VRR plant Linientausch am Niederrhein
29.03.12 (Europa, VRR) Autor:Stefan Hennigfeld
Mit der Neuausschreibung der Linien RE 5 und RE 6 soll es am Niederrhein einige Änderungen geben. Die Linie RE 5 wird aus Koblenz kommend künftig in Wesel enden und nicht mehr bis Emmerich am Rhein durchfahren. Grund ist die benötigte Mehrsystemausrüstung bei den zukünftigen Fahrzeugen des Rhein-Ruhr-Express (RRX) und die geringe Auslastung nördlich von Wesel. Mit sechs Doppeldeckerwaggons bietet der RE 5 Platz für 700 Menschen, im Schnitt sind dort aber nur zwischen dreißig und achtzig Leute unterwegs.
Statt dessen soll die Linie RB 35 auch wieder außerhalb der Hauptlastzeit bis Emmerich verlängert werden. In dem geplanten Basisangebot des VRR, soll es daneben keine weiteren Verbindungen geben. In einer weiteren Variante sind Verstärkerzüge nach Düsseldorf während der Hauptverkehrszeit, sowie die Verlängerung weniger Leistungen der RB 33 nach Emmerich vorgesehen. Die Kapazität wird von derzeit 520 auf dann 540 Plätze leicht erhöht.
Mit der Ausschreibung der Leistungen ist damit keine Rücknahme der Kürzungen im Rahmen des Koch-Steinrück-Papiers geplant. Vor der Senkung der Regionalisierungsgelder fuhr die Linie RB 35 im Stundentakt nach Emmerich, neben dem RE 5, der alle zwei Stunden von Wesel nach Emmerich hinaus fuhr. Trotz enormer Ausschreibungsersparnisse strebt der VRR keine Rückkehr zum damaligen Leistungsumfang an. Für die Fahrgäste ergeben sich trotzdem einige Verbesserungen, so können alle Halte nördlich von Wesel wieder im Stundentakt angefahren werden.
Zusätzlich besteht bei einer Elektrifizierung der Bochholter Bahn eine Option die RB 33 über Wesel hinaus nach Bochholt zu verlängern oder ein Flügelzugkonzeppt mit der RB 35 zu realisieren. So soll die 70.000-Einwohnerstadt im westlichen Münsterland eine umsteigefreie Verbindung zu den Oberzentren Oberhausen und Duisburg erhalten. Die Bochholter Bahn gehört zu den wenigen Strecken im Nahverkehrsplan des Nahverkehrszweckverbandes Westfalen-Lippe (NWL), die keine Direktverbindung ins nächste Oberzentrum bietet.
Das neue Konzept soll darüberhinaus grenzüberschreitende Nahverkehrsverbindungen nach Arnheim ermöglichen. Zwischen Emmerich und dem niederländischen Arnheim besteht derzeit keine Verbindung im Schienenpersonennahverkehr (SPNV). Entweder muss man auf Buslinien ausweichen oder nach Oberhausen fahren und dort in die ICE-Verbindungen umsteigen. Eine Verlängerung des jetzigen RE 5 wäre zwar wünschenswert, allerdings sind für die grenzüberschreitende Verbindung zukünftig Dreisystemfahrzeuge notwendig, deren Umrichtertechnik zusätzlichen Platz benötigt und die vorgesehenen Doppelstocktriebzüge für den RRX verteuert.
Bei Bedienung der RB 35 mit Triebzügen wären finanzielle Mehrkosten in Höhe von nur 1,2 Millionen Euro zu erwarten. Das nordrhein-westfälische Wirtschafts- und Verkehrsministerium hat sich bereit erklärt, diese – anders als den Rhein-Ruhr-Express – aus dem eigenen Budget zu finanzieren. Voraussetzung ist, dass der Betrieb auch auf der niederländischen Seite gesichert wird, eine Zusage muss bis Juni 2012 vorliegen.
Die Ausschreibungen erfolgen in zwei Teilen: Die Linien RB 33 (Mönchengladbach – Wesel) und RB 35 werden im Rahmen des Niederrheinnetzes ausgeschrieben. Der VRR bietet hier wieder sein Fahrzeugfinanzierungsmodell an. Die Linien RE 5 und RE 6 werden als RRX-Vorlauf ausgeschrieben.
Für die Linien RE 5 und RE 6 ist zudem perspektivisch ein Tausch des Südastes vorgesehen. Die Linie RE 6 würde aus Minden kommend über Düsseldorf hinaus bis Koblenz verlängert werden, während die Linie RE 5 von Wesel kommend in Düsseldorf enden würde. Es gibt jedoch Planungen, die bisherige Linie RE 6 über Neuss und Dormagen nach Köln zu verlängern, bei entsprechender Finanzierung sogar bis zum Köln/Bonner Flughafen. Dadurch wäre dieser direkt an den Düsseldorfer Flughafen angebunden. Das Ruhrgebiet erhielte erstmals eine direkte SPNV-Anbindung an die Bundesstadt Bonn.