VCD Städtecheck Verkehrssicherheit: Status quo ist in deutschen Großstädten sehr unterschiedlich
15.06.12 (Allgemein) Autor:Niklas Luerßen
Während sich in den letzten Jahren bundesweit die Verkehrssicherheit für Kinder und Jugendliche verbessert hat, kämpfen viele deutsche Städte mit steigenden Unfallzahlen, so das Ergebnis des »VCD Städtecheck 2012 – Verkehrssicherheit Kinder und Jugendliche«. Vor allem die Verunglücktenrate bei Jugendlichen schwankt stark. Während in einigen Städten vier bis fünf von 1.000 Jugendlichen im Straßenverkehr verunglücken, sind es in anderen Städten mehr als doppelt so viele. Auch bei der Entwicklung der verunglückten Kinder zeichnet sich ein differenziertes Bild ab.
Der ökologische Verkehrsclub VCD analysierte im »VCD Städtecheck Verkehrssicherheit« die Entwicklung der verunglückten Kinder und Jugendlichen in insgesamt 76 Großstädten mit über 100.000 Einwohnern für den Zeitraum 2007 bis 2011. Ziel war es, neben den statistischen Daten herauszufinden, warum Kinder immer weniger allein unterwegs sind, ob es an der mangelnden Sicherheit liegt oder doch vielmehr an der Vorsicht der Eltern. Denn Fakt ist, obwohl Kinder allein unterwegs sein wollen, kommt immer öfter das Elterntaxi zum Einsatz.
Die Hälfte aller untersuchten Städte konnte die Verkehrssicherheit von Kindern verbessern, 43 der 76 Städte schafften eine Verbesserung für Jugendliche, wobei die Verunglücktenrate im Mittel nur minimal sank. Die Studie zeigt außerdem, dass für die Sicherheit von Kindern im Straßenverkehr deutlich mehr getan wird als für Jugendliche, sei es bei der Mobilitätserziehung oder der Verkehrssicherheit.
Anja Hänel, Referentin für Verkehrssicherheit beim VCD: „Interessant ist, dass eine größere Stadt jedoch nicht gleichzeitig mehr Gefahr für Kinder und Jugendliche bedeutet. Eher das Gegenteil ist der Fall. Jugendliche sind in Städten mit mehr als 800.000 Einwohnern sogar sicherer unterwegs. Das liegt zum Beispiel daran, dass sie das eigene Moped stehen lassen und stattdessen auf den Öffentlichen Verkehr umsteigen.“
Gute Beispiele, wie die Stadt Hamm, zeigen: Wird das Thema Verkehrssicherheit politisch und öffentlich vorangetrieben, lässt sich die Verkehrssicherheit von Kindern und Jugendlichen entscheidend verbessern. „Statt die Kinder aus Angst vor Unfällen mit dem Auto zu fahren, macht es Sinn, sich für mehr Verkehrssicherheit in der Kommune zu engagieren. Konkret zum Beispiel für die Bereitstellung von Discobussen, den Ausbau der Radinfrastruktur oder auch der Beobachtung und Überwachung von Unfallschwerpunkten. Doch auch die Bundesregierung kann einen Anstoß geben, indem sie Tempo 30 als Regelgeschwindigkeit in Städten festsetzt“, so Anja Hänel.
Auch Pädagogen sehen in der Verkehrsberuhigung den Schlüssel zu einer höheren Verkehrssicherheit. Dr. Angela Thiele, Direktorin der Grundschule am Koppenplatz in Berlin: „Überall wo Kinder und Jugendliche unterwegs sind, ist es wichtig, die Geschwindigkeit zu drosseln. Vor unserer Schule haben wir deshalb ein Limit von Tempo 10 durchgesetzt“. Doch auch Eltern und Lehrer können als Verkehrsteilnehmer einen Teil beitragen. Dr. Angela Thiele betont: „Wenn Eltern sich auf dem Fahrrad oder im Auto an die Regeln halten und nicht unbedingt bis direkt vor die Schultür fahren, ist schon viel erreicht.“