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Kritik an den Zugausfällen der Nordwestbahn

23.12.11 (VRR) Autor:Stefan Hennigfeld

Die gestern morgen erfolgte Ankündigung der Nordwestbahn, die Linie RB 36 (Oberhausen Hbf – Duisburg-Ruhrort) über die Weihnachtsfeiertage durch Busse zu ersetzen, erntete erwartungsgemäß schwere Kritik. Das Osnabrücker Unternehmen hat bereits seit Monaten massive Personalprobleme. Immer wieder musste man Züge ausfallen lassen. Der VRR als zuständiger Besteller wird in jedem Fall Geld kürzen – mehr ist kaum möglich.

VRR-Sprecherin Sabine Tkatzik erklärt die Situation: „Wir haben mit unserem Partner Nordwestbahn einen gültigen Verkehrsdurchführungsvertrag, auch für die Linie RB 36. Hier sind Pönale vereinbart, die erhoben werden, wenn es zu Verspätungen oder Schlechtleistungen kommt. Zugfahrten, die nicht durchgeführt worden sind, bezahlen wir überhaupt nicht. Ohne auf vertragliche Details einzugehen, aber Zugausfälle kosten jeden Anbieter viel Geld.“

Für Frank Schmidt, Bezirksvorsitzender der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) in Nordrhein-Westfalen, ist das nicht genug. „Es kann nicht sein, dass ein Eisenbahnverkehrsunternehmen einfach so für mehrere Tage den Betrieb einstellt, weil es kein Personal hat. Der Aufgabenträger ist gefordert, hier hart durchzugreifen und dafür zu sorgen, dass so etwas die Ausnahme bleibt.“

Schmidt: „Der Lokführermangel wird sich in den nächsten Jahren dramatisieren. Deshalb ist die ganze Branche aufgerufen, im großen Stil Nachwuchs auszubilden. Sowohl Erwachsene, die als Quereinsteiger aus anderen Berufen kommen, als auch Jugendliche, die die Schule verlassen. Alle müssen gemeinsam die Werbetrommel rühren, aber auch Geld bereitstellen, denn hier können viele Menschen eine gesicherte berufliche Perspektive finden.“

Der Gewerkschafter fordert zudem, diese Vorgänge in künftige Ausschreibungen zu berücksichtigen. „Wenn ein Betreiber erkennbar außerstande ist, seine Verträge zu erfüllen – und das ist bei der Nordwestbahn seit Monaten der Fall – dann muss der Aufgabenträger sich Mittel und Wege vorbehalten, im Interesse der Fahrgäste einzuschreiten. Verlässlichkeit ist eine Grundvoraussetzung dafür, dass die Schiene im Wettbewerb der Verkehrsträger gegen das Auto bestehen kann. Der SPNV muss den Kunden etwas bieten und der für die öffentliche Daseinsvorsorge verantwortlicher Besteller muss sich gegen solche Probleme absichern.“

Dass gesammelte Erkenntnisse beim VRR beständig mit in die Arbeit einfließen, ist eine Selbstverständlichkeit. Tkatzik: „Natürlich bestimmen die Erfahrungswerte der Vergangenheit unser gegenwärtiges und zukünftiges Handeln mit. Das gilt hier im Hause ebenso wie im Austausch mit anderen Aufgabenträgern; innerhalb Nordrhein-Westfalens, aber über die Bundesarbeitsgemeinschaft SPNV auch deutschlandweit. Stillstand ist Rückschritt – diese Weisheit gilt nirgendwo so sehr wie bei der Eisenbahn.“

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