Die Deutsche Bahn und der Fahrscheinverkauf
21.09.11 (Allgemein) Autor:Jürgen Eikelberg
Die Deutsche Bahn ein ein Monopol auf den Vertrieb von Fahrscheinen für den Regional- und Fernverkehr. Zumindest dann wenn in den Verkehrsverträgen mit den Bestellern für den Regionalverkehr nichts anderes vorgesehen ist. Und das ist in den meisten Fällen so. Nachdem die Deutsche Bahn die meisten Fahrkartenschalter geschlossen hat, gibt es Fahrkarten fast nur noch an Automaten – oder im Internet als Onlineticket.
Die Automaten sind klug, man kann jedes erdenkliche Ticket dort erwerben. Nicht nur für spontane Fahrten mit dem nächsten Zug, nein sogar Fahrkarten mit Sparpreisen, mit und ohne Bahncard, Reservierungen für IC und ICE, Ländertickets und vieles mehr sind möglich. Eigentlich alles, was man auch an einem Schalter machen kann. Und das ohne Schaltergebühren. Bezahlen kann man an den Automaten mit Bargeld (O.K., 10 Euroscheine als höchster Wert, also genug bereit halten) oder mit Girocard und Kreditkarten.
Gut, man kann es auch im Internet erledigen und sich ein Onlineticket ausdrucken lassen. Aber nicht jeder hat eine Kreditkarte oder will damit nicht online bezahlen und um den Fahrpreis als Lastschrift von seinem Konto abbuchen zu lassen, will die Bahn vorher eine Bank- bzw. Schufa-Auskunft. Und vor allen Dingen, nicht jeder hat einen Internetanschluss, vor allem ältere Menschen nicht.
In Warendorf hat sich nun folgendes ereignet. Der dortige Fahrkartenautomat war defekt und wurde zur Reparatur abgebaut. Dies war vorübergehend nicht ganz so tragisch, weil die Kunden bei der NordWestBahn die Fahrkarten zur Not im Zug kaufen konnten. Dies aber nur für den Regionalverkehr nach Bielefeld oder Münster. Mittlerweile wurde der Automat aber wieder aufgestellt, aber wie die Stadt Warendorf mehr aus Zufall erfahren sollte, wird er nach den Plänen der Deutschen Bahn bis zum Jahresende 2011 wieder abgebaut. Dieses Schicksal wird wohl allen Stationen auf der Strecke drohen, auf denen allein die NordWestBahn verkehrt.
Kunden, die bislang ihre Fahrkarten für den Fernverkehr an solchen Automaten mit und ohne Sparpreise, Tages- oder Wochenendtickets, Reservierungen und ähnliches gekauft hatten, müssten dann zunächst nach Bielefeld oder Münster fahren, um dort ein Ticket zu erwerben. Alternativ könnten sie auch am Reisetag eine so genannte Anfangsstrecke in der NordWestBahn von 15 Euro entrichten, die dann wie Bargeld beim Zugbegleiter eines Fernzuges anerkannt wird. Dann aber zum teureren Bordpreis und ohne die Möglichkeit, Sparangebote zu nutzen. Und vor allem, es ist dann auch keine Reservierung eines Sitzplatzes möglich.
Eine Strategie, welche die Deutsche Bahn möglicherweise seit längerem verfolgt. Auf den Strecken des RE 16 (Abschnitt Hagen – Siegen, Abellio) sind keine Fahrkartenautomaten der DB aufgestellt und auf der Linie RE 10 (Abschnitt Krefeld – Kleve, NordWestBahn) könnten sie kurzfristig abgebaut werden. Ebenso auf dem Abschnitt des RE 13 von Viersen nach Kaldenkirchen/Venlo, wo bislang noch DB-Automaten stehen. Beispiele aus anderen Regionen ohne DB-Fahrkartenautomaten sind mir leider nicht bekannt, aber es dürften einige sein.
Dabei sind die Automaten nicht nur Verkaufsstellen, sondern auch Auskunftsmedium für Bahnverbindungen. Nicht jeder Kunde, ich möchte mal behaupten die wenigsten, haben ein Smartphone mit den entsprechenden Applikationen wie den DB-Navigator oder die entsprechende des Verkehrsverbundes.
Daher fordert die Monopolkommission unter anderem ein unabhängiges Vertriebssystem. Und das ist im Interesse der Bahnkunden unerlässlich.
Bild: DBAG