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Fahrpreiserhöhung wird kritisch aufgenommen

14.10.11 (Verkehrspolitik) Autor:Stefan Hennigfeld

Die für Dezember angekündigte Fahrpreiserhöhung der Deutschen Bahn stößt – wie sollte es anders sein – allgemein auf Kritik. Ab Dezember steigen die Preise im Fernverkehr um durchschnittlich 3,9 Prozent und in den Teilen des Nahverkehrs, der nicht verbundabhängig ist, werden durchschnittlich 2,7 Prozent mehr Geld fällig. Im vergangenen Jahr verzichtete die DB AG erstmals seit 2002 auf eine Entgelterhöhung, weil man es angesichts von Hitzeschäden im Sommer und Winterchaos für unangemessen hielt.

Ein Zustand, an dem sich für den Verkehrsclub Deutschland e.V. (VCD) nichts geändert hat. Bahnreferentin Heidi Tischmann: „Es ist ein Skandal, dass Fahrgäste ab Dezember 2011 mehr Geld für ein nicht optimal funktionierendes Bahnangebot zahlen müssen.“ Im Fernverkehr, so Tischmann, seien nur etwa zwanzig Prozent der Züge pünktlich unterwegs, im Nahverkehr sei es nicht besser, zumal der anstehende Winter zusätzliche Probleme schaffen werde.

In diesem Zusammenhang wird insbesondere die mangelnde Fahrzeugreserve kritisiert. Tischmann: „Die Bahnindustrie und die DB AG schieben sich gegenseitig den schwarzen Peter zu, anstatt auf eine Lösung zu drängen. Doppelt gestraft sind dabei die Bahnreisenden. Insbesondere vor dem Hintergrund der Tatsache, dass die Bahn mit Stolz darauf hinweist, als einziges europäisches Eisenbahnunternehmen Gewinne zu machen, sei eine Fahrpreiserhöhung unangemessen.

Auch für Karl-Peter Naumann, Bundesvorsitzender des Fahrgastverbandes Pro Bahn e.V., ist es ein Schritt in die falsche Richtung. „Auch wenn in den vergangenen zwei Jahren sowohl die Energiepreise als auch die Personalkosten für die DB AG gestiegen sind, können wir Fahrgäste die diesjährige Preiserhöhung kaum nachvollziehen.“

Schließlich sind nicht nur die Produktionskosten, sondern auch das Fahrgastaufkommen gestiegen – und damit auch die Einnahmen. Naumann: „Erschwerend kommt noch hinzu, dass die Qualität im Fernverkehr der DB AG längst nicht auf die Niveau ist, wie wir Fahrgäste es wünschen. So gibt es immer wieder defekte Toiletten, ausgefallene Speisewagen, dazu beim IC-Verkehr fehlende, weil defekte, Wagen.

Statt dessen solle die Bahn versuchen, durch gezielte Angebote mehr Kunden anzulocken. „3,9 Prozent mehr Fahrgäste sind besser als 3,9 Prozent höhere Preise.“ Gerade angesichts ausufernder Benzin- und Dieselpreise warten viele potentielle Kunden nur darauf, mit einem guten Angebot auf die Schiene gelockt zu werden. Vor allem auch das Potential der Freizeitverkehre mit Komplettangeboten lasse man viel zu stark links liegen.

Von Links kommt auch die Kritik von Sabine Leidig, verkehrspolitische Sprecherin der Linken im Deutschen Bundestag. Sie fürchtet eine „Bahn der Reichen“ und fordert die Bundesregierung auf, ihren Einfluss geltend zu machen und für ein Preissystem zu sorgen, dass die Bahn in Zeiten steigender Spritpreise und des Klimawandels eine bezahlbare Mobilität für alle ermöglicht.

Leidig: „Die Energiepreissteigerung und die ausgehandelten moderaten Einkommenserhöhungen rechtfertigen nicht die jetzt bekannt gegebenen Fahrpreiserhöhungen.“ Die Preissteigerungen in Kombination mit dem geplanten Personalabbau im Vertriebsbereich, „das kann sich nur ein Konzern leisten, der sich der Gemeinwohlverpflichtung des Grundgesetzes entzogen hat und sich statt dessen darauf konzentriert, Profite zu machen, wo es möglich ist.“

Leidig weis zudem darauf hin, dass die Fahrpreise zwischen 2004 und 2010 inflationsbereinigt um 15 Prozent gestiegen sind. „Wir brauchen eine gut ausgebaute Bahn und es ist gut, dass öffentliche Gelder in Betrieb und Infrastruktur fließen. Die Öffentliche Hand muss dann aber auch sicherstellen, dass das Angebot wirklich allen Menschen zu bezahlbaren Preisen zur Verfügung steht. Stattdessen verlangt die Bundesregierung noch eine Extradividende von der Bahn und trimmt diese weiterhin auf Börsenkurs.“

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