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Kabelklau wird nachweisbar

04.06.12 (Allgemein) Autor:Jürgen Eikelberg

Die Deutsche Bahn AG setzt im Jahr 2012 im Kampf gegen den Buntmetalldiebstahl verstärkt auf den Einsatz künstlicher DNA. Die neue Technik wird jetzt auch im Norden zum Schutz diverser Strecken eingesetzt. „Wir markieren Kabel oder andere Metallteile an neuralgischen Punkten mit künstlicher DNA. So lassen sie sich als Eigentum der DB identifizieren und der Weiterverkauf gestohlener Kabel wird unmöglich. Damit machen wir den Kriminellen die Arbeit deutlich schwerer“, sagte Prof. Gerd Neubeck, Leiter Konzernsicherheit der Deutschen Bahn AG.

Im Jahr 2011 wurden bei der DB rund 3.000 Buntmetalldiebstähle gezählt, 50 Prozent mehr als im Vorjahr. Besonders stark war der Anstieg im ersten Halbjahr. Seit die DB im Juni bundesweit mit den Markierungsarbeiten begonnen hat, ist eine Trendwende zu verzeichnen.

Die regionalen Schwerpunkte der Buntmetalldiebstähle liegen vor allen in Ostdeutschland, in Niedersachsen und im Ruhrgebiet. In den Ländern Hamburg, Schleswig-Holstein, Niedersachsen und Bremen wurden im letzten Jahr 373 Buntmetalldiebstähle gezählt. Um die Bahnanlagen für einen reibungslosen Zugverkehr wieder herzustellen, musste die Bahn in diesem Raum allein in 2011 rund zwei Millionen Euro aufwenden.

Neben dem Einsatz künstlicher DNA setzt die DB auch auf den verstärkten Einsatz von Sicherheitspersonal und die intensive Zusammenarbeit mit der Bundespolizei und dem Verband Deutscher Metallhändler (VDM). Neubeck: „Kabeldiebstahl wird sich bald in vielen Teilen Norddeutschlands und auch bundesweit an Bahnanlagen nicht mehr lohnen. Das Täterrisiko der Überführung ist mit der neuen Technik enorm gestiegen.“

Auch für die in den Bundesländern Hamburg, Bremen und Niedersachsen zuständige Bundespolizei bleibt das Thema „Buntmetalldiebstahl“ wichtig. Der Ständige Vertreter der Bundespolizeidirektion Hannover, Leitender Polizeidirektor Andreas Jung, bemerkt dazu: „Ein wichtiger Bestandteil der bahnpolizeilichen Aufgabenwahrnehmung ist die Bekämpfung des Buntmetalldiebstahls. Die Maßnahmen der Bundespolizei und der Deutschen Bahn AG sind gut aufeinander abgestimmt. Bürgerinnen und Bürger können sich bei Erkenntnissen jederzeit an die kostenlose Bundespolizeihotline 0800-6888000 wenden.“

Die Markierung von Kabeln mit künstlicher DNA ist für das bloße Auge nicht sichtbar. Die Substanz lässt sich nur mit speziellem UV-Licht nachweisen. Ein einziges DNA-Molekül reicht aus, um gestohlene Kabel zu identifizieren und damit eine Straftat nachzuweisen beziehungsweise den Täter zu überführen und juristisch zu belangen. Die Kabel werden sowohl äußerlich als auch unterhalb der Isolierschicht mit Hilfe spezieller Instrumente mit der künstlichen DNA versehen. Die Flüssigkeit enthält auch Komponenten in Form von codierten mikroskopisch kleinen Metallplättchen (Durchmesser rund 400 ?m). Diese ermöglichen die exakte Lokalisierung und Identifizierung eines definierten Abschnitts der Kabelstrecke.

Jeglicher Kontakt mit den Kabeln birgt für den Täter das Risiko, sich selbst mit der Markierung zu „kontaminieren“. Die DNA-Spuren bleiben langfristig nachweisbar. Polizei oder Schrotthändler werden durch die Bahn technisch in die Lage versetzt, sowohl die künstliche DNA als auch die Metallplättchen auszulesen.

Bundesweit betreibt die Deutsche Bahn AG ein Streckennetz von 34.000 Kilometern. Auf diesem sind täglich rund 32.000 Züge unterwegs. In Berlin und Brandenburg sind auf über 3.000 Kilometern täglich 4.100 Fern-, Regional- und S-Bahnzüge der DB unterwegs.

Bild: Jürgen Eikelberg

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