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muTiger startet Schulungen zur Zivilcourage

31.05.12 (Nordrhein-Westfalen) Autor:Jürgen Eikelberg

Gewalt im öffentlichen Raum ist allgegenwärtig. Auch im öffentlichen Nahverkehr sind Kunden und Mitarbeiter dem ausgesetzt. Vor wenigen Tagen wurden zwei junge Frauen im Hauptbahnhof Mönchengladbach von drei Jugendlichen regelrecht zusammengeschlagen, weil sie diese aufgefordert hatten, das Fußballspielen in der Bahnhofshalle zu unterlassen. Zwar konnte die Bundespolizei einen der Täter (15 Jahre alt) stellen, ein weiterer wurde gestern  in der Wohnung seiner Mutter gefasst, wo es sich versteckt hielt, der dritte ist aber immer noch flüchtig.

Dabei haben es die zwei Frauen nur einem glücklichen Zufall zu verdanken, das nicht noch mehr passiert ist. Nur weil gerade zwei Beamte der Bundespolizei auf dem Bahnhofsvorplatz Streife ging und sie die Schreie der Opfer hörten, sind sie sofort zur Hilfe geeilt.

Ähnliche Falle, auch mit Todesfolge, schrecken immer wieder die Menschen auf. Oft sehen die Umstehenden weg, wenn es zu Gewalt im öffentlichen Raum kommt. Das Phänomen tritt um so häufiger in Erscheinung, je mehr Menschen die Tat beobachten. „Jemand anders wird schon helfen“, denken viele. Dabei ist „Zivilcourage erlernbar“ und „Jeder kann helfen, ohne sich und andere in Gefahr zu bringen“:

Unter diesen Leitgedanken startet die muTiger-Stiftung aktuell im Rhein-Ruhr-Raum Schulungskurse zur Unterstützung von mehr Zivilcourage. Sie sind das Kernelement der von der KÖTTER Unternehmensgruppe und dem Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) gegründeten Initiative.

„muTiger möchte den Einzelnen unterstützen, auch in kritischen Situationen Verantwortung zu übernehmen und durch den eigenen Mut andere zu schützen.“ Dies betonte Friedrich P. Kötter, Geschäftsführer von KÖTTER Security, Düsseldorf, heute im Rahmen der muTiger-Pressekonferenz im Polizeipräsidium Gelsenkirchen, bei der die Stiftungsziele, das Schulungskonzept und wichtige Partner vorgestellt wurden. „Dabei geht es ausdrücklich nicht darum, falsches Heldentum zu fördern. Vielmehr sollen die Teilnehmer Handlungsempfehlungen an die Hand bekommen, um in kritischen Situationen eingreifen zu können, ohne sich selbst oder andere in Gefahr zu bringen.“

Bei der Umsetzung erfährt die Initiative bereits wichtige Unterstützung durch Unternehmen und Institutionen wie z. B. die Polizei, DB Regio NRW und Verkehrsunternehmen im VRR, die Volkshochschulen in NRW und den Arbeiter-Samariter-Bund (ASB), aber auch von Einzelpersonen. „Diese positive Resonanz bestätigt uns in der Ausrichtung der Stiftung ? und wir setzen jetzt auf die Unterstützung möglichst vieler Bürgerinnen und Bürger.“

In den vierstündigen Schulungen lernen die Teilnehmer bewusst hin- statt wegzusehen, mit geschultem Blick kritische Situationen oder Notlagen richtig einzuschätzen sowie im Rahmen der eigenen Möglichkeiten gezielt zu handeln (z. B. durch Notruf an die Polizei oder Aufforderung zur Mithilfe an andere). Das Schulungskonzept wurde in Kooperation mit der Polizei und den Verkehrsunternehmen im VRR erarbeitet.

Die Registrierung als muTiger und die Anmeldung zu den Kursen erfolgen über die Homepage www.muTiger.de, die fortlaufend aktualisiert wird. Mittelfristig ist eine Ausdehnung der Veranstaltungen auf den kompletten Rhein-Ruhr-Raum und später auf ganz Nordrhein-Westfalen vorgesehen. Auf Bundesebene soll darüber hinaus die Bildung eines Netzwerkes unterstützt werden. Die Basisschulungen werden ab dem 8. Juni zunächst in Bochum, Dortmund, Düsseldorf, Essen, Gelsenkirchen und Gladbeck angeboten.

„Mit dem Wissen um das eigene Helferprofil und den in den Kursen erarbeiteten Handlungsalternativen werden die „muTiger“ künftig zu mehr Sicherheit und Hilfsbereitschaft im öffentlichen Raum beitragen – natürlich auch in Fahrzeugen und Anlagen des ÖPNV“, erklärt Dr. Klaus Vorgang, Vorstand der VRR AöR. „Wir als Verantwortliche sind auf die Hilfe der Bürgerinnen und Bürger angewiesen und sind optimistisch, hier langfristig eine positive Entwicklung zu schaffen.“

Nach der Schulung erhält jeder Teilnehmer eine persönliche muTiger-Karte, auf der die wichtigsten Verhaltensregeln zusammengefasst sind. Sie ist zum einen äußeres Zeichen, sich für Zivilcourage und sozialen Mut in unterschiedlichsten gesellschaftlichen Bereichen einzusetzen. Gleichzeitig berechtigt die Karte zur Teilnahme an weiteren Fortbildungsangeboten, z. B. Erste-Hilfe-Kurse beim ASB.

Nach der Basisschulung steht den muTigern immer ein professioneller Ansprechpartner zur Seite, an den sie sich telefonisch mit ihren Fragen oder Problemen wenden können. Darüber hinaus können sich die muTiger auf der Homepage vernetzen. Dort können sie sich über ihre Erfahrungen austauschen und erhalten Informationen über Aktionen und Kursangebote der Stiftung.

Die muTiger erhalten Unterstützung bei der Wahrnehmung ihrer rechtlichen Interessen im Rahmen der gesetzlichen Unfall- und Haftpflichtversicherung.

Als wichtiger Partner und Botschafter der Stiftung engagiert sich u. a. der Polizeipräsident von Gelsenkirchen, Rüdiger von Schoenfeldt. „Zivilcourage ist ein wichtiger Bestandteil unserer Gesellschaft. Oft sind Gleichgültigkeit, Bequemlichkeit und Desinteresse am Schicksal des Opfers anzutreffen. Dies begünstigt ein Klima, in dem es Straftätern leicht fällt, unbehelligt zu agieren. Ich stelle aber fest, dass viele Bürgerinnen und Bürger sich betroffen fühlen und helfen wollen, wenn andere auf offener Straße belästigt, bedroht oder beraubt werden. Sie wären gerne muTiger. Oft bleibt Hilfe aus, weil sie nicht wissen, wie sie sich richtig verhalten sollen und Unannehmlichkeiten fürchten. Ich wünsche der Stiftung daher viel Erfolg.“

Weitere Botschafter sind Dr. Stefan Sandbrink, Geschäftsführer des ASB NRW, Mirko Mohr, Geschäftsführer der PROTEGON GmbH, und Uli vom Berg, ein Busfahrer der Essener Verkehrs-AG, der durch den mutigen Einsatz mehrerer Fahrgäste nicht zum Opfer wurde.

Neben Repräsentanten und Prominenten kann sich jeder Bürger als Botschafter in der Öffentlichkeit für dieses wichtige Thema einsetzen. Zudem besteht für Bürgerinnen und Bürger, die gern ehrenamtlich tätig werden möchten, die Möglichkeit, sich nach ihrer Teilnahme an einem muTiger-Kurs im Rahmen einer 3-tägigen Qualifizierungsschulung durch die muTiger-Trainerteams selbst zu Kursleitern ausbilden zu lassen.

Als gemeinnützige Stiftung kann muTiger von Unternehmen, Institutionen und Bürgern durch Spenden auf das Konto Nr. 101 313 101 bei der Sparkasse Gelsenkirchen (BLZ 420 500 01) unterstützt werden.

Bild: Jürgen Eikelberg

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