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Fortgesetzter S-Bahn-Ärger zwischen Berlin und Potsdam: IGEB fordert erneut Sofortmaßnahmen

12.06.12 (Berlin, Brandenburg) Autor:Niklas Luerßen

Noch bis Dezember 2012 steht den Fahrgästen zwischen Berlin und Potsdam nur die S-Bahn-Linie 7 zur Verfügung, und deren Zuverlässigkeit hat seit dem 29. April durch Bauarbeiten im Bereich Nikolassee dramatisch abgenommen. Der Berliner Fahrgastverband IGEB hat zu dieser Problematik in den letzten Wochen mehrere Gespräche geführt und kommt nach deren Auswertung zu einigen Ergebnissen.

  1. Ein erheblicher Teil der Verspätungen auf der S7 entsteht auf der Stadtbahn. Verspätungen gibt es vor allem durch die zeitweilige 8-Minuten-Lücke, durch Stoßverkehre zu Vorlesungsbeginn an den Universitäten, durch große Gruppen mit Gepäck nach Ankunft eines Fernzuges am Hauptbahnhof sowie durch die vielen Touristen, die als Gruppe oder durch Ortsunkenntnis langsamer ein- und aussteigen. Deshalb bekräftigt der Berliner Fahrgastverband IGEB seine Forderung, dass die S75 von Wartenberg tagsüber täglich im 10-Minuten-Takt bis zum S-Bahnhof Westkreuz durchgebunden werden muss. Damit fahren dann jeweils 6 Züge innerhalb von 20 Minuten. Nur diese Maßnahme ist geeignet, die Verspätungen durch das hohe und weiter wachsende Verkehrsaufkommen auf der Stadtbahn abzubauen und damit die S7 nach Potsdam (und zugleich die S5 nach Strausberg) zu stabilisieren.
  2. Den Vorschlag eines Reservezuges im Bahnhof Grunewald, der bei Verspätungen einer von der Stadtbahn kommenden S7 eingesetzt wird, hält der Berliner Fahrgastverband IGEB nicht für geeignet. Dieser Zug „verstopft“ zusätzlich den Abschnitt Grunewald – Potsdam mit den vielen eingleisigen Teilabschnitten. Das Konzept der S-Bahn, im Bedarfsfall zwei Züge in einer Richtung nacheinander über den eingleisigen Abschnitt in Nikolassee durchzuschleusen, hält der Fahrgastverband IGEB für besser.
  3. Der Berliner Fahrgastverband IGEB bekräftigt seine Forderung nach Verlängerung der in Wannsee endenden Buslinien 114 und 316 zum S-Bahnhof Nikolassee, damit die Fahrgäste dort direkt in die S1 einsteigen können. Für die Fahrgäste dieser Linien hat sich die Fahrzeit Richtung Zehlendorf/Steglitz/Schöneberg durch das Zurückziehen der S1 nach Nikolassee oft mehr als verdoppelt. Wichtig ist die Maßnahme ganz besonders bei der Buslinie 316, weil in dieser auch Fahrgäste aus Potsdam sitzen.
  4. Der Berliner Fahrgastverband IGEB fordert mehr Ehrlichkeit. Angesichts des Ausmaßes der eingleisigen Abschnitte und der weiterhin notwendigen Betriebsfahrten zur Werkstatt in Wannsee sollte niemand die Erwartung wecken, dass der S-Bahn-Verkehr zwischen Berlin und Potsdam bis November 2012 (geplantes Ende der Bauarbeiten in Nikolassee) so stabil gefahren werden kann, wie es noch bis zum Beginn dieser zusätzlichen Bauarbeiten am 29. April 2012 möglich war. Auch die obengenannten IGEB-Forderungen werden das nicht ermöglichen, können aber einen wichtigen Beitrag zur Entspannung der Situation leisten. An dieser schwierigen Situation sind auch die Länder Berlin und Brandenburg mitschuldig, die sich seit 1990 nur unzureichend für den überfälligen zweigleisigen Ausbau der S-Bahn-Strecke Wannsee – Potsdam Hbf eingesetzt haben.

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