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Interview mit VBB-Chef Hans-Werner Franz (Teil 2): Die Deutsche Bahn hat sich wie eine Heuschrecke verhalten

03.12.12 (Berlin, Brandenburg) Autor:Stefan Hennigfeld

Hans-Werner Franz (61) steht dem Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg (VBB) seit dem 1. November 2003 als Alleingeschäftsführer vor. In seine Amtszeit fallen die größte SPNV-Ausschreibung, die es in Deutschland je gab, das Chaos der Berliner S-Bahn und der Austritt aus dem VDV. Mit dem Eisenbahnjournal Zughalt.de sprach er über die aktuelle Situation in Berlin und die Probleme, die er für die Zukunft sieht.

Ihr Modell sieht vor, dass das Eisenbahnverkehrsunternehmen, wenn es die Folgeausschreibung nicht gewinnt, die Züge für die Lebensjahre 16 bis 30 an den Nachfolgebetreiber vermieten muss und auch für die Wartungsarbeiten zuständig bleibt. Drängen Sie die Eisenbahnverkehrsunternehmen damit nicht in die Rolle einer Besitzgesellschaft, die schlichtweg nicht deren Geschäft ist?

Natürlich sind Verträge über dreißig Jahre im Wirtschaftsleben nicht die Regel. Man wird insofern sehen, ob das nach den Vergabekriterien und nach EU-Recht konform geht, oder ob man was ändern muss. Es ist in einem Rechtsstaat völlig legitim, dass man den Rechtsweg einleiten kann. Wir werden dann entsprechend reagieren. Das ist ein ganz normaler Vorgang, den es in anderen Vergabeverfahren auch gab. Wir wurden schon mehrfach gerügt, bislang aber noch nie erfolgreich. Abonnenten lesen Hans-Werner Franz´ ausführliche Antwort in der aktuellen Ausgabe unseres Newsletters.

Was passiert, wenn die S-Bahntriebzüge der Baureihen ET 480 und ET 485 ihre Zulassung verlieren?

Wir haben heute verschiedene S-Bahntypen im Betrieb. Für die Baureihen ET 480 und ET 485 erlischt die Zulassung im Laufe des Jahres 2018 sukzessive. Da muss man das Gespräch mit dem Eisenbahnbundesamt suchen, unter welchen Kriterien die Zulassung noch einmal für eine beschränkte Zeit verlängert werden kann.

Sie haben mit der DB AG einen langjährigen Schlechtleister. Dieser ist bereits seit 2009 nicht mehr in der Lage, den Verkehrsvertrag mit Ihnen zu erfüllen. Was glauben Sie, ist insgesamt in Berlin schiefgelaufen?

Die Deutsche Bahn AG hat ihre Renditeerwartungen an die S-Bahn Berlin GmbH deutlich überzogen. Die gesamte S-Bahnführung stand unter der Prämisse, möglichst viel Gewinn an den Konzern abzuführen. Dort wurden in fahrlässiger Weise notwendige Wartungsarbeiten nicht durchgeführt. Dann kam es zu Radbrüchen, Bremsversagen und Entgleisungen. Es wurden der Aufsichtsbehörde gegenüber Wartungen gemeldet, die gar nicht durchgeführt worden sind. Das ist im deutschen Eisenbahnwesen bislang so noch nie vorgekommen. Das sind grobe Verstöße gegen die Regeln für eine ordentliche Führung eines Eisenbahnverkehrsunternehmens.

Dazu kommen hausgemachte Probleme. Eines ist die Tatsache, dass die S-Bahn Berlin GmbH nicht genügend Triebfahrzeugführer hat. Es wurde zu wenig ausgebildet. Es fallen also nicht nur Züge aus, weil die Fahrzeuge nicht betriebsbereit sind, sondern auch weil niemand da ist, der sie fahren kann. Es ist überhaupt nicht begreifbar, dass die Deutsche Bahn AG ihren Laden so schlecht managt, dass nicht genügend Triebfahrzeugführer vorhanden sind. Dafür gibt es überhaupt keine Entschuldigung, das ist unzumutbar. Abonnenten lesen Hans-Werner Franz´ ausführliche Antwort in der aktuellen Ausgabe unseres Newsletters.

Würden Sie die Einschätzung teilen, dass die DB AG sich hier sehr heuschreckenhaft verhalten hat?

Die Deutsche Bahn AG hat sich als Gesellschafterin der S-Bahn Berlin GmbH eindeutig wie eine Heuschrecke verhalten. Man hat die Rationalisierungsbemühungen deutlich zu weit getrieben und den Kern des Unternehmens nachhaltig beschädigt. Das ist das Schlimme. Abonnenten lesen Hans-Werner Franz´ ausführliche Antwort in der aktuellen Ausgabe unseres Newsletters.

Wie viele Bestellmittel haben Sie im Jahr für die S-Bahn Berlin?

Ungefähr 270 Millionen Euro.

Wie viel Gewinn wollte die DB AG herausziehen?

In der Mittelfristplanung wollte die DB AG eine jährliche Gewinnausschüttung auf dem Niveau dessen haben, was wir als Bestellerentgelte an die S-Bahn Berlin zahlen. Fast der gesamte öffentliche Zuschuss sollte komplett an den Mutterkonzern weitergeleitet werden. Abonnenten lesen Hans-Werner Franz´ ausführliche Antwort in der aktuellen Ausgabe unseres Newsletters.

Der gesamte erste Teil des Interviews ist in der aktuellen Ausgabe unseres Newsletters zu lesen. Abonnenten lesen im dritten Teil am Donnerstag Hans-Werner Franz über den Austritt aus dem Verband Deutscher Verkehrsunternehmen und die Finanzierung dieses Verbandes, die Forderungen nach einem neuen Recht auf Direktvergaben, Probleme des ÖPNV in dünn besiedelten Gebieten und die Zukunft des ÖPNV in der Bundeshauptstadt Berlin.

Bild: Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg

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