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Wiener Linien: 26 Prozent der Wienerinnen und Wiener haben eine Jahreskarte

29.08.12 (Österreich) Autor:Jürgen Eikelberg

Die Nutzung der Öffis in Wien ist beliebter denn je. 450.000 Jahreskartenbesitzerinnen und -besitzer setzen auf die schnelle und bequeme Art der Fortbewegung in der Stadt mit U-Bahn, Bim und Bus. Die kontinuierlichen Modernisierungsmaßnahmen und der Ausbau des Wiener-Linien-Netzes tragen nun Früchte und bestätigen die Investitionstätigkeiten der Stadt Wien und der Wiener Linien.

„Gerade in wirtschaftlich angespannten Zeiten ist es wichtig Geld für Investitionen in die Hand zu nehmen. Und dass sich Aufwendungen im Bereich der Infrastruktur immer mehrfach auszahlen wird hiermit deutlich unterstrichen“, freut sich Vizebürgermeisterin Renate Brauner über den anhaltenden Boom beim Jahreskartenverkauf der Wiener Linien. „Der stetige Investitionskurs bei den Wiener Linien zahlt sich aus“, so Brauner, die auch den MitarbeiterInnen der Wiener Linien ihren Dank für ihre engagierte Arbeit aussprach.

Die aktuellen Verkaufszahlen bestätigen die gesteigerte Attraktivität der Wiener Linien. Seit Jahresbeginn wurdenüber 70.000 Jahreskarten neu ausgegeben. Das entspricht einer EinwohnerInnenzahl von Wiener Neustadt und Bregenz gemeinsam. Mit der von der Stadt Wien initiierten Tarifanpassung konnte zudem ein signifikanter Anstieg registriert werden. Alleine im Monat Mai haben sich über 37.000 Personen für eine Jahreskarte der Wiener Linien entschieden. „Im europäischen Durchschnitt bezahlen Bürgerinnen und Bürger 660 Euro für eine Jahreskarte. Mit der Tarifanpassung und dem Jahreskartenpreis von 365 Euro konnte sich Wien im Europavergleich vom vierten auf den zweiten Platz verbessern“, unterstreicht Brauner das herausragende Preis-Leistungsverhältnis. Beispielsweise bezahlen die EinwohnerInnen Oslos für die Benützung der öffentlichen Verkehrsmittel 914 Euro pro Jahr. Wiens Öffis kosten nicht nur weniger als die Hälfte, sondern punkten auch mit einer höheren Taktfrequenz und längeren Einsatzzeiten. Ein Umstieg auf die Jahreskarte ist nicht nur für VielfahrerInnen interessant. Sie amortisiert sich bereits mit rund vier Fahrten pro Woche (gerechnet auf Fahrten mit Einzeltickets).

Seit 2008 können Bürgerinnen und Bürger ihre Jahreskarte einfach und bequem über den Online-Shop der Wiener Linien bestellen. Dieses Angebot wird von den Kundinnen und Kunden verstärkt angenommen. Seit Jahresbeginn wurden bereits über 20.000 Jahreskarten online bestellt.

Hauptverantwortlich für die steigenden Fahrgastzahlen sind die kontinuierlichen Investitionen in die Qualität des Wiener-Linien-Netzes. Von 2011 bis 2015 sind Gesamtinvestitionen in der Höhe von 2,4 Milliarden Euro in die laufende Verbesserung der Verkehrsinfrastruktur in Wien veranschlagt. Alleine 2012 fließen 475 Millionen Euro in Verbesserungen des Öffi-Netzes. Im Sommer wurde erfolgreich der U1-Teilabschnitt zwischen Schwedenplatz und Reumannplatz erneuert und für die 2017 fertiggestellte Süd-Verlängerung nach Oberlaa fit gemacht. Damit wird die U1 mit insgesamt 19,2 km zur längsten U-Bahnlinie Wiens. Bereits Ende 2013 soll die Verlängerung der Linie U2 in den Norden Wiens zur Seestadt Aspern abgeschlossen sein. Die U2 wird damit zum Rückgrat des Stadtentwicklungsgebiets und ein attraktives Argument für die zukünftigen Bewohnerinnen und Bewohner der Seestadt.

Auch der Ausbau des Straßenbahnnetzes wird weiter vorangetrieben. Bereits für Ende 2012 zur Teileröffnung des neuen Hauptbahnhofs wird die Linie D zum ostseitigen Eingang verlängert. In einer weiteren Ausbaustufe wird der D-Wagen 2019 bis zur Südspitze des neuen Hauptbahnhof-Stadtteils fahren. Mit dem Ausbau der Linien 25 und 26 werden zwei wichtige und durchgängige Querverbindungen zwischen Floridsdorf und Donaustadt geschaffen und drei U-Bahn-Linien sowie die S-Bahn miteinander verbunden. Die neue Linie 25 wird bereits dieses Jahr eröffnet und führt von Floridsdorf (U6) über Kagran (U1), Erzherzog-Karl-Straße (S-Bahn), Donauspital (U2) zur Oberdorfstraße. Zusätzlich wird 2013 die Linie 26 auf einer Neubaustrecke nach Aspern fahren.

Ein Schwerpunkt wird in den nächsten Jahren auch auf die Modernisierung des Fuhrparks gelegt. Bis 2017 werden insgesamt 660 Millionen Euro in neue Fahrzeuge investiert. Alle Neufahrzeuge werden mit einer Klimaanlage ausgestattet sein und alle neuen Schienenfahrzeuge verfügen darüber hinaus über eine ausgeklügelte Energiespar-Technik. Auch die U6 erhält fünf neue Züge des Konsortiums Bombardier/Vossloh Kiepe. Der Vertragswert beläuft sich auf rund 60 Millionen Euro, wovon auch die Arbeiterinnen und Arbeiter des Wiener Bombardier-Werks profitieren. „Die U6 ist die schnelle und staufreie Alternative zum Gürtel und verzeichnet immer mehr Fahrgäste. Mit den neuen Garnituren wird die U6 mehr Platz und dichtere Intervalle bieten“, zeigt sich Brauner zufrieden.

Neben den Investitionen in die Streckenführung und Fahrzeuge wird durch Modernisierungsmaßnahmen im Stationsbereich das Erscheinungsbild nach außen weiter verbessert. So wird die Karlsplatzpassage als zentraler Verkehrsknotenpunkt bis 2013 völlig neu gestaltet und sich den Fahrgästen in einem runderneuerten Bild präsentieren. Auch die derzeit laufende Generalsanierung der U6-Station Josefstädter Straße sowie die bereits Anfang des Jahres abgeschlossenen Modernisierungsarbeiten der Unterpflaster Straßenbahnen-Stationen (UStrab) Laurenzgasse, Kliebergasse, Blechturmgasse, Matzleinsdorferplatz und Eichenstraße tragen zur optischen Aufwertung der gesamten Umgebung bei.

Die Investitionstätigkeiten schaffen nicht nur eine verbesserte Infrastruktur, sondern auch viele tausende Arbeitsplätze und bringen des Weiteren eine Aufwertung des gesamten Wirtschaftsstandorts Wien mit sich. Die positiven wirtschaftlichen Auswirkungen für die Stadt wurden auch im Zuge einer Studie der TU Wien, des WIFO und Joanneum Research untersucht. Alleine für die Investitionen zur Verlängerung der U2 von der Station Schottenring zur Seestadt Aspern mit einem Volumen von rund 1,4 Milliarden Euro ziehen wirtschaftliche Effekte von 3,8 Milliarden Euro nach sich. Berechnungen der Studie zu Folge werden pro Milliarde Auftragssumme rund 17.000 Arbeitsplätze geschaffen.

Mit dem laufenden Ausbau des Wiener-Linien-Netzes sind die Öffis für 96 Prozent der Wienerinnen und Wiener in Gehweite (das sind 500 m Luftlinie zur nächsten U-Bahn-Station und 300 m Luftlinie zur nächsten Straßenbahn- oder Busstation) erreichbar. Das dicht gestrickte Öffi-Netz ist auch dafür verantwortlich, dass immer mehr Bürgerinnen und Bürger ihre Wege mit den Wiener Linien bestreiten. Mit einem Anteil an den gesamt zurückgelegten Wegen von 37 Prozent im Jahr 2011 sind U-Bahn, Bim und Bus somit das beliebteste Verkehrsmittel Wiens. Damit ist die Stadt an der Donau eine der wenigen weltweit, in der mehr Wege mit den Öffis zurückgelegt werden, als auf jede andere Art. „Diese Zahlen sind ein eindeutiger Beleg dafür, dass unser Investitionsweg der richtige ist. Unser Ziel für die Zukunft ist somit eindeutig: laufende Evaluierung, Modernisierung und Ausbau dort, wo es Sinn macht und folglich noch mehr Wienerinnen und Wiener zum Umstieg auf die Öffis bewegen“, so Brauner weiter. „Wir machen das an einem konkreten Ziel fest: Steigerung des Anteils auf 40 Prozent bis 2020“.

Damit die Wiener Bevölkerung auch in Zukunft das Angebot der Wiener Linien stark annimmt, soll vor allem die junge Zielgruppe an die Öffis herangeführt werden. Mit dem Top-Jugendticket startet mit Beginn des Schuljahrs 2012/13 das Produkt des erfolgreichen Projekts zwischen den Bundesländern Wien, Niederösterreich und Burgenland sowie dem Verkehrsverbund Ost als Pilotprojekt. Hier profitieren vor allem Schülerinnen und Schüler sowie Lehrlinge von der Neuregelung. Das Top-Jugendticket ist mit 60 Euro äußerst preiswert und gilt nicht nur für Wien, sondern für das ganze Schuljahr in allen drei Bundesländern – und das rund um die Uhr. Das Ticket ist unbürokratisch an allen Wiener-Linien-Automaten, in Vorverkaufsstellen, Trafiken und im Online-Shop erhältlich. „Gerade der gesunkene Aufwand und die Preisvorteile für die zahlreichen SchülerInnen und Lehrlinge waren starke Argumente in der erfolgreichen Umsetzung des Top-Jugendtickets. Zudem werden die Wiener Familien dadurch deutlich entlastet“, so Brauner abschließend.

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