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Die Bahnwelt trifft sich in Berlin, InnoTrans feierlich eröffnet

18.09.12 (Allgemein) Autor:Jürgen Eikelberg

Die gesamte Europäische Eisenbahnprominenz traf sich heute anlässlich der Eröffnungveranstaltung der InnoTrans 2012 in Berlin. Vor vielen in- und ausländischen Gästen forderte der Vizepräsident und Kommissar für Transport der Europäischen Kommission, Siim Kallas,faire Bedingungen für Anbieter von Bahnleistungen in allen Mitgliedsstaaten. Im Augenblick sei der Zugang für Newcomer oft noch problematisch, bisher gebe es nur in wenigen Ländern einen offenen Wettbewerb. Wichtig sei ein Mix von öffentlichen Ausschreibungen und offenem Zugang. Ziel müsse ein funktionierendes Netzwerk der europäischen Bahnen sein. Kallas sprach sich ferner für die Vereinheitlichung der Zulassungsbedingungen unter einheitlichen Standards eines europäischen Passes für Schienenfahrzeuge aus. Es gelte, die Europäische Eisenbahnagentur zu einem One-Stop-Shop zu machen.

Deutsche Bahnchef Dr. Rüdiger Grube begrüßt den Wettbewerb auch im Fernverkehr. „Wir begrüßen den Wettbewerb auch im Fernverkehr“, sagte der Vorstandsvorsitzende der Deutsche Bahn AG, Dr. Rüdiger Grube, bei der Eröffnung der InnoTrans. „Wettbewerb ist wichtig, alles muss diskriminierungsfrei ablaufen“. Er forderte gleichzeitig, dass die einheitlichen europäischen Regelungen schneller umgesetzt werden. „Das, was der Kunde von uns erwartet, ist zuverlässige Technologie“, so der Bahnchef. Bisher würden die Fahrgäste zu Recht bemängeln, dass es zu viele intermodale Schnittstellen gibt. „Der Kunde will heute alles aus einer Hand, auch international.“ Moderne Technologie, bei der alle Fahrten zum automatisch jeweils günstigsten Preis mit dem Smartphone gebucht und monatlich abgerechnet werden, könnten den Tarifdschungel, dem die Verbraucher heute noch ausgesetzt sind, auflösen.

Laut der vierten Ausgabe der World Rail Market Study des Verbandes der Europäischen Bahnindustrie UNIFE, die auf der InnoTrans in Berlin präsentiert wurde, bleibt der globale Bahnmarkt trotz der Rezession in den kommenden Jahren stabil.“ Unsere Studie stellte in den vergangenen Jahren trotz der Rezession Wachstumsstabilität fest. Der globale Markt ist in jedem der letzten drei Jahre um 3,2 Prozent gewachsen – eine bemerkenswerte Entwicklung angesichts der Tatsache, dass in Folge der seit 2008 anhaltenden Finanzkrise öffentliche Gelder knapp sind“, stellte Philippe Citroën, Generaldirektor von UNIFE, rückblickend fest. Bis 2017 sei weiteres Wachstum von durchschnittlich jährlich 2,7 Prozent zu erwarten, so Citroën weiter. Besonders stark entwickeln sich dabei Russland, die GUS, Lateinamerika und, auch im Vorfeld der Fußballweltmeisterschaft 2022 in Katar, der Nahe Osten.

Die Neuanschaffung von Diesellokomotiven bringt viele Vorteile, sagte Professor Dr. Ronald Pörner, Hauptgeschäftsführer des Verbands der Bahnindustrie in Deutschland (VDB), am Montag auf der Eröffnungspressekonferenz der InnoTrans 2012. Im Sinne einer Marktbelebung und Verjüngungskur empfahl er eine Umweltprämie für Altloks. Pörner erwähnte in seiner Rede, dass es derzeit etwa 3.200 Diesellokomotiven in Deutschland gibt. Zirka 1.300 Loks davon erfüllen nicht den UIC I-Standard und davon sind wiederum ungefähr 600 Lokomotiven älter als 30 Jahre und nicht remotorisiert. Vor allem diese Fahrzeuge gelte es schnellstens zu ersetzen, betonte der VDB-Hauptgeschäftsführer. Pörner schlug eine Prämie von 20 Prozent für die Anschaffung moderner Dieselloks vor. Bei einem Ersatzzeitraum von drei Jahren wäre das ein Prämienbedarf von jährlich etwa 80 Millionen Euro, wenn alle 600 Uralt-Loks ausgetauscht würden. Das sei, so Pörner, ein vergleichsweise geringer Betrag mit großer Wirkung.

Trotz einer leichten Abkühlung der Konjunkturdynamik rückläufiger Umsätze blickt die elektrische Bahnindustrie „sehr hoffnungsfroh“ in die Zukunft, sagte der Geschäftsführer des Fachverbandes Elektrobahnen und -fahrzeuge im Zentralverband Elektrotechnik und Elektroindustrie (ZVEI), Herbert Zimmermann, bei der Eröffnungspressekonferenz der InnoTrans 2012. „Unsere Erwartungen, dass von der InnoTrans Impulse ausgehen, sind sehr groß.“ Es gebe genügend Vorhaben am Markt, die aufgrund von Finanzierungsschwierigkeiten aufgeschoben wurden. Von den zahlreichen Ministern und Bahnvorständen auf der Messe erwarte man deshalb konkrete Aussagen bezüglich der Projektfinanzierung und rechne mit einem neuen Auftragsschub. Gleichzeitig gelte es, einen fairen und freien Zugang zu allen internationalen Märkten zu schaffen.

Die über 100 nicht-bundeseigenen Eisenbahngesellschaften in Deutschland haben nach Angaben des Verbandes Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) in den 15 Jahren seit Beginn der Regionalisierung 1996 über 1.000 neue Fahrzeuge in Betrieb genommen. „Bis 2015 rollt nun eine Vergabewelle mit über 50 Prozent der Betriebsleistung – das sind über 320 Millionen Zugkilometer“, erläuterte anlässlich der Eröffnungs-Pressekonferenz der InnoTrans Dr. Martin Henke, der Hauptgeschäftsführer des VDV. „Eine neue Problemstelle stellt dabei die Fahrzeugfinanzierung dar“, so Henke weiter. „Die meist kleinen und mittleren Unternehmen stehen dabei vor großen Herausforderungen und treffen dabei wegen der jüngsten Entwicklungen auf den Finanzmärkten oft auf zurückhaltende Kreditgeber“, so Henke weiter. Die Entwicklung neuer Finanzierungsinstrumente – etwa Fondmodelle nach dem Vorbild anderer Branchen – könne dabei hilfreich sein. Zudem sollten die Gesellschaften möglichst weitgehend auf teure Sonderausstattungen der Fahrzeuge verzichten und standardisierte Versionen beschaffen.

Eine moderne Gesellschaft brauche Mobilität, sagte Dr. Roland Leucker, Geschäftsführer der Studiengesellschaft für unterirdische Verkehrsanlagen (STUVA), in seinem Statement während der InnoTrans-Eröffnungs-Pressekonferenz. Deswegen habe das EU-Parlament vor mehr als zehn Jahren den Ausbau des transeuropäischen Verkehrsnetzes (TEN-T) beschlossen. Hauptziel von TEN-T ist es, den Personen- und Güterverkehr sicherzustellen. Immerhin prognostizieren Experten eine Zuwachsrate im Güterverkehr von 70 Prozent bis 2025. Weiterhin wird damit gerechnet, dass 2015 zehn Prozent der Stadtbevölkerung in Megastädten mit mehr als 15 Millionen Einwohnern leben werden. „Tunnel sind für den Verkehr sowie die Ver- und Entsorgung dringend erforderlich“, betonte Dr. Leucker. Er erwähnte weiter, dass derzeit 15.000 Kilometer Verkehrstunnel in Europa in Betrieb sind, davon in Deutschland etwa 1.400 Kilometer. Gebaut werden hierzulande gerade rund 140 Kilometer und zirka 400 Kilometer Tunnel befinden sich in Planung.

„Mit mehr als 2.500 Ausstellern und einer um 17 Prozent auf das gesamte Messegelände ausgeweiteten Nettogesamtfläche von 94.608 Quadratmetern hat die InnoTrans 2012 gleich zwei Schallmauern durchbrochen“, sagte Dr. Christian Göke, Geschäftsführer der Messe Berlin GmbH, bei der Eröffnungspressekonferenz. Die Verdoppelung von 52 auf 104 Weltpremieren sei ein Quantensprung, der verdeutliche, dass die Hersteller ihre Innovationszyklen auf die InnoTrans abstimmen. „Unser Ziel ist es, weltweit den besten Marktüberblick zu schaffen“. Die 3,5 Kilometer Gleis, die kein anderes Veranstaltungsgelände biete, würden die Präsentation der global größten Zahl von Schienenfahrzeugen ermöglichen.

Bild: Jürgen Eikelberg

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