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Ingenieure22 ermitteln tatsächliche Stuttgart 21-Ausstiegskosten von 300 Mio. Euro

21.10.11 (Stuttgart) Autor:Niklas Luerßen

Nach seriöser Einschätzung der Ingenieure22 betragen die Ausstiegskosten aus dem Projekt Stuttgart 21 (S 21) hinsichtlich von der Bahn aufgewendeten Baukosten lediglich knapp 300 Mio. Euro. Zu diesem Ergebnis kommt Diplom-Ingenieur Hans Heydemann von den Ingenieuren22, der mit seinem Ingenieurbüro jahrzehntelang öffentliche Planungsaufträge bearbeitet hat.

Die Kosten von 300 Mio. Euro setzen sich aus aufgelaufenen Planungskosten, Kosten für ausgeführte Arbeiten (wie Gleisvorfeld, Nordflügelabriss, Baumfällungen, Grundwassermanagement) und Kosten aus vergebenen Aufträgen zusammen. Bahnchef Rüdiger Grube hat auf Nachfrage der Ingenieure22 die wesentlich höheren Ausstiegskosten aufgeschlüsselt. Allerdings enthalten diese Posten, die mit Stuttgart 21 oder dem Ausstieg nichts zu tun haben, so beispielsweise Planungskosten für die Neubaustrecke Wendlingen – Ulm, die jedoch nicht vom Projekt Stuttgart 21 oder dem Ausstiegsgesetz betroffen ist. Ohne diese sogenannten „Fremdposten“ käme Grube auch nur noch auf 427 Mio. Euro.

„Der Ausstieg aus Stuttgart 21 ist sowohl technisch als auch finanziell dringend geboten, auch wenn die Bahn dadurch ungünstigstenfalls 300 Mio. EUR. verliert. Mit Stuttgart 21 würde man viele Milliarden in den Sand setzen, für ein Projekt, das uns nur Nachteile bringt: Der neue Bahnhof könnte weniger leisten als der Kopfbahnhof, wie er heute ist. Die hohen Beträge, die Bahnchef Rüdiger Grube und andere für den ‚Ausstieg‘ gerne nennen, sind nicht seriös. Sie haben mit  den aufgewendeten Baukosten für S 21 nichts zu tun!  Indem Herr Grube die Rückabwicklung des Gleisgeländekaufes samt aufgelaufener Zinsen und auch die Planungskosten für die Neubaustrecke als ‚Ausstiegskosten‘ für den Tiefbahnhof umdeklariert versucht er, die Menschen im Land hinters Licht zu führen und den eigenen Gewinn zu maximieren.“, so Heydemann.

Die Stadt Stuttgart kaufte das Gleisvorfeld im Jahr 2001 von der Bahn ohne bisherige Gegenleistung. Im Falle des Stopps von S 21 oder anderweitiger Ereignisse, die eine Freimachung des Gleisvorfelds im Endeffekt verhindern würden (z.B. aktuelle Feststellungsklage der SNAG), wäre die Bahn verpflichtet, das Gleisvorfeld von der Stadt zurückzukaufen, und zwar zu einem Jahreszins von 5,5%. Die Stadt bekäme also den damaligen Kaufpreis von 459 Mio. Euro plus Zinsen – also insgesamt nach heutigem Stand etwa 710 Mio. Euro – zurück.

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