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Stuttgart 21: Bis hier und nicht weiter!

11.10.12 (Kommentar, Stuttgart) Autor:Niklas Luerßen

Am 9. Oktober war es zum dritten Mal innerhalb von anderthalb Monaten wieder so weit: Ein Zug ist im vor den Toren des Stuttgarter Hauptbahnhofes entgleist – wieder an derselben Stelle. Die DB behauptete jedoch in einer Pressemitteilung noch am 8. Oktober, dass jetzt alles wieder funktioniere. Der erste Unfall an der mittlerweile zu traurigen Berühmtheit gelangten Weiche 227 ereignete sich am 24. Juli – blieb aber ohne nennenswerte Folgen, so dass der Betrieb alsbald wieder aufgenommen werden konnte.

Knapp zwei Monate später, am 29. September, geschah es dort wieder, zufälligerweise bei derselben Zugfahrt. Allerdings wurden diesmal zwei Strommasten mitgenommen, das heißt, sie sind gegen Lok und letzten Waggon gefallen. Es gab einige Verletzte, der Bahnhof wurde zunächst gar nicht und nach einigen Stunden eingeschränkt angefahren, weil der Strom zur Evakuierung vorübergehend abgeschaltet werden musste.

Es bleiben Fragen offen: War es eine Testfahrt mit dem Ziel einer Entgleisung? Oder hat die Aufsichtsbehörde (wegen der Ausnahmegenehmigung?) eine Testfahrt angeordnet, um die Betriebssicherheit nachzuweisen? Wann erfährt man offiziell, ob die Weichenfolge und -radien an dem Unfallort dem Regelwerk entsprachen oder ob eine der vielen Ausnahmegenehmigungen des Eisenbahnbundesamtes vorlag.

In letzterem Fall ist die Genehmigungspraxis der Bonner Behörde und die Kompetenz der Experten sowohl dort als auch bei der DB AG in Frage zu stellen. Denn Stuttgart 21 ist ein Projekt, welches ohne sicherheitsrelevante Ausnahmegenehmigungen nicht mehr umsetzbar scheint. Wenn diese mutmaßlichen Gefälligkeits-Ausnahmegenehmigungen (und Gutachten!) alle demselben Trial-and-Error-Prinzip folgen, muss Stuttgart 21 gestoppt werden, bevor es ernsthafte Personenschäden gibt. Hier ist die Politik gefordert. Was bis jetzt zu sehen ist, ist auch von der grün-roten Landesregierung eine eher unkritische Begleitung.

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