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VCD: S-Bahn-Fahrgäste zahlen bei Stuttgart 21 Zeche

06.10.11 (Stuttgart) Autor:Niklas Luerßen

Das Nein des Verkehrsausschusses des Verbands der Region Stuttgart (VRS) zum S-Bahn-Linientausch südlich von Schwabstraße wirft viele Fragen zur Zukunft der S-Bahn auf. Deshalb hat sich der Verkehrsclub Deutschland (VCD) an die Spitze des VRS mit einem langen Fragenkatalog gewandt.

VCD-Landesvorsitzender Matthias Lieb forderte mit Verweis auf die vom Wirtschaftsausschuss beschlossene Werbekampagne: „Da der VRS vor der Volksabstimmung die Bürger über die Auswirkungen von Stuttgart 21 informieren möchte, sollten dabei die Folgen auf die S-Bahn ausführlich dargestellt und auch sich daraus ergebende Folgekosten genannt werden“, denn die S-Bahn-Kunden müssten am Ende wieder mal die Zeche zahlen. Der VRS trage als Aufgabenträger für die Stuttgarter S-Bahn eine hohe Verantwortung für seine Fahrgäste. Mit der heutigen Entscheidung des Verkehrsausschusses stünden die Region und das Land nach Schlichtung und Stresstest ohne funktionierenden Fahrplan für die S-Bahn und wegen des Mischverkehrs auf verschiedenen Strecken damit auch de facto den Regionalverkehr bei der Realisierung von S 21 da. Diese Situation sei so nicht hinzunehmen, so der VCD.

Hauptursache des Chaos sei die zusätzliche S-Bahn-Station Mittnachtstraße am geplanten Rosensteinviertel. Da sich durch den Halt die Fahrzeiten der S-Bahnen verlängern werden, gerate der heutige Fahrplan zur Makulatur. Lieb erklärte das daraus resultierende Dilemma: „Damit die Fahrgäste trotz des zusätzlichen Halts im Vergleich zu heute nicht länger unterwegs sein müssten, wurden zwei verschiedene Fahrpläne entwickelt, die allerdings beide zum Teil weitreichende Konsequenzen mit sich brächten“. Damit hätte der Verkehrsausschuss von beiden Fahrplanalternativen eigentlich das Für und Wider abwägen müssen, auch hinsichtlich des Geringhaltens der Folgekosten, die mittelfristig auch auf die Fahrgäste umgelegt werden.

„Die bisherigen Planungen des Landes für den neuen Fahrplan basierten jeweils auf dem S-Bahn-Linientausch, Schlichtung und Stresstest waren darauf ausgerichtet. Lehnt der VRS nun dieses Konzept ab, muss auch der Regional- und Fernverkehr völlig neu geplant werden, es dürften für zusätzliche Überhol- und Bahnhofsgleise Kosten in zweistelliger Millionenhöhe anfallen“, kritisierte Lieb. Auch ein neuer Stresstest wäre damit fällig. Beim Alternativkonzept käme es im Gegensatz zum S-Bahn-Linientauschkonzept zu Anschlussverlusten, außerdem wäre ein aufwändiger Ausbau von Gleisanlagen auf der Rems- und Gäubahn notwendig, damit die S-Bahnen dort im Mischverkehr mit dem übrigen Verkehr weiterhin im Takt fahren könnten. Dies seien hingegen nur einige der genannten Nachteile, so der VCD-Vorsitzende.

Da bei beiden Fahrplankonzepten – also jeweils mit und ohne Linientausch – nach Einschätzung des VCD mit kostspieligen Nachbesserungen zu rechnen sei, die heute nicht notwendig seien, müsse der VRS die resultierenden Mehrkosten aus den Fahrplanänderungen der S-Bahn selber tragen. Die S-Bahn bildet das Rückgrat im Nahverkehr in der Region Stuttgart (knapp 300.000 Fahrgäste täglich), deshalb müsse auch die Zuverlässigkeit bei S 21 sichergestellt sein. Aus Schlichtung und Stresstest geht jedoch hervor, dass sich die S-Bahn nach Realisierung von S 21 gemäß Aussagen im Audit des Gutachterbüros SMA in einem „kritischen Zustand“ befinde und der Halt Mittnachtstraße dafür überwiegender Auslöser der Probleme ist.

Der VCD wies bereits 1996 darauf hin, dass die Station Mittnachtstraße keine wesentliche Verbesserung für die Fahrgäste bringe, da der Übereckanschluss zwischen den S-Bahn-Außenästen auch am Hauptbahnhof hergestellt werden kann, ohne den Vorgängertakt zu verpassen, den man an der Mittnachtstraße eventuell noch erreicht hätte. Der Engpass der zweigleisigen Tunnelstrecke werde jedoch verlängert.

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