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Pünktlichkeitsstatistik der Deutschen Bahn im Internet abrufbar

20.09.11 (Allgemein) Autor:Jürgen Eikelberg

Zwar konnte man schon seit Jahren im Internet feststellen, ob ein Zug pünktlich war, aber das sagte natürlich nichts über die Pünklichkeitswerte aller Züge aus. Die Deutsche Bahn will aber nicht länger die Pünktlichkeitsquote ihrer Züge vor der Öffentlichkeit geheim halten und veröffentlicht eine monatliche Statistik im Internet. Seit heute, 20. September 2011 ist diese Statistik auch im Internet abrufbar.

Doch man muss schon suchen, um sie zu finden. Das Eisenbahnjournal Zughalt.de hat sich auf die Suche gemacht und fand die Statistik unter diesem Link: http://www.bahn.de/p/view/buchung/auskunft/puenktlichkeit_personenverkehr.shtml. Dieser Link steht ab sofort auch unter unserer Rubrik Reiseplanung zur Verfügung.

„Wir wollen unsere Kunden transparent informieren, denn wir haben nichts zu verbergen. Die Zahlen in diesem Jahr zeigen, dass wir deutlich pünktlicher unterwegs sind, als uns von Kritikern oft vorgeworfen wird“, sagt Ulrich Homburg, Vorstand Personenverkehr der DB. „Die Werte der einzelnen Monate belegen auch, dass wir saisonale Schwankungen in der Pünktlichkeit haben, die zu einem wesentlichen Teil auf externe Einflüsse, wie beispielsweise extreme Witterung, zurückzuführen sind.“

Die Pünktlichkeitsstatistik bildet die mehr als 800.000 Fahrten von Personenzügen eines Monats ab (davon mehr als 20.000 im Fernverkehr und rund 780.000 im Nahverkehr, inklusive aller S-Bahnen). Die DB bewertet deren Pünktlichkeit sowohl bei der Abfahrt und am Endhalt des Zuges als auch an den Unterwegshalten.

Während im Fernverkehr bereits alle Verkehrshalte in die Pünktlichkeitserhebung einfließen, stützen sich die Nahverkehrsdaten auf die Auswertung einer repräsentativen Auswahl mehrerer Hundert Messstellen an wichtigen Knotenpunkten. Diese wurden zum Großteil mit den Bestellerorganisationen der Bundesländer für den jeweiligen Verkehrsvertrag vereinbart. Ab Januar 2012 wird die DB auch im Nahverkehr alle Halte vollständig erfassen.

„Mit diesen Werten können wir uns auch im internationalen Vergleich sehen lassen“, so Homburg weiter. „Vor allem, wenn man die in Deutschland besonders schwierigen Rahmenbedingungen mit hohem Verkehrsaufkommen und Mischverkehren auf den Hauptkorridoren und den starken Limitierungen an den stark belasteten Knotenpunkten in Betracht zieht. Das heißt aber nicht, dass wir uns zurücklehnen. Unser Anspruch ist eine Verbesserung von Reisequalität und Kundenservice und daher setzen wir alles daran, unseren Fahrgästen eine pünktliche Reise zu ermöglichen.“

Für die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) ist das ein richtiger Schritt, der aber nicht ausreicht. Sie fordert mehr Personal und eine verbesserte Kommunikation. Die EVG kritisierte, dass bei der Personalplanung Beschäftigte und Bedürfnisse der Kunden zu wenig beachtet würden.

„Die Veröffentlichung im Internet ist ein Schritt in Richtung mehr Service und mehr Kundennähe und deshalb ein richtiger Schritt“, sagte Vorstandsmitglied Reiner Bieck. „Man sollte allerdings nicht glauben, dass das Internet alles ist. Die Informationen müssen auf den Bahnsteigen an die Kunden gebracht werden. Die Deutsche Bahn muss sich auch um die Fahrgäste kümmern, die kein Smartphone haben und die nicht ständig mit dem Laptop unter dem Arm herumlaufen.“

Dafür sei zum einen mehr Personal nötig und zum anderen müsse die interne Kommunikation verbessert werden, so der Gewerkschafter. Bieck wies darauf hin, dass immer wieder „Eisenbahner auf den Bahnhöfen, in den Reisezentren und den Service Points den zu recht aufgebrachten Kunden nicht mal Auskunft geben konnten. Solche Situationen wollen unsere Kolleginnen und Kollegen nicht noch einmal erleben.

Wobei sich diese zum Teil berechtigte Kritik sicher nicht auf die Pünktlichkeitsstatistik beziehen kann sondern eher auf das Tagesgeschäft an den Bahnsteigen. Das sind zwei Paar völlig verschiedene Schuhe.

Auch der VCD begrüßt die neue Offenheit der Deutschen Bahn. „Viele Jahren haben wir von der Deutschen Bahn mehr Transparenz gefordert, umso mehr freuen wir uns, dass die Deutsche Bahn die Wichtigkeit und Wirkung von Offenheit erkannt hat“, so Heidi Tischmann, Bahnexpertin des ökologischen Verkehrsclub VCD. Sie betont: „Wenn Fahrgäste erleben, dass sie auf Augenhöhe behandelt werden und sie sich auf die Bahn verlassen können, dann werden sie diese auch vermehrt nutzen.“ So könnten Fahrgäste stärker als bisher nachvollziehen wie pünktlich Züge sind und welche saisonale Einflüsse sowie externe Faktoren, zum Beispiel Umleitungen und Sicherheitsmaßnahmen, die Pünktlichkeit beeinflussen. „Die Offenlegung der Werte ersetzt allerdings nicht die Anstrengungen für mehr Pünktlichkeit im Bahnverkehr“, sagt Heidi Tischmann. „Auch ein Pünktlichkeitswert von 93 Prozent sollte Ansporn sein, sich weiter zu verbessern.“

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