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Sanierung des Berliner Hauptbahnhofs kostet zehn Millionen Euro

19.01.12 (Berlin) Autor:Niklas Luerßen

Weil der Bahnhof unter Zeitdruck fertiggestellt wurde und unbedingt zur WM 2006 eröffnet werden musste, stehen nun erste Sanierungen von Verbindungsteilen an Brücken an. Der Austausch dieser wird wohl mehr als 10 Mio. Euro kosten, bereits eine Mio. Euro ist in die vorläufige Sanierung geflossen.

Auf der Ost-West-Stadtbahn gibt es zur Ableitung der durch Züge ausgelösten Kräfte und damit zur Entlastung der Schienen neun sogenannte Fahrbahn-Übergangskonstruktionen. Normalerweise wäre bei der Kurvenlage der Gleise eine Sonderkonstruktion erforderlich gewesen, aus Zeitgründen unterließ man es. Deshalb wurden nur dort, wo die Gleise fast gerade liegen, Trägerplatten eingebaut.

Bei den übrigen Konstruktionen haben sich bereits von 2007 an Schrauben gelockert, einige sind sogar abgebrochen. Die Ursache ist nicht eindeutig geklärt, nicht ausgeschlossen werden könnte aber, dass es am Zeitdruck und erhöhtem Tempo der Bahn liegen würde. Die Ersetzung der schadhaften Schrauben (im September 1950 von 3250 Schrauben) war sehr schwierig, da viele im Beton verankert sind. Eine umfangreiche Sanierung ist nicht vor 2015 vorgesehen, deshalb gibt es östlich des Hauptbahnhofs eine einige hundert Meter lange Langsamfahrstelle von 40 km/h, da hier die Gleise besonders gekrümmt sind.

Die Entwicklung und Zulassung eines neuen auch für Kurven geeigneten Übergangssystems dauert mehrere Jahre. 38 der 50 Übergangsstellen müssten gewechselt werden, wobei jedes Teil etwa 100.000 Euro kostet. Dabei muss auch die Feste Fahrbahn aufgebrochen werden, was die Kosten weiter in die Höhe treiben würde. Der Brandschutz für den Hauptbahnhof muss wegen der Schweißarbeiten geändert werden, da ansonsten Alarm ausgelöst würde. Außerdem müssen Straßensperrungen erfolgen und der Bahnverkehr unterbrochen werden. Insgesamt rechnen die Experten daher mit Gesamtkosten von über 10 Mio. Euro.

Dabei müssen auch Schäden an der Festen Fahrbahn beseitigt werden, die an mehreren Stellen Risse aufweist – auch hier wurde mit hohem Tempo gearbeitet. Die Firmen hatten sich vor dem Bau meist von der Gewährleistungspflicht befreien lassen, weil sie das Risiko kannten. Beim Austausch der Übergangskonstruktionen, der wie gesagt 2015 geplant ist, müssen mehrere Gleise parallel gesperrt werden. Dies wollte man bisher vermeiden und man unterließ deshalb, das Dach doch noch auf die ursprünglich vorgesehene Länge auszubauen. Das Dach wurde vor der Fertigstellung noch unter Mehdorn aus Zeit- und Kostengründen verkürzt gebaut, die Teile wurden aber noch geliefert und lagern aktuell unter den Viadukten am Ostbahnhof – derzeit nutzlos.

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