Bogestra-Hauptversammlung: Zufrieden mit 2011
27.08.12 (VRR) Autor:Stefan Hennigfeld
Die Bochum-Gelsenkirchener Straßenbahnen AG (Bogestra) zeigte sich auf ihrer Hauptversammlung in der vergangenen Woche mit dem Jahr 2011 zufrieden. Trotz sinkender Einwohnerzahlen im Betriebsgebiet konnte das Fahrgastaufkommen gesteigert werden. Es wurden 144,6 Millionen Fahrgastfahrten gezählt, das sind 1,2 Millionen (0,8 Prozent) mehr als 2010. Wie sich das Gesamtverkehrsaufkommen entwickelt hat, sagt die Bogestra nicht. Mit im Schnitt 16 Prozent liegt der Modal Split dort aber über dem VRR-Durchschnitt.
Die Umsatzerlöse stiegen ebenfalls. Es wurden rund 100,36 Millionen Euro, das sind 1,68 Millionen Euro mehr als 2010 (1,7 Prozent) eingenommen, aber aufgrund der Bevölkerungsentwicklung veränderten sich die Erlösstrukturen. Der VRR, dessen Mitglied die Bogestra ist, erhöht seine Preise üblicherweise jedes Jahr um das zwei- bis dreifache des aktuellen Inflationswertes.
Das im November vergangenen Jahres eingeführte Sozialticket hat keine Auswirkungen auf die Erlösstruktur. Es kostet in der Preisstufe A rund 30 Euro und ist damit etwa nur halb so teuer wie ein vergleichbares Ticket für Normalzahler. Bogestra-Vorstand Burkhard Rüberg: Die dadurch verursachten Ertragsausfälle wurden und werden durch das Land Nordrhein-Westfalen ausgeglichen, so dass eine Ergebnisverschlechterung mit der Einführung des Tickets nicht verbunden ist. Wir werden weiterhin darauf achten, dass die mit diesem Angebot verbunden Ertragsausfälle erstattet werden.“
Das Sozialticket hat die rot-grüne Landesregierung eingeführt und damit ein Wahlkampfversprechen aus dem Jahr 2010 erfüllt. Die Verkehrsverbünde haben dem nur unter der Voraussetzung zugestimmt, dass die Kommunen und die Verkehrsbetriebe nicht belastet werden. Das derzeitige Modell ist bis zum Jahresende 2012 begrenzt. Wie es danach weitergeht, ist noch offen. Ein großes Hemmnis für potentielle Kunden dürfte die Tatsache sein, dass die Karte als Sozialticket gekennzeichnet ist, so dass jeder Busfahrer und Fahrkartenkontrolleur den Kunden sofort als Arbeitslosen erkennen kann.
Die Steigerung der Energiekosten blieb moderat. 2011 gab das Unternehmen 13,52 Millionen Euro für Dieselkraftstoff und Fahrstrom aus, das sind 210.000 Euro mehr (1,58 Prozent) als 2010. Dahinter steckte u.a. ein Dieselpreissicherungsgeschäft. In der Langfristperspektive (1995-2011) ist die Bogestra mit ihrem Weg besonders zufrieden. Die Zahl der Fahrgastfahrten stieg von 105,9 Millionen 1995 auf 144,6 Millionen 2011. Die Zuwendungen der Kommunen sanken von 74,8 auf 59,1 Millionen.
Hierbei weist man vor allem auf die Erfolge des Tarifvertrages Nahverkehr Nordrhein-Westfalen (TV.N NW) hin. Hieran war Bogestra-Vorstand Gisbert Schlotzhauer auf Arbeitgeberseite als Verhandlungsführer maßgeblich beteiligt. Seit 2002 wurden die kommunalen Kassen dadurch und mehr als 61 Millionen Euro entlastet. Die Bezahlung wurde damit auf ein wettbewerbsfähiges Niveau angepasst. Nur dadurch war es möglich, den Fortbestand das internen Betreiber zu sichern.
Trotzdem blieben die Personalkosten eine wesentliche Aufwandsposition. Mit knapp 102 Millionen Euro 2011 machten die Mitarbeiter knapp sechzig Prozent der Gesamtkosten aus. Trotzdem erhöhte die Bogestra die Zahl der Auszubildenden – während die Branche unter Facharbeitermangel leidet hat man an dieser Stelle überhaupt keine Probleme. Diesen Weg geht die Bogestra bereits seit Jahren, auch schon zu einer Zeit, in der deutschlandweit über vermeintlich horrende Kosten der betrieblichen Berufsausbildung lamentiert worden ist. Die Früchte kann man mit motivierten und fähigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern jetzt ernten.