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Ausschreibung Elektronetz Niedersachsen Ost (ENNO) wird vorbereitet

05.12.11 (Niedersachsen) Autor:Stefan Hennigfeld

Nach der Direktvergabe des RE-Kreuzes Bremen an DB Regio und der Zulassung von Gebrauchtfahrzeugen bei der Mittelland-Ausschreibung geht es in Niedersachsen künftig wieder in eine andere Richtung: Der Zweckverband Großraum Braunschweig (ZGB) hat in der letzten Woche Herstellung und Lieferung von 19 Triebzügen in elektrischer Traktion für die Ausschreibung E-Netz Niedersachsen Ost (Enno) ausgeschrieben.

Während die LNVG bereits seit der Bahnreform im großen und ganzen einen fairen und wirtschaftlichen Wettbewerbskurs gefahren ist, hat man sich im ZGB lange Zeit per Direktvergaben an DB Regio gebunden. Das ist teuer, unwirtschaftlich, ordnungspolitisch fragwürdig und nach dem Abellio-Urteil auch juristisch nicht mehr möglich. Die anstehende Ausschreibung der Linien Wolfsburg – Braunschweig – Hildesheim und Wolfsburg – Hannover soll nun für möglichst viele Bieter attraktiv gemacht werden.

Deshalb wird der Aufgabenträger den Eisenbahnverkehrsunternehmen nicht nur die Fahrzeuge zur Verfügung stellen, sondern auch die Wartung wird für einen Zeitraum von zwanzig Jahren direkt durch den Hersteller erfolgen. Derartige Komplettlösungen sind in anderen europäischen Ländern längst an der Tagesordnung; dadurch entfallen nicht nur die Investitionen in die Fahrzeuge, sondern auch in die Werkstätten.

Henning Brandes, Verbandsdirektor im ZGB: „Die Beistellung von zuverlässig gewarteten Fahrzeugen ist bei der nachfolgenden Vergabe der Verkehrsleistungen für die sich bewerbenden Eisenbahnunternehmen interessant und wird den Wettbewerb um dieses Netz steigern. Davon erhoffen wir uns günstige Zug-Kilometer-Preise, die den Zuschussbedarf senken und dadurch ein besseres Angebot für die Fahrgäste ermöglichen.“

Durch das immer größer werdende Vergabevolumen, schließlich ist der Markt in einer Konsolidierungsphase, kann sich kein Anbieter mehr bei sämtlichen Ausschreibungen bewerben. Auch die Deutsche Bahn wird nur noch bei einigen ausgewählten Verfahren ein Angebot abgeben, wie Frank Sennhenn, Chef von DB Regio, erst im Juli in der Zeitung Die Welt ankündigte. Ob das auch für solche Strecken gilt, auf denen die Bahn bereits fährt, ist fraglich – Sennhenn werden da wohl harte Konflikte mit Gewerkschaften und Betriebsräten bevorstehen.

In Niedersachsen scheint man sich an die neue Situation anzupassen: Dadurch, dass die Vergabezeiträume deutlich kürzer sind als die Lebenszeit des Rollmaterials muss die Investition langfristig abgesichert werden. Das gilt ebenso für die kostspielige Einrichtung von Werkstätten. All das entfällt durch dieses Modell, so dass gute Chancen bestehen, hier möglichst viele Bieter zu finden. Bei einem möglichen Betreiberwechsel bleiben Fahrzeuge und Werkstatt erhalten.

Davon sollen auch die Fahrgäste profitieren. Ein hohes Beschleunigungsvermögen soll es erleichtern, Verspätungen aufzuholen und die Betriebsstabilität verbessern. Barrierefreie Erreichbarkeit, Klimaanlage und rollstuhlgerechte WCs sind ebenso eine Selbstverständlichkeit wie auch Platz für Fahrräder. Brandes: „Wir gehen davon aus, dass sich mehrere namhafte Hersteller, die geeignete Fahrzeuge anbieten können, an dem Vergabeverfahren beteiligen werden und das wirtschaftlichste Angebot wird am Ende den Zuschlag erhalten.“

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