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Wie kommen die Güter zur Bahn?

01.12.11 (Güterverkehr) Autor:Jürgen Eikelberg

Allenthalben wird darüber gestritten, ob die Zulassung der „Gigaliner“ nicht doch zu Lasten des Güterverkehrs auf der Schiene führen wird. Das diese Befürchtung realen Ursprung hat, sieht man an den teilweisen Kapazitätzproblemen auf den wichtigsten europäischen Magistralen. Das ist aber nicht das Problem der Lang-LKW, sondern den langwierigen Planungen für die Schieneninfrastruktur, den Einsprüchen der Anwohner und der Finanzierung geschuldet. Wir müssen bis 2025 mit einer Steigerung des Güterverkehrs um 70 Prozent rechnen.

Was viele Eisenbahnfreunde aber gänzlich außer acht lassen, wie kommen die Güter auf die Schiene? In der „guten alten Zeit“ gab es bei vielen Unternehmen eigene Gleisanschlüsse. Teilweise gab es – wie in Hamburg die Ottensener Industriebahn – die im Rollbockverkehr normalspurige Waggons durch Wohn- und Industriegebiete auf Meterspur durch die Straßen zog. Anfangs sogar mit Dampfloks.

Doch mit dem Aufkommen der LKW wurden dies zu unflexibel und damit zu teuer. Selbst dort, wo sie noch vorhanden sind, werden Gleisanschlüsse überwiegend nur bei Massengütern genutzt. Den Einzelwagenverkehr außerhalb der Massengüter übernehmen meist kleinere EVU als Dienstleister. Dabei will die Logistikwirtschaft die Bahn sogar sehr gerne als Frachtführer einsetzen. Der kombinierte Verkehr (Container) ist ein beredtes Beispiel für die Intermodalität der Transportwege.

Wie passt der „Gigaliner“ dann in dieses Bild? Alle Fahrzeuge, die an dem Feldversuch teilnehmen, müssen komibverkehrstauglich sein. Im Klartext, sie müssen Container und Wechselbrücken aufnehmen können, die auch auf die Bahn und auf Schiffe verladen werden können.

Wo heute drei, könnten künftig nur zwei LKW zum Containerterminal fahren. Dies sei allemal ökologischer und ökonomischer, meint Bayerns Staatsministerin Katja Hessel. Im Zusammenhang mit der Ablehnung der Stadt Nürnberg zu dem Feldversuch sagte sie, dass die Lang-LKW dafür ideal seien.

„Natürlich können wir nicht ausschließen, dass es durch den Einsatz von Lang-Lkw in Einzelfällen zu einer Verlagerung von der Schiene auf die Straße kommen wird. Das prognostizierte Wachstum des gesamten Güterverkehrs wird diese Einbußen beim Schienengüterverkehr aber schnell wieder ausgleichen“, erklärt die Staatssekretärin.

Bei einem Transportwachstum von 70 Prozent bis 2025 würden die Kapazitäten der Schiene bei größeren Entfernungen im Schwerverkehr dringend gebraucht. Hier werde die Schiene ihren Marktanteil noch deutlich ausbauen. „Es geht darum, die Herausforderungen des weiter wachsenden Güterverkehrs zu meistern. Wir dürfen Straße und Schiene nicht in einer Konkurrenzsituation zueinander sehen. Ich halte es für wichtig, die Möglichkeiten und Auswirkungen in einem Großversuch zu untersuchen. Anschließend können wir Bilanz ziehen“, unterstreicht Hessel.

Ach ja, ein Gigaliner soll in Deutschland keine höhere Gesamtmasse (zulässiges Gesamtgewicht) haben, als bisherige LKW und ist auch nicht länger, als ein Doppelgelenkbus z.B. in Hamburg – 24 Meter!

Bild: gemeinfrei

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