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VCD befürchtet weitere Verschlechterungen auf der Gäubahn

08.08.12 (Baden-Württemberg) Autor:Niklas Luerßen

Die diese Woche bekannt gewordenen Fahrpläne für die Gäubahn stellen Reisende und Berufspendler, die nach 17 Uhr in Richtung Singen fahren müssen, vor erhebliche Probleme, kritisiert der ökologische Verkehrsclub. Fahren heute noch täglich sieben Fernzugpaare zwischen Stuttgart und Zürich, so werden diese im Herbst auf nur noch fünf Zugpaare reduziert, erklärt VCD-Landesvorsitzender Matthias Lieb.

Lieb: „Nach 17:03 Uhr fährt dann ab Stuttgart kein Fernzug mehr auf der Gäubahn – heute bestehen um 17:57 Uhr und 19:56 Uhr noch schnelle Verbindungen nach Horb am Neckar,  Rottweil und Tuttlingen.“ Diese Verbindungen sollen zwar nur im Zeitraum vom 8. Oktober bis 18. November während der Streckensperrung zwischen Singen und Tuttlingen wegfallen. Der VCD befürchtet aber, dass auch nach Abschluss der Bauarbeiten der tägliche Zwei-Stunden-Takt ausgedünnt werden könnte, da solche Überlegungen von der Deutschen Bahn auf der europäischen Fahrplankonferenz angekündigt worden seien.

Um den Ausbau der Gäubahn wurde in den vergangenen Jahren häufig verbal gestritten, doch substantielle Fortschritte wurden nur in der Schweiz erzielt, weiß der VCD: „Im Vertrag von Lugano aus dem Jahr 1996 verabredeten die Schweiz und die Bundesrepublik Deutschland den Streckenausbau und den Einsatz von Neigetechnik-Zügen mit dem Ziel einer Fahrzeit von zwei Stunden 15 Minuten zwischen Stuttgart und Zürich.“

Im Dezember geht nun in der Schweiz der dortige Streckenausbau mit einer Fahrzeitverkürzung in Betrieb. Doch aufgrund des fehlenden Ausbaus auf deutscher Seite verbummeln die Züge die Fahrzeit in Deutschland, so dass die Fahrzeit jetzt wieder rund drei Stunden dauert. Damit liegt die Reisezeit auf dieser Strecke 45 Minuten über der 1996 vereinbarten Dauer, ohne dass absehbar wäre, wie dieses Ziel jemals erreicht werden kann, beklagt der VCD. Denn auch der Einsatz der Neigetechnik auf der Gäubahn sei nach dem Abzug der ICE-Züge völlig unklar.

Der Bund als für den Ausbau der Schieneninfrastruktur Verantwortlicher stelle kein Geld für den Ausbau bereit, kritisiert der Verkehrsclub. Dabei könnten vergleichsweise wenige Mittel die Fahrzeit verkürzen: Mit zweigleisigen Abschnitten könnten sich Züge während der Fahrt begegnen, anstatt wie heute im Bahnhof aufeinander zu warten. Dafür gäbe es zwar Pläne, aber nach wie vor kein Geld vom Bund.

Fahrzeitenvergleich Stuttgart – Zürich:
1996: D-Zug 3 Stunden 2 Minuten (mit Halt in Böblingen)
2000: ICE 2 Stunden 48 Minuten (mit Halt in Böblingen)
2012: IC 2 Stunden 52 Minuten (ohne Halt in Böblingen)
2013: IC 2 Stunden 59 Minuten (ohne Halt in Böblingen)

 

Auszug aus dem Vertrag von Lugano:
Art. 3: „Die Vertragsparteien wirken im Rahmen ihrer Zuständigkeiten darauf hin, dass Eisenbahngesellschaften aus beiden Staaten Massnahmen zum Zusammenwachsen ihrer benachbarten Netze, insbesondere zur Stärkung der beiden Korridore Stuttgart–Zürich und München–Lindau–Zürich vollziehen. Die Reisezeit soll auf diesen Achsen durch Einsatz von Fahrzeugen mit Neigetechnik und gleichzeitigen punktförmigen Linienverbesserungen zwischen Stuttgart und Zürich auf 2¼ Stunden und zwischen München und Zürich auf 3¼ Stunden verkürzt werden, bei angemessener Frequenz der Züge.“

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