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IGEB: Spatenstich am Hauptbahnhof darf nur ein erster Schritt sein

06.06.11 (Allgemein) Autor:Test Kunde

Berliner HauptbahnhofBöse Zungen behaupten, der Berliner Hauptbahnhof sei nur mit dem Zug zu erreichen. Das stimmt natürlich so nicht. Immerhin gibt es auch noch die „Kanzler U-Bahn“, die U55. Eine nur 1,8 Kilometer lange Strecke mit drei Stationen, die nicht einmal an das übrige U-Bahn Netz angeschlossen ist. Am Brandenburger Tor muss man in die S-Bahn umsteigen. Und natürlich ist der Hauptbahnhof an das Berliner Busnetz angeschlossen.

Zur Erinnerung, im Westteil der Bundeshauptstadt wurde während der deutschen Teilung das Tram-Netz komplett abgebaut und durch Busse ersetzt worden. Die BVG ist das weltweit größte Busunternehmen im öffentlichen Nahverkehr und die Doppeldeckerbusse sind eine Wahrzeichen von Berlin. Im Ostteil der Stadt blieb die Tram erhalten.

Heute wurde mit einem symbolischen Spatenstich mit den Bauarbeiten zu einer besseren Anbindung des Hauptbahnhofs begonnen. Die Freude ist beim Berliner Fahrgastverband IGEB aber gedämpft. Straßenbahn und S 21-Nord würden nur wenigen Fahrgästen nutzen, wenn die Strecken am Hauptbahnhof enden und nicht zeitgleich der S-Bahnhof Perleberger Brücke gebaut würden.

Zwar würden zukünftig drei Straßenbahnlinien von Osten kommend zum Hauptbahnhof geführt, doch ein erheblicher Teil der Fahrgäste wollten gar nicht zum Hauptbahnhof, sondern von Mitte nach Moabit bzw. umgekehrt. Dies Fahrgäste würden heute die durchgehenden Buslinien nutzen, müssten aber dann am Hauptbahnhof umsteigen. Deshalb fordert der Berliner Fahrgastverband IGEB, dass umgehend mit den konkreten Planungen für die Weiterführung der Straßenbahn nach Moabit begonnen wird – und zwar mindestens bis zur Beusselstraße. Der derzeit diskutierte Endpunkt am U-Bahnhof Turmstraße würde ebenfalls viele Fahrgäste zum Umsteigen zwischen Straßenbahn und Bus zwingen.Erst mit der Verlängerung nach Moabit würden die Straßenbahnen auf der Neubaustrecke zwischen Chausseestraße und Hauptbahnhof gut frequentiert sein.
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Die IGEB hält den S-Bahn-Bau vom Nordring zum Hauptbahnhof, die sogenannte S21, bekanntlich für kein wichtiges Projekt. Aber da die Entscheidung nun für diesen Bau gefallen ist, fordert der Berliner Fahrgastverband IGEB, dass der S-Bahnhof Perleberger Brücke, der einzige an dieser Strecke geplante neue Halt, zeitgleich realisiert wird. Diese Station bietet vielfältige Umsteigemöglichkeiten zu Buslinien und erschließt dicht bebaute Altbauquartiere sowie den Stadtraum um die nördliche Heidestraße und den Nordhafen, ein Schwerpunktgebiet der innerstädtischen Stadtentwicklung. Es ist unbegreiflich, wie man eine S-Bahn-Strecke von Gesundbrunnen zum Hauptbahnhof bauen kann, (eine Relation, die auch von Regionalzügen bedient wird), ohne zugleich die wichtige Zwischenstation an der Perleberger Brücke zu realisieren. Der Einwand, dass die hohen Baukosten den Nutzen-Kosten-Faktor für die S21 unter 1,0 gedrückt hätten, kann leicht entkräftet werden, wenn der Senat die Station aus den einbehaltenen S-Bahn-Geldern finanzieren würde.

Es sei ebenso wichtig, dass sich der Senat von Berlin, Bund und Deutsche Bahn schon jetzt Gedanken machen, wie die neue S-Bahn-Strecke zeitnah vom Hauptbahnhof nach Süden zum Postdamer Platz weitergeführt werden kann. Alle Fachleute wären sich einig, dass eine am Hauptbahnhof endende S-Bahn nur relativ wenigen Fahrgästen nützt. Erst mit der Durchbindung vom Hauptbahnhof zum Potsdamer Platz würde auch der S21-Abschnitt zwischen Nordring und Hauptbahnhof angemessene Fahrgastzahlen erreichen.

Bild: Gemeinfrei. Urheber: Norbert Aepli
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