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Bilanzpressekonferenz der Hochbahn: Multimodale Verkehrskonzepte im Focus

27.07.12 (Hamburg) Autor:Jürgen Eikelberg

Mehr als 423 Millionen Fahrgäste nutzten 2011 die Busse und U-Bahnen der Hamburger Hochbahn AG (HOCHBAHN). Ein Anstieg gegenüber dem Vorjahr um 2,8 Prozent. Für dieses Jahrzehnt geht die HOCHBAHN von einem weiteren deutlichen An-stieg von durchschnittlich 2,4 Prozent pro Jahr aus, was einer Zunahme um weitere 100 Mio. Fahrgäste entspricht.

Der Aufsichtsratsvorsitzende Senator Frank Horch, Präses der Behörde für Wirtschaft, Verkehr und Innovation der Freien und Hansestadt Hamburg, betonte anlässlich der Vorstellung des Jahresabschlusses die Leistungsfähigkeit der HOCHBAHN: „Die HOCHBAHN ist ein wesentlicher Faktor in unserer Stadt. Ihr Verkehrsangebot trifft den Bedarf der Bürgerinnen und Bürger. Das belegt der Fahrgastzuwachs eindrucksvoll. Gemeinsam mit der HOCHBAHN bringen wir wichtige innerstädtische Projekte sehr erfolgreich voran: die Fertigstellung der U4 in diesem Jahr und deren Verlängerung bis zu den Elbbrücken ab dem kommenden Jahr, der barrierefreie Ausbau von 20 statt der ursprünglich geplanten vier U-Bahn-Haltestellen bis 2015 und das Busbeschleunigungsprogramm, dessen Umsetzung noch in diesem Jahr auf der MetroBuslinie 5 beginnt.“

Seit 2006 steigen die Fahrgastzahlen der HOCHBAHN mit Wachstumsraten von zum Teil deutlich über 2 Prozent pro Jahr – allein in den letzten vier Jahren stieg die Zahl der Fahrgäste um 10 Prozent. Günter Elste, Vorstandsvorsitzender der HOCHBAHN, blickt in die Zukunft: „Diesen Trend wollen wir verstetigen und möglichst verstärken. Wir gehen in unserer Unternehmensstrategie davon aus, dass der ÖPNV in Hamburg auch künftig von der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit des Standorts, dem Wirtschaftswachstum, der anziehenden Arbeitsmarktkonjunktur und den Einwohnerzuwächsen profitiert. Die HOCHBAHN wird aber in den kommenden Jahren verstärkt den Fokus darauf richten, noch deutlich mehr Fahrgäste zu überzeugen, ihr Auto stehen zu lassen und Busse und Bahnen zu nutzen.“

Die HOCHBAHN weitet seit Jahren nachhaltig das Verkehrsangebot sowohl im U-Bahn- als auch im Busbereich deutlich aus. Dabei konnte das Wirtschaftsergebnis im Jahr 2011 abermals verbessert werden, was angesichts steigender Kundenansprüche z.B. hinsichtlich Fahrkomfort und Angebotsdichte und gleichzeitig nicht kostendeckender Tarife im ÖPNV zunehmend schwieriger wird.

Der durch die Freie und Hansestadt Hamburg auszugleichende Fehlbetrag ging um 1 Million Euro auf 55,6 Millionen Euro zurück. Entspre-chend stieg der Kostendeckungsgrad auf 89,2 Prozent (2010: 88,7 Prozent). „Mit diesem Wert sind wir weiterhin national wie international eines der wirtschaftlichsten Verkehrsunternehmen und entlasten dadurch den Hamburger Haushalt“, sagte HOCHBAHN-Finanzvorstand Helmut König.

Die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit der HOCHBAHN im operativen Bereich wird sich aller Voraussicht nach weiter verbessern. Das EBITDA, also das Jahresergebnis vor Steuern, Abschreibungen und Zinsen, lag 2011 bei 22,5 Mio. Euro (2010: 20,9 Mio. Euro). „An dieser Kennzahl wird deutlich, dass die HOCHBAHN einen großen Teil der wichtigen Infrastrukturinvestitionen aus eigener Kraft stemmen kann, ohne auf andere Finanzierungsmittel zurückgreifen zu müssen,“ betonte der HOCHBAHN-Finanzchef.

Im Rahmen der Bilanzpressekonferenz stellte HOCHBAHN-Chef Günter Elste auch die Grundzüge der Unternehmensstrategie bis zum Jahr 2030 vor. „Wir stehen in den Metropolregionen vor einem grund-legenden Wandel in der Mobilitätskultur. Dieses gilt für Hamburg in besonderem Maße. Der Pkw wird innerstädtisch immer mehr vom Fahrzeug zum ´Stehzeug´. Staus, Parkplatzsuche, zugestellte Wohn-straßen, Lärm und Emissionsbelastungen passen nicht mehr zu den steigenden Ansprüchen an urbane Lebensqualität. Hier setzen wir an, indem wir komplementäre Mobilitätsangebote für unsere Fahrgäste arrangieren, die mit optimierten Schnittstellen eine innerstädtische Mobilität ohne eigenen privaten Pkw zum Standard machen werden.“

Im Fokus stehen multimodale Verkehrskonzepte, die eine intelligente Verknüpfung von Bussen und Bahnen mit komplementären Mobilitäts-angeboten bieten – seien es Kurzzeitmietautos, Mietwagen oder Taxen oder eigene bzw. Leih-Fahrräder. An wichtigen Schnellbahn-knotenpunkten im Hamburger Stadtgebiet soll ein einfacher und schneller Verkehrsmittelwechsel den ÖPNV optimal ergänzen. Günter Elste: „In Abstimmung mit dem Senat der Freien und Hansestadt Hamburg und den Bezirken werden wir an ausgewählten Standorten Mobilitäts-Service-Punkte bauen, an denen Partner der HOCHBAHN ihre komplementären Verkehrsleistungen anbieten.“

Der erste Mobilitäts-Service-Punkt soll im Rahmen eines auf zwei Jahre angelegten Pilotprojektes im März 2013 an der U- und S-Bahn-Haltestelle Berliner Tor eröffnet werden. Als Partner für dieses Pilotprojekt konnte die HOCHBAHN Europcar und car2go gewinnen. Nach erfolgreichem Abschluss des Pilotprojektes wird dann auch anderen Anbietern, die bestimmte Mindestkriterien erfüllen, ein diskriminierungsfreier Zugang zu den Infrastruktureinrichtungen ermöglicht. HVV-Abo-Kunden wird ein „Abo-Plus“ angeboten, mit dem sie einen vereinfachten und rabattierten Zugang zu den ergänzenden Verkehrsmitteln erhalten.

Die Mobilitätsplanung übernimmt dann auch eine Smartphone App. Der Nutzer gibt seinen Mobilitätswunsch an, die App ermittelt entsprechende Vorschläge und ermöglicht bei Bedarf auch die Reservierung und Buchung. „Die HOCHBAHN wird die Leistungen der Partner organisieren und arrangieren. Das Ziel ist, vollständige Reiseketten für möglichst viele Mobilitäts- und Wegezwecke anzubieten. Wir machen den ÖPNV individueller. Der Fahrgast kann zunehmend leichter auf die Nutzung bzw. die Anschaffung eines Pkw als permanente Rück-fallebene individueller Mobilität verzichten,“ so Elste.

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