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2012 – Morgen ist der Weltuntergang

20.12.12 (Kommentar) Autor:Stefan Hennigfeld

Morgen soll der Weltuntergang sein. Es wäre schade, denn hinter uns liegt ein lustiges, spannendes und interessantes Jahr, das uns eine noch aufregendere Zukunft verspricht. Um eine alte Weisheit des deutschen Komikers Theo Lingen abzuwandeln: Was wäre das Leben ohne die Eisenbahn, diese einmalige Anstalt menschlichen Wahnsinns? Manchmal fragt man sich: Wo bin ich hier eigentlich gelandet? Tja, so ist das, hier bei der Eisenbahn.

Das Jahr begann – nach dem üblichen Winterchaos – mit einer von DB Regio und VDV inszenierten Debatte um ein „neues Recht auf Direktvergaben“. Den Herren Wolff und Sennhenn ist ein bemerkenswerter Coup gelungen, selten schafft man es, die Chefs der Wettbewerbsbahnen so vorzuführen. Trotzdem gibt es keine politische Mehrheit für ein solches Verfahren. Ein Grund dafür dürfte auch die Direktvergabe im Elektronetz Nord sein, die Politik und Wirtschaft vor Augen führt, was für Deals eine solche Gesetzesänderung ermöglichen würde. Nur einige formale Fehler haben den Auftrag für DB Regio retten können, ansonsten ist der NASA die gesamte Argumentation von günstiger Gelegenheit oder was auch immer um die Ohren geflogen. Es ist von vorne bis hinten ein Vergaberechtsverstoß.

Doch was ist Wettbewerb eigentlich und worüber definiert er sich? Was ist ein Eisenbahnverkehrsunternehmen, wenn der Aufgabenträger das Rollmaterial stellt und es vom Hersteller warten lässt? Eine der spannendsten Fragen der kommenden Zeit. Denn bislang konnten die Aufgabenträger viel Geld sparen, wenn sie die Züge selbst anschaffen und sogar der VDV hat ein solches Modell in diesem Jahr favorisiert. Der Wettbewerb ist im Umbruch und wie er in Zukunft aussehen wird? Wir wissen es nicht.

Was sich aber sagen lässt ist dass Stuttgart 21 auch 2013 ein beherrschendes Thema sein wird. Wenn die DB AG selbst öffentlich suggerieren lässt, dieses Projekte gefährde andere Maßnahmen, ist es ein klares Indiz dafür, dass man aussteigen will – man muss es nur irgendwie ohne Gesichtsverlust schaffen.

Und ja, da sind die anderen Projekte. Etwa der Rhein-Ruhr-Express. Wenige Tage vor Weihnachten ließ der Kölner Aufgabenträger NVR sämtliche Planungen zur Vergabe ohne Vorwarnung platzen. VRR-Chef Martin Husmann fand erst in dieser Woche bei uns deutliche Worte dazu und ließ erkennen, dass das Thema auch 2013 eine zentrale Stellung einnehmen wird.

Man merkt: Die Eisenbahn ist vieles, aber nie langweilig. Wir wünschen Ihnen und Ihren Familien frohe Weihnachten, einen guten Rutsch und Allzeit Hp1! Am 7. Januar erscheint unser nächster Newsletter – natürlich nur, wenn wir morgen nicht von Außerirdischen abgeholt werden.

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