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Lob und Tadel für die Deutsche Bahn

07.07.12 (Kommentar, VRR) Autor:Jürgen Eikelberg

Am Freitag, 6. Juli kam es im Bereich Düsseldorf-Benrath gegen 5:00 Uhr zu einer Oberleitungsstörung auf der Fernstrecke zwischen Düsseldorf und Köln. Ein Zug der Linie RE 1 von Hamm nach Aachen blieb am Bahnhof Düsseldorf-Benrath liegen, weil er keinen Strom mehr hatte. Er wurde nach rund zwei Stunden von zwei Dieselloks abgeschleppt. Der Fern- und Regionalverkehr wurde über Leverkusen-Opladen und die Güterzugstrecke umgeleitet. Doch das ist nicht der Kritikpunkt.

Teilweise war von dieser Oberleitungsstörung auch der S-Bahn Verkehr zwischen Köln und Düsseldorf betroffen. Und das, obwohl die S-Bahn an der Schadensstelle auf eigenen Gleisen fährt. Dafür mag es betriebliche Gründe geben, die ich aber im Grunde nicht nachvollziehen kann. Zumindest nicht vier Stunden nach dem Schadensfall. Die S-Bahn fährt zwischen Düsseldorf und Köln immer auf eigenen Gleisen, lediglich im Bereich Langenfeld und Leverkusen hat die S-Bahn Linie nur ein Gleis, was aber im Fahrplan praktisch keine Rolle spielt.

Zu kritisieren ist die Informationspolitik der DB an den S-Bahn Stationen.

Zwar wurde – sofern eine Anzeige vorhanden war – die Laufschrift „Oberleitungsstörung, es kann zu Verpätungen und Zugausfällen kommen“ eingeblendet, es gab aber keine Durchsagen. Man ließ die Fahrgäste im wahrsten Sinne des Wortes im Regen stehen.

Viele Fahrgäste schätzen inzwischen an der Fahrplanauskunft der Automaten, dass sie in Echtzeit Verspätungen und Zugausfälle anzeigen kann. Viele benutzen auch die App „DB Navigator“ der diese Funktion auch unterstützt.

Doch heute morgen wurde nichts dergleichen angezeigt. Laut Fahrplanauskunft und DB-Navigator fuhr die S-Bahn der Linie S 6 so pünktlich wie nie. Doch leider waren das lediglich Phantom-Bahnen. Es gab Lücken von mehr als 40 Minuten. Es ist ein Unding, das S-Bahn Kunden bei notwendigen Informationen derart vernachlässigt werden.

Wenn die Kunden mit Informationen versorgt werden, haben sie die Möglichkeit, auf andere Verkehrsmittel auszuweichen. An jeder dieser S-Bahn Stationen besteht auch eine Verknüpfung zu Buslinien. Manche nutzen auch Park+Ride, sie haben also ein Auto, auf das sie in einem solchen Fall zurückgreifen können. Aber selbst wenn der Fahrgast dann doch lieber 40 Minuten oder mehr auf die S-Bahn warten will, er ist wenigstens informiert.  Mit diesen Informationen kann er Termine umdisponieren oder den Arbeitgeber anrufen, um mitzuteilen, das er sich verspätet. Er hat auch die Möglichkeit, sich ein Taxi zu bestellen, wenn er wegen des Ausfalls der S-Bahn seinen Fernzug oder sein Flugzeug verpassen müsste. Man kann auch seine Reiseplanung verschieben, wenn man keine Termine hat.

Gegen Mittag hatte sich der S-Bahn Verkehr wieder normalisiert.

Ganz anders am Bahnhof Düsseldorf-Benrath. Dort stand ein Mitarbeiter der DB Regio NRW am Bahnsteig der Regionalexpress Linien 1 und 5 und wies die Reisenden darauf hin, dass sie bitte die S-Bahn nehmen mögen, da die Linien umgeleitet und nicht über Benrath fahren würden. Die meisten Reisenden hatten Verständnis, auch wenn es  für einige mit Anschlussverlusten verbunden war. Dies zeigt, dass die Kunden bei Störungen zufriedener sind und Verständnis haben. Sind der DB die Kunden des Regionalverkehrs mehr „wert“, als die S-Bahn Kunden?

Am Nachmittag wurde die Störung behoben. Es wird aber voraussichtlich noch einige Zeit dauern, bis die Züge wieder im normalen Umlauf fahren. Durch die Umleitung haben sie Zeit verloren, teilweise wurden sie vor den Endbahnhöfen gebrochen. Somit sind auch Kunden in Emmerich, Paderborn, Koblenz und Aachen von dieser Störung betroffen gewesen.

Für dem Autor, der an diesem Morgen einen Pressetermin in Düsseldorf hatte, war Kreativität gefragt. Mit dem Bus ist er zunächst nach Benrath gefahren und hat sich dort in eines der bereit stehenden car2go Autos gesetzt und war pünktlich zum Termin.

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