Eisenbahnjournal Zughalt.de

Nachrichten über Eisenbahn und öffentlichen Verkehr

Die S-Bahn Rhein-Ruhr und ihre Ausschreibungsersparnisse

15.03.12 (VRR) Autor:Stefan Hennigfeld

Mit der Neuvergabe der Linien S 5 und S 8 spart der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) sehr viel Geld. DB Regio NRW fährt weiter, allerdings erhält das Unternehmen ab Dezember 2014 nicht mehr sechs Euro pro Zugkilometer, sondern nur noch fünf Euro. Das sind 3,6 Millionen Euro, die pro Jahr gespart werden. Mit einem Wechsel vom Netto- in den Bruttovertrag gehen zudem die Fahrgeldeinnahmen nicht mehr zur Bahn, sondern zum VRR.

Beim VRR möchte man die Zahlen nicht kommentieren, bestätigt aber, dass erhebliche Einsparungen realisiert werden können. „Daher sehen wir die künftig erzielbaren Ausschreibungseffekte bei S-Bahnlinien sehr optimistisch“, so VRR-Vorstandssprecher Martin Husmann.

Allerdings wird es auch eine Kapazitätssenkung geben. Die derzeit dort fahrenden ET 422 haben zwölf Türen pro Seite und – je nach Zählweise – bis 192 Sitzplätze. Die neuen ET 440, die DB Regio NRW beschaffen wird, haben nur fünf Türen pro Seite und 170 (allerdings vollwertige) Sitzplätze.

Für Martin Husmann besteht kein Wirkungszusammenhang zwischen den Einsparungen und dem veränderten Rollmaterial und weist darauf hin, dass die Bezugsgröße nicht die ET 422 sind, sondern die vorher dort zum Einsatz gekommenen x-Wagen. „Die ET 422 sind, was die Charakteristika Türzahl und Kapazität angeht, für andere, stärker frequentierte Linien vorgesehen und kamen im Rahmen des Verkehrsvertrages als ´Glücksfall´ auf den Linien S 5 und S 8 zum Einsatz. Da die ET 440 konkret für diese Linien ausgeschrieben und optimiert sind, besitzen sie eine Reihe von Eigenschafen, die einen Vergleich nicht mehr zulassen. Von einer Kapazitäts- oder Qualitätssenkung kann daher keine Rede sein.“

So haben die neuen S-Bahnen wieder Toiletten – und deren Unterhaltung, Reinigung und Wartung sind im Preis bereits inkludiert. Husmann: „Das gilt auch für die höhere Zahl von Einsatzkräften für Sicherheit und Service. Die Anzahl der für die Linien S 5 und S 8 anzuschaffenden Fahrzeuge ist im Verhältnis eher höher als aktuell, da die notwendige Fahrzeugreserve für zwei Linien vorgehalten werden muss und nicht innerhalb des gesamten S-Bahnnetzes aufgeht. Das künftig zum Einsatz kommende System für das Qualitätscontroling ist schließlich viel schlagkräftiger und für uns im Interesse der Kunden besser einzusetzen als bislang.“

Dennoch verzichtet der VRR darauf, die Leistungskürzungen, die es auf diesen Linien in den letzten Jahren gegeben hat, mit der Ausschreibung zurückzunehmen. Husmann: „Zum einen steht die Revision der Regionalisierungsgelder innerhalb Nordrhein-Westfalens aus. Das bedeutet, dass wir heute noch immer nicht wissen, wie hoch unser Etat ab 2013 ist. Wir wollen aber auf keinen Fall die SPNV-Umlage für die Kreise und kreisfreien Städte erhöhen, so dass die mangelnde Planungssicherheit uns davon absehen ließ, die Kürzungen zurückzunehmen. Zum anderen ist mit der nächsten Legislaturperiode des Deutschen Bundestages eine Neuordnung der Regionalisierungsgelder innerhalb der Bundesrepublik zwischen den Ländern geplant. Es ist für alle Aufgabenträger eine große Schwierigkeit, Verkehrsleistungen auf Jahrzehnte zu definieren, wenn das Budget Schwankungen unterworfen ist, die von der politischen Großwetterlage abhängen.“

Im Jahr 2007 wurden die Regionalisierungsgelder gekürzt. Die Länder erhielten vom Bund eine Überkompensation, die aus der Mehrwertsteuererhöhung finanziert wurde. Dieses Geld ist jedoch nicht mehr zweckgebunden. Während viele Länder dieses Geld weiterhin der Schiene zur Verfügung stellen, waren weder die damalige schwarz-gelbe, noch die jetzige rot-grüne Landesregierung bereit, die Eisenbahn finanziell zu unterstützen.

Dazu kommen die ständig steigenden Infrastrukturkosten. Ein immer größerer Anteil der Regionalisierungsgelder fließt direkt zu DB Netz bzw. DB Station und Service. Husmann: „Das Ziel des VRR ist es, den Fahrgästen weiterhin im Rahmen der zur Verfügung stehenden Finanzmittel ein verbessertes Angebot zur Verfügung zu stellen und auch in Zukunft nachhaltige Mobilität für die Menschen zu sichern. Nur weil der VRR in den vergangenen Jahren konsequent zahlreiche Verkehrsleistungen im Wettbewerb vergeben hat, waren Qualitätsverbesserungen und Fahrgastzuwächse überhaupt möglich. Inzwischen sind die Mittel allerdings durch die steigenden Infrastrukturgebühren so knapp geworden, dass der VRR Angebotsverbesserungen auch im Wettbewerb auf Dauer nicht mehr finanzieren kann.“

Dennoch geht man mit der Neuausschreibung der Linien RE 7 und RB 48 wieder in die andere Richtung. Die Linie RB 48, die seit Dezember 2007 von Bonn kommend nicht mehr bis Wuppertal-Oberbarmen fährt, sondern am Hauptbahnhof in Elberfeld endet, wird ab Dezember 2015 wieder verlängert. Husmann: „Es ist uns und unserem Partner NVR ein großes Anliegen, auch den Wuppertaler Osten wieder direkt an Köln und die Bundesstadt Bonn anzuschließen, auch zusätzlich zur Linie RE 7. Innerhalb Wuppertals wird dadurch neben der Schwebebahn auch die Linie S 8 entlastet.“

Kommentare sind geschlossen.