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Frankfurt – Marseille in weniger als acht Stunden

13.10.11 (Europa) Autor:Jürgen Eikelberg

Am 23. Mai 2012 wird die Deutsche Bahn gemeinsam mit der französischen Staatsbahn SNCF eine neue Direktverbindung von Frankfurt am Main nach Südfrankreich aufnehmen. Durch die neue französische Schnellfahrstrecke „Rhin – Rhône“ verkürzt sich die Fahrzeit um bis zu 90 Minuten. Auf dieser Verbindung wird der neue TGV 2N2 „Euro-Duplex“ eingesetzt.

Der TGV 2N2 ist ein Doppelstockzug, der 509 Sitzplätze bietet. Er kann – die Bahnsteiglängen vorausgesetzt, auch in Doppeltraktion eingesetzt werden. Auf einigen Strecken in Frankreich kann er bis zu 320 Km/h schnell fahren. Er ist ein Mehrsystemzug, der sowohl mit den in Frankreich und Luxemburg üblichen Stromspannung 25 Kilovolt, als auch den in Deutschland und der Schweiz gebräuchlichen 15 Kilovolt fahren kann. Zudem wurden die Sicherheitseinrichtungen für diese Länder in den Zug integriert und wegen des geringeren Signalabstands in Deutschland zusätzlich mit Magnetschienenbremsen ausgerüstet. Die DB Systemtechnik hat bislang seit Oktober 2010 über 30.000 Testkilometer in Deutschland mit dem TGV 2N2 durchgeführt. Die Tests wurden unter anderem auch auf der Schnellfahrstrecke Köln – Frankfurt durchgeführt, bisher hat dieser Zug aber noch keine Zulassung für diese Strecke. Dieser Zug wird zukünftig auch auf der Strecke Paris – Frankfurt (über Strassbourg) eingesetzt.

In der Woche vom 10. bis zum 14. Oktober ist der Zug zu verschiedenen Tests in Deutschland. Es werden bei Fahrten unter realen Bedingungen mit den zukünftigen Zugbegleitern und Triebfahrzeugführern betriebliche Prozesse wie Abfertigungsverfahren, Zugansagen oder Bahnsteigwenden, aber auch sicherheitsrelevante Notrettungskonzepte geprobt.

Am 13. Oktober 2011 war der TGV 2N2 „Euro-Duplex“ zur Personalschulung am Frankfurter Hauptbahnhof. Die dortigen Mitarbeiter kennen ja „ihren“ ICE und das Handling geht ihnen leicht von der Hand. Aber bei dem TGV 2N2 ist einiges doch anders. So wurde das Reinigen des Zuges geübt, das Befüllen mit Frischwasser und die Entsorgung der Toiletten. Alstom bzw. die SNCF hat in diesem Zug erstmals Toilettenspülungen mit Frischwasser eingesetzt, in den älteren Zügen sind es Chemietoiletten.

Der Zug ist auf der oberen Ebene komplett durchgängig, wer also einmal das „Oberdeck“ erklommen hat, bewegt sich ohne Treppensteigen von vorn bis hinten und wieder zurück. In der Mitte des aus acht Wagen und zwei Triebköpfen bestehenden Zuges befindet sich das Bistro, auch auf dem „Oberdeck“. Naturgemäß ist die Türe für das Bestücken des Bistro mit frischen Waren in der gleichen Höhe. Das erforderte eine kreative Lösung in Frankfurt. In einem speziellen Hubwagen, der natürlich aus Gründen des Arbeitsschutzes mit Geländern und einer Rampe ausgerüstet war, wurden die Rollbehälter in den Zug gebracht.

Auf der unteren Ebene gibt es keinen Übergang zwischen den einzelnen Waggons. Man sitzt zwar sehr nah am Gleis – wie in einem Sportwagen – und hat keine schöne Aussicht. Dafür hat man aber Ruhe vor dem „Durchgangsverkehr“ in den Gängen.

Natürlich wird dieser Zug in Frankreich gewartet, aber kleinere Schäden werden auch in Deutschland repariert. Auch dazu wurden die Mitarbeiter geschult.

Das Bordpersonal ist in jedem Fall zweisprachig und es gibt grundsätzlich gemischte Teams aus DB- und SNCF-Mitarbeitern.

In Frankreich ist jeder TGV Reservierungspflichtig. Da dies so ist und keine Fahrkarten mehr verkauft werden, als Sitzplätze vorhanden sind, hat die SNCF bislang auf Reservierungsanzeigen in den Zügen verzichtet. Im TGV 2N2 „Euro-Duplex“ sind sie erstmalig eingeführt worden (auf den deutschen Abschnitten gilt keine Reservierungspflicht).

Zunächst wird es zwei Umläufe geben. TGV 9580/1 ab Frankfurt Hbf um 14:01 Uhr, Ankunft in Marseille um 21:46 Uhr. In der Gegenrichtung TGV 9582/3 am Marseille um 8:29 Uhr , Ankunft in Frankfurt um 15:58 Uhr. Die Zeitlagen erlauben Umstiege aus und in Richtung Nord- und Süddeutschland.

Selbstverständlich wird es auch das „Europa-Spezial“ auf dieser Verbindung geben, die DB verspricht aber besondere Eröffnungsangebote. Preise wollte die DB auch gegenüber dem Eisenbahnjournal Zughalt.de noch nicht nennen. Ab 24. Dezember 2011, also drei Monate vor dem Start beginnt der Vorverkauf.

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