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Bypasslösung Düsseldorf – Köln (RE 6a) könnte privat betrieben werden

09.12.11 (go.Rheinland, VRR) Autor:Stefan Hennigfeld

Die Einführung des RE 6a zum Fahrplanwechsel am kommenden Sonntag ist vorerst gescheitert: Geplant war eine neue Linie Düsseldorf – Neuss – Dormagen – Köln, betrieben von DB Regio NRW mit Silberlingen. Das Unternehmen wollte jedoch einen zu hohen Preis pro Zugkilometer haben. Nun soll es spätestens beim kleinen Fahrplanwechsel im Juni soweit sein. Dabei ist es gut möglich, dass statt dessen eine Privatbahn fahren wird.

VRR-Chef Martin Husmann kündigte an, dass kurzfristig noch ein Gespräch mit der Deutschen Bahn vorgesehen ist. „Vielleicht sogar noch vor Weihnachten, spätestens aber Anfang Januar wird es diesen Termin geben. Wenn wir uns dann nicht einig werden, nehmen wir – gemeinsam mit dem NVR – kurzfristig Verhandlungen mit anderen Eisenbahnverkehrsunternehmen auf, um diese von allen Seiten gewollte spürbare Verbesserung zwischen den beiden Rheinmetropolen realisieren zu können.“

Sowohl der VRR als auch der Kölner Aufgabenträger NVR stehen auf dem Standpunkt, dass die Linie RE 6a eine Annexleistung zur Linie RE 6 ist. Das bedeutet, dass DB Regio in einem Nettovertrag für den RE 6a genau soviel Geld erhalten soll wie für den RE 6. Statt dessen verlangt man jedoch deutlich mehr. Husmann: „Wir werden keinen langwierigen Gerichtsprozess führen, sondern streben in jedem Fall eine schnelle Lösung an; ob mit oder ohne DB Regio.“

Auch auf Privatbahnseite ist man der Ansicht, dass der RE 6a kommen muss. Hans Leister, Geschäftsführer bei Keolis und Vizepräsident des Privatbahnverbandes Mofair: „Wir alle kennen die Verkehrsprobleme zwischen Düsseldorf und Köln. Hier muss im Interesse unserer gemeinsamen Kundinnen und Kunden dringend etwas passieren – und zwar in einem überschaubaren Zeitrahmen. Wenn die Aufgabenträger auf uns zukommen, werden wir uns nicht verschließen, sondern konstruktiv an einer Lösung mitarbeiten.“

In der Arbeitnehmerschaft hofft man ebenfalls auf ein schnelles Zustandekommen der Linie RE 6a. Frank Schmidt, Bezirksvorsitzender der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) in Nordrhein-Westfalen: „Durch den stark überteuerten Verkehrsvertrag mit DB Regio von 2003 / 2004 war der VRR über viele Jahre hinweg von Abbestellungen und Leistungskürzungen geprägt. Aus diesem Grund haben auch die Angebotsausdünnungen im Rahmen von Koch-Steinbrück überproportional zugeschlagen. Dadurch hat sich die Situation für unsere Mitglieder stark verschlechtert.“

Schmidt weiß, dass ein solides Angebot auf der Schiene Grundvoraussetzung für die nachhaltige Sicherung von Arbeit und Beschäftigung ist. „Mit dem neuen RE-Konzept im vergangenen Jahr schlug das Pendel erstmals wieder in die andere Richtung. Deswegen ist es wichtig, die Einführung der Linie RE 6a durchzuziehen. Unser inhaltsgleicher Rahmentarifvertrag und der Betreiberwechseltarifvertrag sind de facto gegenstandslos, wenn die Zugleistungen mit jedem Jahr weniger werden. Deshalb unterstützen wir die Einführung des RE 6a so gut wir können. Dabei spielt es keine Rolle, welches Eisenbahnverkehrsunternehmen fährt.“

Martin Husmann ist jedenfalls optimistisch: „Dass Privatbahnen in der Lage sind, auch kurzfristig Rollmaterial zusammenzuziehen, haben sie bereits mehrfach gezeigt. Sowohl die Zulassungsschwierigkeiten der Eurobahn 2009 / 2010 als auch der Markteinstieg von Abellio zwischen 2005 und 2007 sind erfolgreiche Beispiele dafür, dass man Silberlinge oder D-Zug-Abteilwagen auch anderweitig bekommen kann. Eine Abhängigkeit von DB Regio besteht daher nicht.“

Husmann: „Hier kommt ein grundsätzliches Problem der Bahnreform zum Tragen: Mit der Gründung der Deutschen Bahn am 1. Januar 1994 gingen alle Züge der Bundesbahn auf die neue Bahn AG über. Die Kredite, mit denen sie finanziert worden sind, hat jedoch das Bundeseisenbahnvermögen übernommen – auf Kosten der Allgemeinheit. Dass die Deutsche Bahn heute über eine so erhebliche Fahrzeugreserve verfügt, liegt daran, dass ihr das Rollmaterial bei der Gründung geschenkt worden ist – während ihre Wettbewerber jeden einzelnen Waggon für viel Geld kaufen mussten.“

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