könne keine Rede sein. „Der amtierende Bundesvorstand wird mit der sachorientierten Arbeit weiter fortfahren und sich nicht an der Verbreitung von Falschaussagen, Halbwahrheiten, Verschwörungsthesen und der Wiedergabe interner Gespräche im Internet und in den Medien beteiligen. Diejenigen, die den Fahrgastverband PRO BAHN als von einer Spaltung bedroht bezeichnen, betreiben diese Spaltung selbst kontinuierlich“, heißt es in einer hilflos wirkenden Presseerklärung des Bundesvorstandes.

Ob jetzt wirklich Ruhe einkehrt, darf bezweifelt werden. Im März wird es eine Entscheidung über das Projekt Sicherheit im Bahnverkehr geben – oder auch einen großen Eklat. Nach sachorientierter Arbeit sieht es jedenfalls momentan nicht aus. Dennoch kündigte man an, die Interessen der Fahrgäste gegenüber Verkehrsunternehmen, Politik und anderen Institutionen auch in Zukunft zu vertreten. Ob das erfolgreich gelingt, dürfte auch davon abhängen, wer Monheims Nachfolger im Bundesvorstand wird und ob der informelle Zirkel „Bahn für alle“ erneut eigene Leute dort positionieren kann.

Kommentare sind geschlossen.