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LNVG verschiebt Vergabe von drei RE-Linien

27.09.11 (Niedersachsen, NWL) Autor:Sven Steinke

Die Landesnahverkehrsgesellschaft Niedersachsen (LNVG) hat im europäischen Amtsblatt einen Änderungsvermerk veröffentlicht, wonach die Betriebsaufnahme des Vergabenetzes „Expresslinien Mittelland/Emsland“ erst ein Jahr später im Dezember 2015 erfolgt. Die Verschiebung ist bereits seit einigen Monaten aus Unterlagen der beteiligten Aufgabenträger Nahverkehr Westfalen-Lippe (NWL) und Zweckverband Großraum Braunschweig (ZGB) ersichtlich.

Zusätzlich soll der neue Verkehrsvertrag nicht mehr für zehn, sondern für 15 Jahre an das gewinnende Verkehrsunternehmen vergeben werden. Die Ausschreibung mit einem Volumen von rund 5,4 Millionen Zugkilometern pro Jahr ist in zwei Lose aufgeteilt. Ende Oktober soll das Vergabeverfahren öffentlich bekanntgegeben werden.

Die LNVG begründet die Verschiebung der Betriebsaufnahme mit der schwierigen Fahrzeugbeschaffungssituation. So geht der Aufgabenträger davon aus, dass mit einer Betriebsaufnahme im Dezember 2014 nur die Bestandsfahrzeuge der DB Regio zur Verfügung stehen. Um auch anderen Unternehmen eine Beteiligungsmöglichkeit an der Ausschreibung zu ermöglichen, gibt die LNVG den Verkehrsunternehmen ein Jahr länger Zeit.

Laut einer Verwaltungsvereinbarung, zwischen den vier beteiligten Aufgabenträgern, wird der neue Verkehrsvertrag als Bruttovertrag mit hohen Anreizen zur Erlössteigerung ausgestaltet. Die Fahrgeldeinnahmen gehen also an die Aufgabenträger, die über ihr Bestellerentgelt vollständig die Leistungen der Verkehrsunternehmen finanzieren. Um den Auftragnehmern Anreize zur Erlössteigerung zu bieten, werden diese daran beteiligt und können so höhere Gewinne erzielen. So wird das unternehmerische Handeln gefördert, um letztendlich mehr Kunden für die Schiene zu gewinnen.

Die Fahrzeuge sind über die Verkehrsunternehmen zu beschafft. Zugelassen sind in dem Verfahren Fahrzeuge ab Baujahr 2003, womit sich DB Regio nicht mit den jetzigen Bestandsfahrzeugen älterer Baujahre bewerben kann. Allerdings setzt das Unternehmen ab Ende 2014 in Schleswig-Holstein auf der RE-Linie Kiel – Hamburg und Nordrhein-Westfalen auf der RE-Linie Münster – Düsseldorf eine hohe Zahl von Doppelstockwagen frei die dieser Vorgabe entsprechen. Außerdem versucht man derzeit, entsprechende Wagen über den Verleaser Railpool der dänischen Staatsbahn zu erhalten, die diese zur Zeit angemietet hat.

Andere Marktspieler können bei weitem nicht auf so einen umfangreichen Gebrauchtfahrzeugbestand zugreifen, womit diese nur auf Neufahrzeuge mit einer hohen Startfinanzierung zurückgreifen können. Hier wäre es von der LNVG weitsichtig gewesen, im Interesse eines fairen Wettbewerbsverfahrens generell Neufahrzeuge zu fordern. Eine Zulassung von Gebrauchtfahrzeugen macht nur dann Sinn, wenn diese allen Verkehrsunternehmen in gleichem Umfang zur Verfügung stehen.

Los Mittelland, Dez. 15 – Dez. 30, 3,0 Mio. Zkm. pro Jahr

  • RE 60 Braunschweig – Hannover – Minden – Osnabrück – Rheine
  • RE 70 Braunschweig – Hannover – Minden – Herford – Bielefeld

Los Emsland, Dez. 15 – Dez. 30, 2,4 Mio. Zkm. pro Jahr

  • RE 15 Emden – Leer – Meppen – Lingen – Rheine – Münster

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