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Magdeburg: Abschied vom Tatra

22.01.13 (Sachsen-Anhalt) Autor:Stefan Hennigfeld

Ein Stück DDR-Erbe verschwindet. Am 27. Januar endet der Einsatz der Straßenbahntriebzüge vom Typ Tatra bei den Magdeburger Verkehrsbetrieben (MVB). Derzeit sind sie noch auf der Linie 3 zwischen Olvenstedt und Reform im Einsatz. Alte Züge auf einer erst jüngst eröffneten Strecke. Die MVB und der Verein IGNah geben an diesem Sonntag den Fans und Nostalgikern die Möglichkeit, sich von den Baureihen T4D und T6A2 zu verabschieden.

Die Tatra-Fahrzeuge stammen aus der damaligen Tschechoslowakei und wurden während des Kalten Krieges im gesamten Ostblock eingesetzt, auch in der DDR. Sie sind noch in vielen Städten Ostdeutschlands Teil des Erscheinungsbildes, nach Dresden werden sie aber jetzt auch in Magdeburg ins Museum gebracht. Dabei waren sie Ende der 60er Jahre eine Innovation. Am 19. April 1969 fuhren sie erstmals in Magdeburg und trugen, gemessen an den eingeschränkten Möglichkeiten kommunistischer Technologie, erheblich zur Modernisierung des Fuhrparks bei. Nach nur neun Jahren, ab 1978, verfügte der Straßenbahnbetrieb in Magdeburg über einen reinen Tatrap-Fuhrpark, und zwar als erster Verkehrsbetrieb in der DDR.

Dabei wurden das gesamte Schienennetz und die Stromversorgung an die Anforderungen der osteuropäischen Einheitsfahrzeuge angepasst. Bis zum Zusammenbruch von DDR und Kommunismus prägten die Tatra-Fahrzeuge einen zuverlässigen Straßenbahnbetrieb und brachten die Magdeburger und ihre Gäste sicher zur Arbeit und zur Freizeit. Doch die deutsche Wiedervereinigung brachte große Veränderungen in die Landeshauptstadt Magdeburg: Immer mehr Menschen bekamen ihre eigenen Autos und die Liquidation vieler VEB-Großbetriebe sorgte dafür, dass die Arbeitswege immer weiter wurden.

Die Straßenbahn musste nun mit dem Auto konkurrieren und etwas bieten. Seit 1994 wurden sukzessive Niederflur-Gelenktriebwagen angeschafft und parallel die bestehenden Tatra-Fahrzeuge modernisiert, damit sie auch die gestiegenen Ansprüche im marktwirtschaftlichen Wohlstand erfüllen konnten. Doch nach 44 Jahren ist nun Schluss, die Tatra verschwinden. Alle Tatra? Nein! Zwei Trieb- und ein Beiwagen von 1969 bzw. 1975 werden dauerhaft zu musealen Zwecken betriebsbereit gehalten.

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