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MVG stellt Diskussion um spezielle „Stadttickets“ klar – „Aktion Münchner Fahrgäste“ kritisiert dies

19.06.12 (München) Autor:Niklas Luerßen

Herbert König, der Vorsitzende der MVG-Geschäftsführung, hat in seiner Rede am vergangenen Freitag wörtlich gesagt: „Aus Sicht der MVG stört eher, dass der Tarif den spezifischen Anforderungen innerhalb der Kernstadt München mit ihrem inzwischen extrem dichten Leistungsangebot zu wenig gerecht wird. Hier braucht es innerhalb der Verbundsystematik künftig spezielle Angebote. Einige andere Verbünde machen uns das auch schon vor, dafür gibt es Lösungen.“

Hierzu ist festzustellen, dass die MVG für rund 60 Prozent der Verbundeinnahmen Verantwortung trägt und damit den gesamten MVG-Verkehr zu finanzieren hat. Da ist es selbstverständlich das Recht und die Pflicht des Unternehmensleiters, sich Gedanken über eine möglichst marktgerechte Weiterentwicklung der Tariflandschaft zu machen. Im übrigen sind die Ausführungen der MVV-GmbH zu den Verantwortlichkeiten unvollständig: Zwar findet in den Verbundgremien selbstverständlich die Vorabstimmung der Tarife statt, die ja verbundweit koordiniert werden müssen. Die verbindliche Beschlussfassung für den Verkehr der MVG findet aber satzungsgemäß im Aufsichtsrat der MVG statt.

Im übrigen sind spezielle Angebote für einzelne Städte innerhalb eines großräumigen Verbundsystems nichts Neues. In mehreren Verbünden sind sie seit Jahren üblich, im benachbarten Verkehrsverbund Großraum Nürnberg (VGN) wurden sie jüngst für Nürnberg und Fürth eingeführt. Darüber nachzudenken, ob das auch für München sinnvoll sein könnte, ist daher nicht nur legitim, sondern eigentlich auch naheliegend. Konkrete Vorschläge dafür hat die MVG noch nicht, aber sie wird daran arbeiten. Grund zur Aufregung ist das nicht!

Die „Aktion Münchner Fahrgäste“ kritisiert dieses Vorhaben scharf: Ausgerechnet bei der Feier zum 40. Jubiläum des Münchner Verkehrs- und Tarifverbundes (MVV) verkünde der Geschäftsführer der städtischen Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) neue Überlegungen für spezielle Tarife für die Stadt. Gerade die einheitliche „Bedienoberfläche“ von S-Bahn, U-Bahn, Trambahn und Bus waren vor 40 Jahren die große Errungenschaft für die Fahrgäste. Hans-Jochen Vogel, der damalige Münchner Oberbürgermeister nannte dies in seinem Festvortrag eine „unerhörte Kühnheit“. Und es ist ein gewaltiger Vorteil für die Fahrgäste des MVV, daß zum Beispiel mit der Streifenkarte sowohl in der Stadt, wie auch im Umland gefahren werden kann.

„Für das Wohl und Wehe der Fahrgäste sind in erster Linie die Aufgabenträger, also die Politiker von Stadt, Land und Landkreisen, verantwortlich“, stellt dazu Andreas Nagel, Sprecher der Aktion Münchner Fahrgäste, fest. „Die Verkehrsunternehmen haben genügend Hausaufgaben zu machen und sollten sich in erster Linie um die Erbringung der im Fahrplan versprochenen Leistungen kümmern.“

Die MVV-Tarife müssen weiterentwickelt werden, so muß die Geltungsdauer von Zeitkarten flexibler werden. Also eine Wochenkarte auch von Mittwoch ab gültig sein. Auch für die Studenten muß angesichts der speziellen Münchner Situation mit den entlegenen Lehrstätten eine Lösung gefunden werden. Grundsätzlich hält die Aktion Münchner Fahrgäste aber am Gemeinschaftstarif und an der einheitlichen Fahrgastbedienung fest.

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