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Die S-Bahn Berlin wappnet sich gegen den Angriff des Winters

04.11.11 (Berlin) Autor:Stefan Hennigfeld

Seit einigen Jahren ist die S-Bahn Berlin eine einzige Geschichte voller Pleiten, Pech und Pannen. Einzig die Tatsache, dass der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) – zumindest vor den Wahlen zum Abgeordnetenhaus – eine Ausschreibung blockiert hat, ließ die Deutsche Bahn aufatmen. Für den jetzt anstehenden Winter will man sich besser vorbereitet haben. Es soll zumindest keinen generellen Winterfahrplan mit maximal 60km/h mehr geben. Das soll nur noch manchmal passieren.

Insgesamt hat man zwanzig Millionen Euro in ein Winterpaket investiert, dessen Schwerpunkte in den Bereichen Fahrmotoren, Antriebstechnik und Besandungsanlagen liegen. Peter Buchner, Geschäftsführer der S-Bahn: „Wir sind ein gutes Stück vorangekommen und sind zuversichtlich, in der kommenden Wintersaison eine bessere Leistung anbieten zu können als in den Vorjahren.“ Bereits seit Frühjahr sei „unter Hochdruck“ gearbeitet worden. Zu große Erwartungen sollen die Fahrgäste aber nicht stellen. Schuld ist aber natürlich nicht die S-Bahn. Schuld sind immer nur die anderen, diesmal die Hersteller. Buchner: „Wir haben von der Industrie mit der Baureihe 481 ein Schienenfahrzeug geliefert bekommen, das für extreme Witterungsverhältnisse nicht geeignet ist.“

Aber von der Inkompetenz der Hersteller lässt sich die S-Bahn natürlich nicht beeindrucken. Die Billig-Baureihe, von der Peter Buchner leider nicht erzählt, wer sie in dieser Form bestellt hat, wurde in den eigenen Werkstätten aufgearbeitet. Welche Werkstätten das waren, ob es in solchen passiert ist, die zwischenzeitlich mal geschlossen waren, bleibt ebenfalls offen. In jedem Fall wurden die Fahrmotoren komplett ausgebaut und die verschlissene Isolierung, durch die es bei Schnee zu Kurzschlüssen kam, ist durch eine komplette Neuwicklung ersetzt worden. Wer konnte auch ahnen, dass die Isolierung der ab 1996 ausgelieferten Fahrzeuge nach 15 Jahren erneuert werden muss?

Nicht nur die S-Bahn, sondern auch DB Netz hat als Infrastrukturbetreiber Wintervorbereitungen vorgenommen. Die zur Sicherstellung des Fahrplans notwendigen Weichen verfügen mittlerweile alle über eine Weichenheizung. Viele sind unter der Ägide des mittlerweile bei Air Berlin tätigen früheren Bahnchefs Hartmut Mehdorn ausgebaut worden, das Netz musste börsenfähig werden. Ob es wirklich wirtschaftlich ist, wenn man Weichenheizungen erst aus- und dann wieder einbaut, bleibt jedoch offen.

Wenn der Wetterdienst dennoch Schnee ansagt, wird in Absprache mit dem VBB ein Rückfallkonzept entwickelt. Fahrplaneinschränkungen wird es daher auch dann geben. Die Kunden sollen auf den Bahnhöfen und durch regionale Medien informiert werden. Das betrifft natürlich nur die, die ihr VBB-Ticket nicht irgendwann in den letzten Jahren gekündigt haben und jetzt mit dem Auto fahren.

Bild: Deutsche Bahn AG

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