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Hartmut Mehdorn wird Chef bei Air Berlin

18.08.11 (Allgemein) Autor:Jürgen Eikelberg

Der Mehdornismus ist wohl eine ganz eigene Epoche deutscher Eisenbahngeschichte. Sicher nicht die dunkelste, wenn man sich vor Augen hält, was die Nazis und auch das SED-Regime mit ihren Reichsbahnen gemacht haben, aber doch eine bemerkenswerte. Im Frühjahr 2009 musste er zurücktreten, weil die sogenannte „DB Konzernsicherheit“ unter seiner Führung zu einem Orwell´schen Überwachungsapparat ausgebaut wurde.

Nun wird Hartmut Mehdorn Chef des Billigfliegers Air Berlin. Erste Wirkungen sind bereits bekannt: Das Angebot wird ausgedünnt, die Kapazitäten an Flugzeugen verringert und man konzentriert sich auf die Drehkreuze Wien, Düsseldorf, Berlin und Palma de Mallorca. Während er seine Bodenhansa-Träume mit der Deutschen Bahn nie so richtig verwirklichen konnte, kann er jetzt streichen, was das Zeug hält – ohne dass irgendwelche Politiker Widerstand leisten.

Hartmut Mehdorn war 1999 von Gerhard Schröder zum Bahnchef gemacht worden. Nachdem das Ziel der Bahnreform 1994 und der Regionalisierung des Nahverkehrs 1996 ursprünglich lautete, mehr Verkehr auf die Schiene zu bringen, hat die rot-grüne Bundesregierung dieses Ziel verworfen. Statt dessen sollte die Bahn in ihrem damaligen Ist-Zustand an der Börse verkauft werden. Mehdorn sollte das Unternehmen „börsenfähig“ machen.

Zuvor hat er bereits die Heidelberger Druckmaschinen an die Börse gebracht. Dazu hat er zahlreiche Unternehmen, auch branchenfremde, aufgekauft und die Geschäftsaktivitäten diversifiziert. Ähnlich ging er auch bei der Deutschen Bahn vor. Den Absturz des Unternehmens und die Rückbesinnung aufs Kerngeschäft mussten seine Nachfolger machen. Auch hier erinnert vieles an die Deutsche Bahn, wo Rüdiger Grube jetzt das von Mehdorn hinterlassene Chaos verwalten und ordnen muss.

Viel Erfolg, Air Berlin! Und vielleicht tut Hartmut Mehdorn an seinem neuen Arbeitsplatz ja mehr für die Eisenbahn als je zuvor.

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