Eisenbahner mit Herz gekürt
16.04.12 (Allgemein) Autor:Jürgen Eikelberg
Rund 150 Bahnkunden sind dem Aufruf der Allianz Pro Schiene gefolgt und haben ihre positiven Erlebnisse mit Eisenbahnern in Deutschland geschildert. Davon wurden 60 nominiert. Die Jury hatte nun die Aufgabe, die drei Sieger zu bestimmen.
Gold ging an den langjährigen Mitarbeiter von DB Fernverkehr Peter Gitzen. Er wurde gleich von zwei Einsendern vorgeschlagen. Eine ältere Dame, die ihre Bahncard aus Versehen in einen Mülleimer entsorgt hatte, bekam nach dem Einsatz von Zugchef Peter Gitzen nicht nur Aufmerksamkeit und Trost gespendet, sondern auch die verlorene Bahncard und ihr Geld zurück. Für die beiden 14-jährigen Mädchen aus dem norddeutschen Oldenburg, die am späten Abend im falschen Zug Richtung Ruhrgebiet saßen, organisierte der Zugbegleiter eine Zelt-Übernachtung im heimischen Garten und – zur größten Erleichterung der Eltern – eine behütete Rückreise erster Klasse quer durch die Republik.
„Wer den Passagier als Gast ansieht, dessen Gastfreundschaft endet nicht am Zugabteil. Uns hat die Herzlichkeit und das private Engagement von Peter Gitzen fasziniert, der gestrandeten Reisenden in der Zeit bis zum Morgenzug aus der Patsche hilft. Ein solcher Zugbegleiter verfährt auch bei Ticket-Problemen nicht nach Schema F. Soviel Gastfreundschaft nach Dienstschluss und Recherchefreude sind selten“, urteilte die Jury unter dem Vorsitz von Allianz pro Schiene-Geschäftsführer Dirk Flege.
Oliver Vitze, DB Regio Lokführer erhielt Silber. Er hatte einen verlorenen Ehering einer jungen Nürnbergerin unter seinen Zug im Gleisbett gesucht und gefunden.
Die Jury würdigte vor allem die „hilfsbereite Ritterlichkeit“ von Oliver Vitze aus dem baden-württembergischen Crailsheim: „Wer im Reisenden den Menschen sieht, der klettert für Fahrgäste auch unter den Zug und sucht den verlorenen Ehering. Uns hat beeindruckt, wie der Lokführer sich nicht zu schade war, im Schotter und Schmutz nach dem Ring zu suchen.“
Bronze ging an Alexandra Schertler, einer Zugbegleiterin der Bayrischen Oberlandbahn (BOB). Als gelernte Zahnarzthelferin hat sie auf der Fahrt von Tegernsee nach München bemerkt, das eine Reisende an der Tür nach Luft rang. Sie führte sie in die erste Klasse und sorgte dafür, das sie sich hinlegen konnte. Während der Fahrt sieht sie mehrfach nach der Kranken. Die Kundin ist „sehr begeistert“ und hätte eine solche Fürsorglichkeit bei der Bahn niemals erwartet.
Die Jury lobte die Aufmerksamkeit und den medizinischen Blick von Alexandra Schertler, die gelernte Zahnarzthelferin ist: „Wer im Kunden den Menschen sieht, leidet mit. Uns hat imponiert, wie die BOB-Zugbegleiterin sich geradezu mütterlich um die gesundheitlich angeschlagene Passagierin gekümmert hat. Soviel Einfühlungsvermögen gepaart mit medizinischem Sachverstand ist selten.“
Einen Sonderpreis für Zivilcourage erhielt der DB Regiozugbegleiter Yalcin Özcan. Er hatte seine Fahrgäste vor einem gewalttätigen Schwarzfahrer beschützt hat. Als der Betrunkene in einem fahrenden Zug der Kurhessenbahn eine Waffe zieht, gelingt es Yalcin Özcan, die Reisenden aus dem Waggon zu lotsen und den Randalierer in einem Abteil einzusperren.
Die Jury würdigt die Zivilcourage des 25-jährigen Zugbegleiters: „Wer ein Herz für Fahrgäste hat, der schützt sie auch bei Gefahr. Uns hat beeindruckt, wie Yalcin Özcan den bewaffneten Aggressor isoliert und die Reisenden in Sicherheit gebracht hat. Soviel Mut ist selten.“