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Mobifair: Neue Vorwürfe gegen Agilis

21.06.12 (Bayern) Autor:Stefan Hennigfeld

Der Verein mobifair hat schwere Vorwürfe gegen die zur Hochbahn-Tochter BeNEX gehörende agilis erhoben. Dort seien selbständige bzw. scheinselbständige Triebfahrzeugführer unterwegs. „Wir haben alle Eisenbahnverkehrsunternehmen wissen lassen, dass mobifair sämtliche Hinweise im Zusammenhang mit der Beschäftigung von solchen schleierhaften Lokführern melden wird“, so Vereinsgeschäftsführer Helmut Diener.

Agilis sei allerdings nicht alleine betroffen, wird jedoch als einziges Unternehmen namentlich genannt. Mobifair spricht hier von „grauen Beschäftigungsmodellen“ und kündigt an, durch die entsprechenden Behörden prüfen zu lassen „ob das rechtens ist oder ob hier Verstöße gegen die Sozialversicherungsvorschriften, das Arbeitszeitgesetz oder sogar der Verdacht der gemeinschaftlichen Steuerhinterziehung vorliegt.“

Dem widerspricht agilis-Geschäftsführer Dietmar Knerr entschieden. „Wir haben von Beginn an einen Tarifvertrag mit der Tarifgemeinschaft Transnet / GDBA, heute EVG abgeschlossen. Diese kommt für alle tariflich eingestellten Kolleginnen und Kollegen zur Anwendung, das betrifft Triebfahrzeugführer, Kundenbetreuer im Zug, Werkstattmitarbeiter und Verwaltungskräfte. Standardmäßig haben wir keine freien Mitarbeiter, sondern alle bei uns tätigen Personale befinden sich in einem Angestelltenverhältnis.“

Allerdings ist auch agilis von dem deutschlandweiten Lokführermangel betroffen und hat derzeit Personalüberlassungsverträge sowohl mit Personaldienstleistern als auch mit selbständigen Triebfahrzeugführern, um diesen vorübergehenden Engpass zu überbrücken. „Wir haben allen ein Angebot zur Übernahme in ein unbefristetes, sozialversicherungspflichtiges Arbeitsverhältnis gemacht. Einige möchten das aber nicht, unter anderem deswegen, weil das Prinzip des Equal Pay bei Triebfahrzeugführerinnen und Triebfahrzeugführern in Personalserviceunternehmen aufgrund der Arbeitnehmerknappheit gilt,“ so Dietmar Knerr. Für agilis sei die Beschäftigung externer Arbeitnehmer teurer, aber nicht immer zu vermeiden.

Das sieht mobifair ein wenig anders. Vor dem Hintergrund der jüngsten Fernsehreportage mit Günter Wallraff rückt man agilis sogar in die Nähe unseriöser Paketzusteller. Diener: „Selbständige Lokführer gehören nicht auf das Gleis. Es ist unglaublich, dass sich Eisenbahnbetriebsleiter auf solche Beschäftigungsmethoden einlassen. Sie tragen dazu bei, dass man nicht mehr weit weg ist von den Sub-Methoden der Paketzusteller.“

Vorwürfe, die man bei agilis für völlig realitätsfremd hält. Knerr: „Wir müssen akzeptieren, dass sich nicht jeder auf Dauer an einen Arbeitgeber binden will. Gerade weil Equal Pay gewährleistet ist, ist eine Beschäftigung als Selbständiger oder Angestellter eines Personaldienstleisters deutlich abwechslungsreicher. Trotzdem steht nach wie vor für jeden das Angebot, dauerhaft zu uns zu wechseln. Es handelt sich um sehr anerkannte, erfahrene und gut ausgebildete Kolleginnen und Kollegen, die alle erforderlichen Bescheinigung haben.“

Von ´grauen Beschäftigungsverhältnissen´ könne keine Rede sein, sagt Dietmar Knerr. „Die ordnungsgemäße Erlaubnis zur Arbeitnehmerüberlassung wurde den Unternehmen durch die Agentur für Arbeit erteilt. Damit sind alle gesetzlichen Vorschriften und Rahmenbedingungen erfüllt.“ Der Einsatz externer Fahrpersonale wird allerdings nach Abschluss des laufenden Ausbildungskurses beendet.

Bild: agilis

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