Startsignal für regelmäßigen Fährbetrieb Sassnitz/Mukran – Ust Luga
11.06.12 (Europa, Güterverkehr, Mecklenburg-Vorpommern) Autor:Niklas Luerßen
Am Freitag gab Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel das Startsignal für die regelmäßige Fährverbindung zwischen dem Fährhafen Sassnitz auf Rügen und und dem neuen russischen Tiefseehafen Ust Luga bei Sankt Petersburg in ihrer Eigenschaft als Bundestagsabgeordnete zusammen mit Wladimir Jakunin, Präsident der Russischen Eisenbahn (RZD), Dr. Rüdiger Grube, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Bahn, und Volker Schlotmann, Minister für Energie, Infrastruktur und Landesentwicklung Mecklenburg-Vorpommern. Die Bundeskanzlerin vertrat als Bundestagsabgeordnete die Insel Rügen, die Hansestadt Stralsund und den Landkreis Nordvorpommern im Deutschen Bundestag.
MdB Dr. Angela Merkel: „Effiziente Transportwege und eine moderne Logistik sind wichtige Motoren für die wirtschaftliche Entwicklung. Ich freue mich daher über die neue, regelmäßige Fährverbindung zwischen Deutschland und Russland. Damit rücken beide Länder wirtschaftlich noch näher zusammen.“
Dr. Rüdiger Grube: „Mit dieser Verbindung öffnen sich für DB Schenker neue Möglichkeiten, wirtschaftliche Transporte anzubieten. Gewinner sind unsere Kunden – aber auch die Umwelt, denn das Seeschiff bietet eine umweltfreundliche Alternative zu den bestehenden LKW-Landrouten.“
Volker Schlotmann: „Der Aufnahme des Fährbetriebs gingen über zehn Jahre immer wieder intensive Gespräche der Landesregierung voraus. Im April habe ich selbst dazu mit dem stellvertretenden russischen Verkehrsminister gesprochen. Heute werden diese Bemühungen mit Erfolg gekrönt. Heute ist ein guter Tag für die Beschäftigten im Hafen und für den Logistikstandort Mecklenburg-Vorpommern.“
Auf der Fahrt von Ust Luga nach Sassnitz hat die Fähre bereits 49 Waggons der RZD befördert, die unter anderem mit chemischen Gütern beladen sind und im Fährhafen umgeschlagen werden.
Verladen wurde ein Elektro-Triebzug vom Typ Desiro-RUS, den Siemens an die RZD liefert. Die Organisation des gesamten Transportes vom Werk in Krefeld bis zum Depot der RZD bei Sankt Petersburg liegt in den Händen von DB Schenker. Da die Züge für die russische Breitspur gebaut werden, können sie nicht auf der Schiene zum Fährhafen rollen.
Die Spezialisten von DB Schenker haben daher als effizientesten Weg folgende Transportkette entwickelt: Mit dem Tieflader auf der Straße zum Krefelder Rheinhafen – per Binnenschiff bis Amsterdam – mit dem Seeschiff bis Sassnitz/Mukran – mit dem Kran auf einen Spezial-Lkw mit integrierter Breitspur-Schiene – über eine Rampe auf die Breitspurgleise des Hafens – auf dem Gleis auf das Unterdeck der Fähre – mit der Fähre nach Ust Luga. Von dort werden die Züge auf der Schiene zum Depot „Metallostroy“ der RZD gezogen, wo sie von der RZD übernommen werden.
Die RZD hat insgesamt 38 der fünfteiligen Desiro-Züge bestellt, die in den nächsten anderthalb Jahren geliefert werden. Sie sind unter dem Namen Lastotschka (Schwalbe) für den Regionalverkehr während der Olympischen Winterspiele 2014 in Sotschi vorgesehen.
Die Fähre Petersburg wurde 1985 in Wismar gebaut und war zu dieser Zeit mit 190 Metern Länge und 28 Metern Breite die größte Zweideck-Eisenbahnfähre der Welt. Eigner ist die Black Sea Ferry & Investments, eine 51-prozentige Tochter der RZD. Das Schiff kann Eisenbahnfahrzeuge, LKW und Trailer transportieren. Die Fahrt von Hafen zu Hafen über 660 Seemeilen (1222 km) dauert 38 Stunden.
Der Fährhafen Sassnitz ist der größte Eisenbahn-Fährhafen Deutschlands. Im Hafen- und Bahnhofsbereich stehen insgesamt 30 km Breitspurgleise (1520 mm) und 60 km Gleise in Normalspur (1435 mm) zur Verfügung. Damit ist Sassnitz-Mukran der einzige Hafenstandort Europas, bei dem Eisenbahnwaggons mit Breitspur umgeschlagen werden können. Der Hafenstandort bietet regelmäßige und hoch frequentierte Fährverbindungen nach Trelleborg (Schweden), Rønne (Dänemark), Klaipeda (Litauen), Ventspils (Lettland), Ust Luga und Sankt Petersburg (Russland) an.